Aus den fairen Rosenaktionen verfügte die Steuerungsgruppe Fair Trade Town Rottendorf über Spendengelder, die an Azadi Fashion aus Nürnberg gehen. Sie ließen schon ihre erste Kollektion von Frauen nähen, die durch eine Ausbildung der Zwangsprostitution entfliehen können. Außerdem kooperieren sie mit Modeschulen, um bereits in der Ausbildung entsprechendes Bewusstsein zu schaffen.
Als Rahmen bot sich zur Bereicherung der Informationen eine Modenschau an. Schnell waren in Würzburg Partner gefunden, die mit fairer Mode handeln und auch an einer Präsentation sehr interessiert waren. Schließlich standen mutige Models und zeitgemäß chice Designerkleidung bereit. Über dem Garten des Rottendorfer Wasserschlosses als malerische Kulisse strahlte die Sonne. Die Zuschauerreihen waren sehr gut gefüllt, auffallend viele junge Menschen darunter.
Zu den ehrenamtlichen Models erklärten die Modeexperten der Geschäfte die Besonderheiten der Kleidung. Interessant, dass manche Stoffe aus Hanf oder Eukalyptus hergestellt werden, dass es Rucksäcke aus Plastikmüll, der aus dem Meer gefischt wurde, gibt. Für jeden Geschmack, jedes Alter und jede Figur, auch für jeden Anlass war etwas dabei. Bikini im Jungle Look, alltagstaugliches Outfit fürs Büro, leichte Kleider und Jumpsuits, perfekt für heiße Sommertage geeignet, wasserdichte Regenhüte und -jacken, ein sommerlicher Schlafanzug…
Am Schluss wurde ganz kurz Männermode präsentiert. Der Bürgermeister höchstpersönlich schlüpfte in ein fair gehandeltes T-Shirt – und erntete stürmischen Applaus.
Hintergrund war, auf die ausbeuterische Situation der ArbeiterInnen in der Textilindustrie aufmerksam zu machen. Arbeits- und Menschenrecht gelten leider gar nicht. Wer sich für Betriebsräte oder Gewerkschaften einsetzt, verschwindet schon mal auf Nimmerwiedersehen. Die Arbeitsbedingungen sind geprägt von endlosen Arbeitszeiten, erzwungenen Überstunden, Tagelöhnerprinzip, 7-Tage-Woche –für einen Hungerlohn, der nicht annähernd den Lebensunterhalt deckt. Dabei sind die ArbeiterInnen aufgrund der maroden Elektroleitungen permanenter Brandgefahr ausgesetzt (siehe 1100 Tote in Bangladesh). Der dauernde direkte Kontakt mit Chemikalien schadet der Gesundheit massiv.
Auch hochpreisige Modelabels setzen die Hersteller in den Billiglohnländern gern unter Druck, bezahlen Dumpingpreise, um den eigenen Gewinn auf Kosten der Ärmsten zu steigern. Dabei werden 40% der hierzulande gekauften Kleidung nie oder kaum getragen!
Konsumenten können fair gehandelte Waren kaufen, bei denen ALLE Beteiligten anständig bezahlt werden. Meist sogar noch Ressourcen und Umwelt geschont werden. Ein Lieferkettengesetz, das offenlegt, wer wo und unter welchen Bedingungen produzieren lässt, würde helfen. Dank allen Helfern für den Einsatz!