Naturräume und Naturerfahrungen wirken sich positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit aus. Das weiß man bereits. Aber welches Potenzial wirklich in den sogenannten „Nature-based Therapies“ steckt, rückt erst allmählich in den Fokus der Medizinforschung. Das „Waldbaden“ etwa weist gute therapeutische Effekte auf. Aber gerade Patientinnen und Patienten, die besonders davon profitieren würden, fällt der Weg in den Wald oft schwer, weil sie beispielsweise unter Erschöpfung oder depressionsbedingter Antriebslosigkeit leiden. Die Carstens-Stiftung fördert deshalb mit rund 750.000 Euro zwei Projekte, die den Wald zu den Menschen bringen – mithilfe von Virtual Reality, Hypnose und Imagination. Auch das Universitätsklinikum Würzburg (UKW) ist an der Forest-Studie beteiligt. Auf der Suche nach nicht-pharmakologischen Behandlungsansätzen kristallisieren sich zunehmend naturheilkundliche Therapien, insbesondere das Waldbaden, als vielversprechend heraus. Erste positive Effekte konnten etwa auf Schlafstörungen, Fatigue, Depressivität, Ängstlichkeit, Konzentrationsstörungen, Stressempfinden und Lebensqualität nachgewiesen werden. Naturheilverfahren in der Onkologie sind ein Thema, mit dem sich PD Dr. Claudia Löffler am UKW intensiv beschäftigt. Die Oberärztin leitet am Comprehensive Cancer Center Mainfranken seit 2016 den Schwerpunkt Komplementäre Onkologie Integrativ. Unter dem Akronym „Forest“ führt sie nun gemeinsam mit Dr. Marcela Winkler (Robert Bosch Centrum für Integrative Medizin und Gesundheit, Stuttgart) und Prof. Holger Cramer (Universitätsklinikum Tübingen) eine randomisierte kontrollierte Studie zum Waldbaden bei krebsbedingter Fatigue durch. „Vier von fünf Menschen, die eine onkologische Erkrankung überlebt haben, leiden noch Jahre nach Abschluss der Therapie unter den biopsychosozialen Folgen. Zu den häufigsten Symptomen gehört die krebsbedingte Erschöpfung mit negativen Auswirkungen auf die Schlafqualität und weiteren direkten Beziehungen zu emotionalen und kognitiven Symptomen“, so Löffler. Zu letzteren gehörten auch Depressionen. In dem einen von zwei geförderten Projekten soll nun die Wirkung von realem Waldbaden in Laubmischwäldern, Waldbaden mittels virtueller Realität, also simuliertes Waldbaden, und imaginiertes Waldbaden mittels ätherischer Öle untersucht werden. In einem weiteren Projekt, das hauptsächlich von der Charité in Berlin betreut wird, geht es um naturfokussierte Achtsamkeitsübungen und Hypnose und ihre mögliche positive Wirkung auf Depressionen. Mit der Auswahl und Zusammenstellung der Interventionen soll eine Brücke zwischen traditionellen Verfahren, Mind-Body-basierten Interventionen und modernsten Technologien geschlagen werden. Die Ergebnisse der Projekte werden in drei Jahren erwartet.
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