Das Kännchen Kaffee hat, anders als viele denken, kaum Auswirkungen auf den Puls. Allerdings erhöht sich der, wenn man zum Bus hetzt. Oder wenn man Sport treibt. Bei hoher emotionaler Anspannung und bei Stress kann der Puls ebenfalls erhöht sein. Grundsätzlich schwankt der Puls, erläutert Prof. Ulrich Hofmann, Kardiologe am Uniklinikum Würzburg. Und zwar schwankt er nicht nur je nach Aktivität, Stresslevel und Fitnesszustand, sondern auch im Laufe des Lebens. „Bei Kindern ist der Ruhepuls hoch, im Erwachsenenalter nimmt er ab“, erläutert der Oberarzt. Zwischen 60 und 80 Schläge pro Minute sind bei Erwachsenen die Regel: „Körperlich gut trainierte Menschen haben mitunter allerdings einen niedrigeren Ruhepuls.“ Zwischen dem 70. und dem 80. Lebensjahr nehme der Puls dann meist wieder auf 80 bis 90 Schläge in Ruhe zu. Wie hoch er im individuellen Fall ist, liege am körperlichen Zustand und auch daran, ob man Medikamente einnehme. Arzneimittel wie Betablocker, so der Kardiologe, können den Puls beeinflussen. Ein Kindergartenkind habe laut dem Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie einen höheren Ruhepuls als ein erwachsener Mensch. Er liege meist bei um die 100 Schlägen in der Minute. Bei einem Jungen oder Mädchen, das in die Grundschule geht, würden in aller Regel zwischen 80 und 90 Schläge pro Minute in Ruhe registriert. Gesunde Erwachsene, so der Kardiologe, müssen ihre Pulswerte nicht regelmäßig checken. Wer allerdings routinemäßig seinen Blutdruck misst, bekommt zwangsläufig mit, wie es sich mit seinem Puls verhält: Die meisten Geräte messen dies mit. Den Wert zu kennen, ist dann gut, falls sich der Puls plötzlich durchgreifend ändert. Bei einem starken Abweichen von dem, was sonst normal ist, sollten Hausärztin oder Hausarzt konsultiert werden. Das gleiche gelte, ist der Ruhepuls über 100 oder unter 50 Schlägen. Dahinter können Krankheiten des Herzens stecken. In Arztpraxen, so Ulrich Hofmann, landeten in letzter Zeit vermehrt Menschen, die unsicher sind, weil ihre neue Smartwatch erstmals Pulswerte aufzeichnet. Das sind sie nicht gewohnt: „Und es sorgt für Verunsicherung.“ Von der Ärztin oder vom Arzt wollen sie dann wissen, wie die Werte zu interpretieren sind. Völlig normal ist es, wenn sich der Puls in Stresssituationen und bei emotionalen Belastungen erhöht. Das liegt am sympathischen Nervensystem: „Das drückt in Stresssituationen aufs Gaspedal.“ Schwankt der Puls plötzlich ohne Stress von einem Tag auf den anderen oder sogar während eines Tages sehr stark, sollte dies abgeklärt werden: Dahinter könne ein Herzrhythmus-Problem oder Vorhofflimmern stecken. Wer seinen Puls beruhigen möchte, kann es mit einer Entspannungsübung probieren. Die Palette ist groß, sie reicht von Autogenem Training über Feldenkrais und Qigong bis Yoga. Eine ärztliche Empfehlung, welche Entspannungsübung besser ist, gebe es laut Ulrich Hofmann nicht. Hier sollte jeder nach seiner Vorliebe vorgehen.
Quelle: 1Susanne Hahn: Puls. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1202 f.