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Kabel, Schläuche, Unmengen an Technik – der Blick in eine Intensivstation kann herausfordernd sein. „Der größte Unterschied zu einer Normalstation besteht darin, dass wir hier die Möglichkeit haben, die meisten Organsysteme kontinuierlich zu überwachen“, erklärt Dr. Oliver Kuckein, Leiter der Intensivstation mit Zentral- und Notaufnahme an der Steigerwaldklinik in Burgebrach. Auch der Personalschlüssel sei anders als auf einer herkömmlichen Station. „Nur durch eine 24-Stunden-, 365-Tage-Überwachung der Patientinnen und Patienten können wir der Schwere ihrer Erkrankungen gerecht werden.“ Dem Facharzt zufolge gebe es zwei Szenarien, die einen Aufenthalt nötig machen. „Patientinnen und Patienten, die akut auf die Intensivstation kommen, haben eine lebensbedrohliche Erkrankung“, sagt Dr. Kuckein. „Das heißt, ein oder mehrere Organsysteme funktionieren nicht und bringen den Menschen in Lebensgefahr.“ Zum anderen gebe es geplante Aufnahmen, etwa nach größeren Operationen oder Untersuchungen, die eine engmaschige Überwachung bedingen. Generell bekomme jeder Mensch, der auf der Intensivstation liege, ein Basis-Monitoring. „Das heißt, wir überwachen Atemfrequenz, Herzfrequenz, EKG, Sauerstoffsättigung und Blutdruck.“ Letzteres geschehe häufig mittels einer invasiven Blutdruckmessung über einen Katheter. Das bedeute, dass nicht alle zehn Minuten mit einer Manschette gemessen werde, sondern kontinuierlich. Darüber hinaus würde auch ein erweitertes Monitoring zur Überwachung zusätzlicher, spezieller Kreislaufparameter genutzt. Natürlich sei die Medizin auf der Intensivstation sehr gerätelastig, sagt der Chef in Burgebrach. Die Liste erscheint endlos, von Perfusoren und Infusionspumpen bis hin zu Geräten, die ganze Organsysteme ersetzen. „Die Überwachung ist lückenlos und gut“, betont der Mediziner. Das Haus in Burgebrach verfügt über sieben Intensivbetten sowie weitere Überwachungsplätze und Telemetrie. Entsteht ein Engpass, gebe es ausreichend Verteilmöglichkeiten. Auf der Intensivstation ist stets hoch qualifiziertes Fachpersonal im Einsatz. Ärztinnen und Ärzte arbeiten im Drei-Schicht-System. Immer ist eine Ärztin oder ein Arzt, etwa aus der Anästhesie, der Chirurgie oder der Inneren Medizin auf Station. Und die Leitung obliegt immer einer Kollegin oder einem Kollegen mit der Fachweiterbildung „Intensivmedizin“. Am Wochenende stünden zusätzlich zu den Assistenzärztinnen und -ärzten, Oberärzte und -ärztinnen im Hintergrund bereit. Auf pflegerischer Seite kommen nur examinierte Kräfte zum Einsatz. „Wir haben erfreulicherweise eine sehr hohe Rate an Pflegekräften mit der Zusatzweiterbildung ‚Intensivmedizin‘“, schildert Dr. Kuckein. Das gemeinsame Ziel aller Beteiligten: Die Patientinnen und Patienten zurück ins Leben – und wenn es gut läuft, zurück in den Alltag – bringen. „Es gibt aber auch Situationen, wo sich das Therapieziel ändert und die Patientin oder der Patient palliativ unterstützt werden muss“, sagt Kuckein. Es ist klar, die Frage „Leben oder Tod“ stellt sich auf einer Intensivstation schneller und häufiger als andernorts. „Unser Haus verfügt über eine Ethikberatung, die wir jedoch nur selten bemühen müssen.“ Darüber sei er ausgesprochen froh, betont Dr. Kuckein. Denn der Entscheidungsweg könne schwierig sein. Meistens ergebe sich dieser aber durch gute Kommunikation, über die man den mutmaßlichen Willen der Patientin oder des Patienten herauskristallisieren könne. Wichtig sei es, stets die Angehörigen mit einzubinden. Eine Patientenverfügung wiederum helfe im speziellen Fall oft wenig. Der Facharzt sieht im Falle fehlender Therapieoptionen seine Aufgabe darin, nach reiflicher Überlegung einen sinnvollen Weg vorzugeben und diesen dann, unter Umständen mit Unterstützung von Seelsorge oder Palliativdienst, zu besprechen. Uneinigkeit erlebe er zum Glück äußerst selten. „Es ist manchmal eine Gratwanderung. Doch letztlich handeln wir immer im Sinne der Patientinnen und Patienten.“ Dr. Kuckein und sein Team achten aber nicht nur auf ihre „Schützlinge“, sondern auch auf sich. Zum einen gebe es einen Austausch untereinander, zum anderen könne auch die direkt angeschlossene Psychosomatische Tagesklinik für Supervision genutzt werden. Denn es geht um Menschen, auf der einen wie auf der anderen Seite des Bettes …