Über die Ventile des Herzens

Wenn Herzklappen zu Schwachstellen werden ... Im Gespräch mit dem Kardiologen Dr. Kilian Distler

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Querschnitt Herz. Foto: ©depositphotos.com/@Morphart

„Herzklappen sind die Ventile des Herzens, die dafür sorgen, dass das Blut zur richtigen Zeit in die richtige Richtung fließt. Immer dann öffnen und schließen sie sich“, erklärt Dr. Kilian Distler, Chefarzt der Inneren Medizin II – Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Main-Spessart in Lohr am Main. Doch manchmal ist gerade diese Funktion gestört.

Der Kardiologe, der letztes Jahr noch als Oberarzt am Klinikum Würzburg Mitte, Standort Juliusspital, tätig war, unterscheidet: erstens angeborene Herzklappenfehler, zweitens höchst seltene, die durch Tumore entstehen, drittens jene, die durch eine Entzündung – infolge von Bakterien oder Rheumatismus – in jedem Alter hervorgerufen werden können (Endokarditis) und zu guter Letzt die „häufigste Form“, degenerative Herzklappenerkrankungen.

„Der Körper altert, die Klappe verkalkt. Ihre Funktion ist eingeschränkt“, so der gebürtige Würzburger. Nicht selten hat es der Internist dann mit einer Klappenverengung (Aortenklappenstenose) zu tun. Die Herzklappe kann nicht vollständig öffnen. Zum anderen sehe er fast ebenso oft eine Mitralklappen-Undichtigkeit. Hier kann die Herzklappe nicht vollständig schließen, wodurch Blut nach hinten austritt. „Von solchen degenerativen Herzklappenerkrankungen sind vor allem Menschen ab etwa 70 Jahren betroffen“, sagt Dr. Distler. Und die könnten, wenn die Vorsorge vernachlässigt werde, über viele Jahre unentdeckt bleiben.

„Symptome treten erst auf, wenn es schon fünf vor zwölf ist. Das Herz kann eine Schwäche lange Zeit gut kompensieren, bis schließlich eine ernste Situation entsteht, die durch andere Herzerkrankungen sogar noch verschlimmert werden kann.“ Bei der Aortenklappenstenose seien das dem Intensiv- und Notfallmediziner zufolge insbesondere Atemnot bei Anstrengung, ein Engegefühl in der Brust und Synkopen, also kurzzeitiger Bewusstseinsverlust. Sie können in Kombination, aber auch einzeln vorkommen.

„Natürlich kann jedes dieser Symptome auch andere Ursachen haben. Die Kunst des Arztes besteht darin, hier die richtigen Schlüsse zu ziehen“, betont Dr. Distler die Wichtigkeit einer sorgfältigen Anamnese. Darauf folge das gründliche Abhören mit dem Stethoskop, ein Herz-Ultraschall sowie ein Herz-Katheter. Anhand der daraufhin gestellten Diagnose werde festgemacht, welche Therapie angezeigt sei.

„Undichte Herzklappen lassen sich mit Medikamenten durchaus eine Weile ganz gut führen“, erklärt Distler. Dazu zähle die Behandlung einer möglicherweise zugrundeliegenden anderen Erkrankung wie zum Beispiel Bluthochdruck. „Bei den verengten Klappen geht das schon schlechter. Es gibt kein Medikament, dass diese wieder weit macht.“ Bei diesen Patienten müsste ab dem Zeitpunkt, an dem sie symptomatisch werden, eine OP geplant werden. „Hier gibt es den klassischen Weg, die konventionelle Herzklappen-Operation. Zum anderen gibt es die minimalinvasive Klappen- Therapie. Über einen kleinen Zugang, meist in der Leiste, können so künstliche Klappen eingesetzt werden, ohne dass hierfür der Brustkorb geöffnet werden muss.“

Nach einer Operation schließt sich in der Regel eine Phase der Rehabilitation in Form einer Anschluss-Heilbehandlung an. „Hier werden die Patienten wieder fit für den Alltag gemacht. Dieses Ziel gilt auch für Ältere.“ Hier stellen sie sich in Ruhe auf die neue Lebenssituation ein. Damit die alte Leistungsfähigkeit wieder hergestellt wird.

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