Reise mit leichtem Gepäck

Apotheker Dr. Helmut Strohmeier erklärt, warum Ballaststoffe nicht unnötig, sondern im Gegenteil gesundheitsförderlich sind

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„Bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Chron, Divertikulitis, Stenosen im Verdauungsapparat oder Zöliakie sollten ballaststoff reiche Lebensmittel nur eingeschränkt verzehrt werden“, so Dr. Strohmeier. Foto: Susanna Khoury

„Bei chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen wie Morbus
Chron, Divertikulitis, Stenosen im
Verdauungsapparat oder Zöliakie
sollten ballaststoff reiche Lebensmittel nur eingeschränkt verzehrt werden“, so Dr. Strohmeier. Foto: Susanna Khoury

„Ballaststoffe sind vorwiegend unverdauliche, langkettige Kohlenhydrate, die enzymatisch nicht abgebaut werden können. Sie sind Bestandteil von pflanzlichen Lebensmitteln und erreichen den Dickdarm fast unbehelligt“, sagt Apotheker Dr. Helmut Strohmeier.

Ist nomen hier tatsächlich omen? Sind die Pflanzenfasern nur Ballast für den Körper? „Mitnichten“, betont der Gesundheitsexperte aus der Theater-Apotheke. Sie sind für den menschlichen Organismus als Grundlage einer gesunden Ernährung in vielerlei Hinsicht unerlässlich.

Ballaststoffe weisen ein gutes Quell- und Wasserbindungsvermögen auf. Sie erhöhen dadurch die Viskosität des Speisebreies, was zu einer verzögerten Magenentleerung, einer Verbesserung des Sättigungsgefühls und zu einem langsameren Anstieg des Blutzuckerspiegels führt, wichtige Funktionen zur Vermeidung von Übergewicht.

Hauptsächlich sind Ballaststoffe in Obst, Gemüse, Salat und Vollkornprodukten vorhanden. Fünf Hände voll dieser Lebensmittel sollten wir täglich zu uns nehmen, so Dr. Strohmeier. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nennt einen Tagesbedarf von rund 30 Gramm Ballaststoffen.

Das wären ungefähr 200 Gramm Gemüse, zwei bis drei Stücke Obst und 75 Gramm Salat. Der durchschnittliche Deutsche empfinde diese Vorgabe anscheinend als Belastung und komme daher leider nur auf knapp 20 Gramm Ballaststoffe pro Tag und trinkt obendrein auch zu wenig (kalorienfreie) Flüssigkeit, empfohlen sind rund 2,5 Liter bei Erwachsenen.

Dabei helfen die Gerüst- und Stützsubstanzen der Pflanzen, unserem Körper Ballast abzuwerfen: Während die unlöslichen Ballaststoffe (Zellulose, Hemizellulose, Lignin) die Darmtätigkeit anregen, das heißt Verstopfung beispielsweise vorbeugen, agieren die löslichen Ballaststoffe als „Stoffwechsel-Polizei“.

„Sie regulieren beispielsweise Gallensäure, senken unseren Cholesterinspiegel und entlasten die Leber“, erklärt Dr. Strohmeier. Pektine, Inulin, Olifructose, Alginate (lösliche Ballaststoffe) senken zudem die Blutfettwerte und beugen Typ-2-Diabetes, Dickdarm- und Prostatakrebs vor.

Auch werden sie als Lebensmittel der Wahl für die Prophylaxe von Arterienverkalkung, Bluthochdruck und Herzinfarkt empfohlen.

Sie als unnötigen Ballast zu empfinden, wird ihnen daher nicht gerecht, zumal sie noch dazu kalorientechnisch nicht ins Gewicht fallen, also eher für eine Reise durchs Leben mit leichtem Gepäck stehen.

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