Stiftung Juliusspital feiert Stiftungstag unter freiem Himmel

Festakt zur 445-jährigen Grundsteinlegung: Würdigung des Wirkens der Oberzeller Franziskanerinnen im Juliusspital

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Gedenktafel „Die Oberzeller Franziskanerinnen haben tiefe Spuren im Juliusspital hinterlassen“
(von links) Sr. Marita Gäbelein (50jähriges Jubiläum), Sr. Dr. Katharina Ganz, Oberpflegamtsdirektor Walter Herberth, Ober-pflegamtsrat Pfarrer Bernhard Stühler

Nachdem der Stiftungstag zur Erinnerung an die Grundsteinlegung des Juliusspitals am 12.März 1576 und die exakt drei Jahre später erfolgte Unterzeichnung der Stiftungsurkunde im vergangenen Jahr pandemiebedingt ausfallen musste, wurde der Festakt heuer mit rund viermonatiger Verspätung nachgeholt. Dabei erlebten die Gäste eine Premiere: Denn aufgrund des späteren Termins und zur Einhaltung der Corona-Regeln wurden die Feierlichkeiten erstmals unter freiem Himmel abgehalten.

So begrüßte Pfarrer Bernhard Stühler die Spitäler zum Festgottesdienst im „Dom“, wie er es formulierte, des Juliusspitals unter den mächtigen Bäumen des Parks vor dem Gartenpavillon statt wie sonst üblich in der Pfarrkirche St. Kilian.

Zu Beginn des anschließenden Festaktes erinnerte Oberpflegeamtsdirektor Walter Herberth an den letzten Tag-der-offenen-Tür des Spitals am 14.09.2019, an dem bis zu 1000 Besucher die Informationsangebote der Stiftung Juliusspital und des Klinikum Würzburg Mitte in An-spruch genommen hatten. „Schon ein halbes Jahr später war eine Veranstaltung dieser Art nicht mehr vorstellbar.“ Er sei daher umso glücklicher, „dass wir heute endlich wieder einmal zusammenkommen können, um zurückzublicken und insbesondere nach vorne zu schauen.“

Zahlreiche Bauprojekte prägen die nahe und ferne Zukunft

Dabei legte er das Hauptaugenmerk auf etliche Bauprojekte der Stiftung, die bereits begonnen haben oder sich in Planung befinden. Am weitesten ist dabei der Umbau des Silvaner-Hauses, das in Zukunft Büros beherbergen und damit den Weg für eine Vinothek im Nordflügel der Zehntscheune freimachen wird.

Der Neubau eines Gebäudekomplexes in der Klinikstraße 8, in dem künftig neben Einheiten für betreutes Wohnen auch die Pflegeschulen der Stiftung eine neue, gemeinsame Heimat finden sollen, hat einen wichtigen Planungsschritt abgeschlossen. Der Architektenwettbewerb wurde durchgeführt und das Ergebnis fand auch bei der Stadtbildkommission großen Anklang. Der nächste Planungsschritt mit der Regierung von Unterfranken als Förderbehörde soll noch in diesem Monat gegangen werden.

Nicht ganz so weit ist man beim größten Bauprojekt der kommenden Jahre – dem Anbau der Notaufnahme bei gleichzeitiger Sanierung des mittlerweile 26 Jahre alten Koellikerbaus mit Errichtung eines Hubschrauberlandetellers. Auch hier laufen aber bereits Sondierungsgespräche zwischen den Geschäftsführern des Klinikums und der Stadt Würzburg, der Regierung von Unterfranken sowie dem Gesundheitsministerium.

Götterbaum als Bremse

Verzögerungen gibt es beim Anbau an das Seniorenstift im Zusammenhang mit dem davor befindli-chen Götterbaum. „Da wir inzwischen eine Alternativplanung vorgelegt haben, die vorsieht, um den Baum herumzubauen, hoffen wir jetzt auf die Zustimmung der Stadtbauverwaltung, so Herberth, der sich angesichts der hohen jährlichen Unterhaltungsaufwendungen des Juliusspitals in den stiftungseigenen Park mit 100 Bäumen in der Innenstadt verwundert über die hohe Emotionalität der Debatte um den Götterbaum zeigte.

Corona-Pandemie trifft auch die Stiftung

In Sachen Rückblick kam natürlich auch Herberth nicht an den Auswirkungen der Corona-Pandemie vorbei. Im Gesamtergebnis „sind sowohl KWM als auch Stiftung in wirtschaftlicher Hinsicht mit einem kleinen positiven Ergebnis und so mit einem blauen Auge aus dem ersten Pandemie-Jahr herausgekommen.“ Dies sei nur „durch die Anstrengung aller Beteiligten in allen Bereichen und die gute Zusammenarbeit möglich gewesen.“ Für die einzelnen Betriebsteile fiel das Fazit sehr unterschiedlich aus.

Schwer getroffen wurde das Seniorenstift des Juliusspitals durch einen Corona-Ausbruch am Gründonnerstag 2020 in dessen Folge sich 22 Bewohnerinnen und Bewohner infizierten und sechs schließlich sogar verstarben. Auch die übrigen Bewohnerinnen und Bewohner müssen aufgrund der Einschränkungen der sozialen Kontakte auf eine entbehrungsreiche Zeit zurück-blicken. In wirtschaftlicher Hinsicht habe der Rettungsschirm dazu geführt, dass sich Seniorenstift über das Jahr retten konnte.

Keine Infektionen gab es hingegen glücklicherweise im Hospiz, wo aber sicher nicht zuletzt die Besuchsbeschränkungen dazu führten, dass die zur Verfügung stehenden Plätze deutlich weniger nachgefragt wurden.

Die Epilepsieberatungsstelle sowie die Palliativakademie und die Pflegeschulen konnten ihren Betrieb weitestgehend aufrechterhalten, mussten aber durch die Pandemie ihre Ange-bote über vielfach auf Online-Formate umstellen.

Die Landwirtschaft hingegen ist von den Auswirkungen der Corona-Pandemie weitgehend verschont geblieben. „Ernte- und Finanzergebnis im vergangenen Jahr konnten sich sehen lassen“, resümierte Herberth, der zudem die Herausforderungen der künftigen Agrarpolitik ansprach und betonte, „dass der Betrieb seit 01.07.2018 ohne jegliche Verpflichtung auf den Einsatz von Glyphosat vollkommen verzichtet und wir im vergangenen Jahr Blüh- und Erosionsschutzstreifen an ausgewählten Stellen realisiert haben.“

Den Wäldern der Stiftung hat die Trockenheit bereits im dritten Jahr in Folge Probleme bereitet. Der kontinuierliche Umbau zu Laub-Mischwäldern habe allerdings dazu geführt, dass die Auswirkungen weniger dramatisch waren, als für nadelholzgeprägte Wälder. Die Forstwirt-schaft der Stiftung konnte zudem im vergangenen Jahr durch den günstigen Zukauf von rund 80 Hektar Wald bei Plauen (Sachsen) ausgebaut und somit zukunftsfähiger gemacht werden.

Im Weinbaubereich hingegen hat die Pandemie tiefe Spuren hinterlassen. So brach der Wein-absatz aufgrund der deutschlandweit geschlossenen Gastronomie stark ein. Und auch das Tagungsgeschäft sowie die Führungen durch Stiftung und Weingut gingen signifikant zurück. Dass die Qualität weiterhin stimme, so Herberth, zeige die Auszeichnung des Weingutes durch den Wineguide Gault&Millau, der dem Juliusspital im vergangenen Jahr die vierte Traube für beständige und verlässliche Weinqualität verliehen hat. Dies zeige, dass das Juliusspital „zu den deutschen Spitzenweingütern gezählt wird“.

Umsatz- und Absatzrekorde meldete hingegen die Firma Wellhöfer. Sie profitierte offenbar von der Tatsache, dass viele Menschen in der Pandemie in ihre Eigenheime investierten. „Offensichtlich gehörte bei vielen die Dachbodentreppe dazu“, freute sich Herberth, da sich abzeichnet, dass dieser Trend auch 2021 anhält.

Enorme Auswirkungen hatte die Pandemie natürlich auch auf das Krankenhaus. Nach guter Entwicklung zu Beginn des Jahres 2020 musste das KWM durch die Ausrufung des Katastro-phenfalles vom Regelbetrieb vollständig auf die Versorgung pandemiegerechter Leistungen umstellen. Durch die Definiton als Covid-19-Schwerpunktkrankenhaus erhielt es zudem den Auftrag, die Versorgung für Stadt- und Landkreis Würzburg sicherzustellen.

Der Ausgleich für die somit nicht mehr erbringbaren Regelleistungen durch den Bund, den Freistaat Bayern sowie die Krankenkassen und die Herauslösung der Pflegekosten aus den Fallpauschalen haben dennoch dazu geführt, dass das KWM im vierten Jahr seines Bestehens mit einem finanziell positiven Ergebnis abschließen konnten.

50-jähriges Dienstjubiläum

Zum Rückblick gehörten aber auch zahlreiche Jubiläen, die in den vergangenen beiden Jah-ren begangen, aber eben nicht gebührend gefeiert werden durften. So wurde Schwester Marita Gäbelein für sage und schreibe 50 Dienstjahre in der Stiftung Juliusspital geehrt. Für 40 Jahre in der Stiftung wurden zudem Berthold Haaf und Valentin Engert ausgezeichnet. Auf 25 Jahre Dienstjahre dürfen Johannes Schmitt, Werner Kraiß, Sibylla Baumann und Wolfgang Reiss zurückblicken. Erstmals wurden auch Mitarbeiter für ihr 10-jähriges Dienstjubiläum geehrt.

Dies waren: Silvia Weiermann, Silke Herbert, Marion Scherpf, Jana Lindner, Markus Söder, Marion Dressler, Christoph Marterstock, Nicole Porzelt und Bettina Pröstler. Und mit Maria Depner, Edith Röchner, Marion Dressler, Berthold Haaf, Valentin Engert, Franz-Josef Steingasser, Joachim und Lidia Rassek wurden auch einige Spitäler in den verdienten Ruhe-stand verabschiedet.

Doch damit nicht genug der Jubiläen: Denn seit 10 Jahren gehören nun schon die Vogelsburg, die am 01.01.2011 von den Augustinerschwestern an die Stiftung übergeben wurde und die Firma Wellhöfer, die am selben Tag als Zustiftung durch Herbert Wellhöfer ans Juliusspital überging, zur Stiftungsfamilie. Während die Vogelsburg nach monatelanger Schließung nun wieder stark nachgefragt wird, entwickeln sich die wirtschaftlichen Zahlen der Firma Wellhöfer seit 10 Jahren konstant positiv und ermöglichen der Stiftung so Investitionen in anderen Bereichen.

Dazu gehört auch das Hospiz als jüngstes Projekt im palliativen Engagement der Stiftung. Die Palliativakademie sowie die Palliativstation dürfen heuer bereits ihr 20-jähriges Bestehen feiern und bilden in Ihrer Gesamtheit mit weiteren Einrichtungen von Stiftung und KWM eine Seltenheit in Deutschland in diesem Bereich, so Herberth.
Ebenfalls 20 Jahre existiert bereits die Epilepsieberatungsstelle, die sich bei Mitfinanzierung durch den Bezirk Unterfranken in der Region in dieser Zeit mit ihren Angeboten etabliert hat.

Nachträglich ausgezeichnet wurde auch der Chor des Juliusspitals „Die Spitalgeister“, der bereits im vergangenen Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiern durfte. Herberth würdigte das Engagement der Sängerinnen und Sänger und der Regie von Helgrid Obermeier, im Rahmen des Stiftungstages oder auch der regelmäßigen Gedenkgottesdienste für Verstorbene der Palliativstationen. „Es ist zu hoffen, dass wir bald wieder Chorgesang aus dem Proberaum vernehmen dürfen“, fügte er mit Blick auf die pandemiebedingte Zwangspause aller Chöre an.

Auf jeweils 100 Jahre Geschichte am Juliusspital dürfen die Oberzeller Franziskanerinnen und die Pflegeschule zurückblicken, was durchaus in einem Zusammenhang zu sehen ist. Am 30. Juni 1921 zogen die ersten neun Schwestern in das nach dem Weggang der Erlöserschwestern gegründete Konvent im Spital ein und „prägten nicht nur die Krankenpflege und das Erscheinungsbild der Stiftung in den letzten 100 Jahren“, wie Herberth betonte. Auch die Gründung der Krankenpflegeschule und später der Altenpflegeschule seien zum Großteil das Verdienst der Ordensschwestern. In der Spitze wirkten bis zum Beginn des zweiten Weltkriegs bis zu 145 Schwestern in der Stiftung. Bis heute waren es insgesamt 220.

„Mir ist es ein Anliegen, allen Oberzeller Schwestern, die hier gewirkt haben, zu danken für ihren Einsatz am Menschen. Ich freue mich, dass die Verbindung auch heute noch besteht.“ Zur Würdigung und als Erinne-rung an die vergangenen 100 Jahre enthüllte Herberth im Anschluss an den Festakt gemein-sam mit der Oberzeller Generaloberin, Schwestern Dr. Katharina Ganz, eine Gedenktafel im Kreuzgang des Innenhofes, in dem auch zahlreiche medizinische Größen, die am Juliusspital tätig waren, gewürdigt werden. „Ohne die Unterstützung der Schwestern in der Pflege hätten auch diese großen Mediziner nicht so erfolgreich arbeiten können. Daher ist die Gedenktafel hier genau richtig aufgehoben.“

Überschrieben ist sie mit „Die Oberzeller Franziskanerinnen haben tiefe Spuren im Juliusspital hinterlassen. “Festrede der Generaloberin der Oberzeller Schwestern Dr. Katharina Ganz.

In ihrem Vortrag mit dem Titel „Furchtlos und voller Ehrfurcht – 100 Jahre Oberzeller Schwestern am Juliusspital“ beleuchtete sie die Anfänge des Ordens in Würzburg durch Antonia Werr sowie die Entstehung der Zusammenarbeit der Oberzeller Franziskanerinnen mit dem Juliusspital in heiteren und nachdenklich stimmenden Anekdoten.

Beim Blick in Gegenwart und Zukunft drückte sie ihre Überzeugung aus, „dass der christliche Glaube dann überzeugt, wenn Menschen bereit sind, sich dafür zu bücken und den Rücken krumm zu machen“, so Ganz mit Blick auf die Corona-Pandemie, aber auch Ereignisse wie den verheerenden Messerangriff unweit des Spitals vor wenigen Wochen.

Dabei zeigte sie ein Kreuz, dass eine frühere Mitschwester wenige Tage nach dem Bombenangriff auf Würzburg 1945 getragen hatte. Als sie sich auf dem Juliusspitalareal versehentlich an ein Geländer gelehnt hatte, war dieses noch so heiß gewesen, dass sich ihr Brustkreuz unter dem Habit verbogen habe. „Heute sehe ich darin auch ein Symbol, für den aufopferungsvollen Dienst unserer Schwestern hier im Juliusspital und im Missionsärztlichen Institut.“ Ganz dankte nicht nur stellvertretend den zahlreichen anwesenden Schwestern für den großen Einsatz in den letzten 100 Jahren sondern auch dem versammelten Oberpflegamt für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.

„Sicher bin ich keine Prophetin, wenn ich sage, dass wir vermutlich die längste Zeit hier tätig waren“, ergänzte sie mit Blick auf die Altersstruktur des Ordens. „Wir sind aber zuversichtlich, dass die segensreiche Arbeit am Klinikum Würzburg Mitte weitergeht.“

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