Keimort Schuhsohle?

Krankenhaushygieniker Dr. Manuel Krone über Erreger unter unseren Füßen

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Das Thema ist laut Dr. Manuel Krone, Krankenhaushygieniker am Universitätsklinikum Würzburg, noch wenig erforscht: Wie hygienisch oder wie unhygienisch sind Schuhsohlen? „In unseren Studierendenkursen nehmen wir immer mal wieder Proben von Sohlen und sehen dann auch ziemlich viele Erreger“, so der Facharzt für Mikrobiologie und Virologie. Es stelle sich allerdings die Frage, welche Relevanz die Viren und Bakterien haben.

Aus hygienischen Gründen rät Dr. Krone, die Schuhe auszuziehen, bevor man die Wohnung betritt. Insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben. Allerdings gebe es auch keinen Grund, panisch zu werden, wenn mal jemand mit den Schuhen durch die Wohnung läuft: „Die Schuhe kommen ja nur mit dem Fußboden in Kontakt, und in der Regel isst man nicht vom Boden und fasst den Boden auch nicht mit den Händen an.“ Zu vermuten stehe, dass eine Schuhsohle von über 400.000 Bakterien, Viren und Pilzen bevölkert wird. Die allermeisten Erreger seien laut dem Hygieniker ungefährlich. Mit großer Wahrscheinlichkeit lasse sich das Stäbchenbakterium Pseudomonas aeruginosa auf Sohlen finden: „Dieser Keim kommt in jeder Pfütze vor.“ Menschen mit intaktem Immunsystem schade er normalerweise nicht. Auf Sohlen, mit denen man über die Straßen läuft, finden sich oft auch ­Fäkalkeime. Auch die machen nicht gleich krank. Von der ungeheuer großen Anzahl der Erreger sollte man sich erst mal nicht beeindrucken lassen: „Das besagt nicht viel über eine eventuelle Gefährlichkeit.“ Wer im Sommer entspannt auf einer Wiese liegt, sei sehr wahrscheinlich von einer noch viel höheren Anzahl von Bakterien umgeben. Zumal, wenn die Wiese ein kleines bisschen feucht ist. Schließlich sind Bakterien wichtig für den Boden. Und sie sind unabdingbar für viele Abbauprozesse in der Natur.

Manche Menschen sind dazu übergegangen, ihre Schuhsohlen zu desinfizieren. Krone allerdings hält dies nicht für notwendig. Jedenfalls nicht, wenn es sich um ganz normale Schuhe und um eine ganz normale Umgebung handelt. Etwas anderes sei es im Krankenhaus: „Unsere OP-Schuhe werden selbstverständlich desinfiziert, und zwar mit einer speziellen Waschmaschine, die besonderen Anforderungen genügt.“ Insgesamt sei es sehr viel wichtiger, auf eine gute Hygiene der Hände zu achten. Mit Händen fasse man sich öfter ins Gesicht. Oder gar in den Mund. Dadurch könnten Infektionen leicht übertragen werden. Pat Christ

Foto: ©depositphotos.com/@matc

 

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