Trichterbrust: Kosmetik oder Krankheit?

Thoraxchirurg Dr. Danjouma Cheufou über eine Erkrankung mit physischen und psychischen Folgen

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„Die Krankenkassen übernehmen die Behandlung einer Trichterbrust nur aus medizinischen, nicht aber aus kosmetischen Gründen“, heißt es auf einem Portal zum Thema „Trichterbrust“. Eine Argumentation, die zu kurz greift, meint Dr. Danjouma Cheufou, Chefarzt der Thoraxchirurgie in der Missioklinik (Klinikum Würzburg Mitte). Er lässt beide Gründe gelten. „Eine Trichterbrust ist eine Einsenkung des Brustbeines nach innen,“ erklärt Dr. Cheufou. Dadurch werde der Brustraum eingeengt. „Grundsätzlich ist sie angeboren und schreitet im Laufe der Erkrankung fort“, so der Mediziner.
Aus der Praxis wisse er, dass deutlich mehr Jungen als Mädchen betroffen seien. Um die Pubertät herum sei die Ausprägung am deutlichsten. Das habe vor allem psychische Auswirkungen. „Jugendliche mit Trichterbrust vermeiden Gruppensportarten oder Schwimmen, wollen ihre ‚Andersartigkeit‘ nicht zeigen. Das führt zur Abkapselung und oftmals zur Isolation.“

Auch körperliche Einschränkungen seien eine Begleiterscheinung. „Die Einengung des Brustraumes führt zu einer Verkleinerung des Lungenvolumens.“ Jugendliche könnten das im Alltag noch sehr gut kompensieren. Bemerkbar mache sich das jedoch bei „Leistungshöhepunkten“. Auch Auswirkungen auf das Herz seien möglich, so der Thoraxchirurg. Durch die Einsenkung könne es zu einer Verdrängung des Herzens kommen. Sei die Ausprägung extrem, könne das etwa zu Herzrasen bei hoher Belastung führen. Zudem: „Junge Leute neigen dazu, eine Trichterbrust zu verstecken.“ Das begünstige eine zusammengesunkene Haltung, die Rückenbeschwerden – angefangen von einer Verspannung der Muskulatur bis hin zu einer Schiefstellung der Wirbelsäule – nach sich ziehen könne.

Dr. Cheufou zufolge gibt es mehrere Möglichkeiten, eine Trichterbrust zu behandeln. „Man kann die Trichterbrust konservativ, ohne Operation therapieren, etwa mit Physiotherapie und Atemgymnastik unter Anleitung.“ Damit kräftige man die einschlägige Muskulatur und richte den Brustkorb auf. Mit Glück stabilisiere sich das Ganze in der Form …
Eine andere Methode sei die Vakuumtherapie mit einer Saugglocke. Mit der Zeit käme es auch hier zu einer Kompensation. Allerdings müssten diese Therapien bereits im Kindesalter begonnen werden, da im Laufe der Zeit eine Verknöcherung stattfinde. Habe sich die Trichterbrust bereits etabliert, käme auch eine Operation infrage. Dies könne – „bei einer extremen Verformung“ – in einem „offenen“ Verfahren geschehen, bei der ein Schnitt sowie eine Trennung am Brustbein erfolge und schließlich eine Platte eingesetzt werde, die die Einsenkung korrigiere.

Moderner sei die Nuss-Methode. Diese sei minimal-invasiv. Hier seien nur kleine Schnitte an den Seiten des Brustkorbes nötig. Anschließend werde unter Kamerakontrolle ein individuell angepasster Metallbügel eingezogen, der den Brustkorb anhebe. Dieser bleibe drei Jahre im Körper. „Ich empfehle dieses Verfahren kurz vor Ende der Pubertät“, sagt Cheufou. Vorher sei die volle Ausprägung der Trichterbrust noch nicht gegeben. Zudem bestehe das Risiko, dass sich die Brust wieder verforme.

Quellen:
¹www.trichterbrust.info/trichterbrust-therapie-op/index.html,
²www.laekh.de/heftarchiv/ausgabe/artikel/2020/juli-august-2020/die-trichterbrust-bei-kindern-und-jugendlichen-ein-ueberblick-ueber-die-therapieoptionen

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