Erst das Fressen, dann die Moral?

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„Ich wollte ein Sachbuch schreiben, aber es ist ein Entwicklungsroman geworden. Meine ganze Sicht aufs Leben hat sich geändert“, erzählt Bestsellerautorin Karen Duve bei ihrer Lesung im Gartenpavillon des Juliusspitals Anfang Februar in Würzburg. Irgendwann beschloss Duve, anständig zu essen. Grillhähnchenpfanne im Supermarkt für 2,99 Euro, weil es so schnell, lecker und praktisch ist? Damit sollte nun Schluss sein! Sie startete einen Selbstversuch, um herauszufinden, wie sie am besten gesund und ethisch korrekt einkaufen, kochen, essen und leben sollte. Sie verzichtete zwei Monate auf konventionell hergestellte Lebensmittel, dann zwei Monate auf Fleisch, anschließend auf alle tierisch hergestellten Produkte – und am Ende sogar auf Kartoffeln und Möhren, weil bei deren Ernte die Pflanzen zerstört werden. Ethische Fragen der Ernährung bergen oft Konfliktpotenzial. Doch angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der Auswirkungen, die beispielsweise hoher Fleischkonsum auf Mensch, Tier und Umwelt hat, scheint ein Umdenken geboten. Karen Duve weiß aber: Gewohnheiten zu ändern muss sich lohnen … Schonungslos und mit knochentrockenem Humor setzt sie sich jenseits aller Ideologien mit der Frage auseinander: Wie viel gönne ich mir auf Kosten anderer? Ein höchst unterhaltsam dokumentierter Selbstversuch, der Widersprüche (auch des eigenen) Lebensstils ausweist, Ausreden im sorglosen Umgang mit Lebensmitteln entlarvt und aufzeigt, welchen persönlichen Gewinn veränderte Gewohnheiten haben können. Gelungenes Leben ist möglich!

Karen Duve: Anständig essen. Ein Selbstversuch. Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln 2020,
ISBN: 978-3-462-05385-2, Preis: 11 Euro, www.kiwi-verlag.de

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