„Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit“, gibt Schauspieler und zweifacher Oscar-Preisträger Anthony Hopkins (86) zu Bedenken. Das Leben genießen, im Hier und Jetzt, das wünschen wir uns alle, auch im Alter. So lange wie möglich selbstständig sein und dann umsorgt und gepflegt alt werden. Die aktuellen Rahmenbedingungen machen allerdings gerade wenig Lust darauf, alt zu werden. Nach dem Bürgerspital hat nun auch die AWO als letzte geriatrische Reha in Würzburg ihre Pforten geschlossen. Ambulante Dienste ebenso wie Kurzzeitpflege-Einrichtungen können aufgrund des Fachkräftemangels vielfach keine Personen mehr aufnehmen. Und laut der Vorständin des Kommunalunternehmens des Landkreises Würzburg (KU) Eva von Vietinghoff-Scheel könnten die Alten- und Pflegeheime des KU gefühlt rund doppelt so viele Personen aufnehmen, wenn der Platz und die Pflegekräfte dazu vorhanden wären. „Ideal wäre, wenn ein älterer, pflegebedürftiger Mensch operiert werden muss, dass er danach in die Kurzzeitpflege und Reha und daran anschließend wieder nach Hause kommt. Aber da hakt es überall. Wenn Seniorinnen und Senioren, die eigentlich mit etwas Hilfe noch selbstständig zu Hause leben könnten, aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen nicht versorgt werden können, sind sie auf einen stationären Pflegeplatz angewiesen“, weiß Eva von Vietinghoff-Scheel um das Dilemma. Allen Unkenrufen zum Trotz baut das KU derzeit ein weiteres Alten- und Pflegeheim in Uettingen, in der Hoffnung, dafür auch Personal rekrutieren zu können. „Wir müssen uns um ältere, pflegebedürftige Menschen, die immer mehr werden, kümmern. Aufgrund unserer eigenen Pflegeschule in Ochsenfurt sind wir auch optimistisch, dass wir Pflegekräfte für Uettingen generieren können“, sagt die KU-Vorständin. Außerdem sei sie ein durch und durch optimistischer Mensch: „Die Menschheit hat es bisher immer geschafft, sich anzupassen, wir werden es auch in diesem Fall schaffen!“ Es ginge darum, mehr kreative Lösungen bereitzustellen für die Herausforderungen einer immer älter werdenden Gesellschaft. Etwa durch ambulante betreute Wohngemeinschaften, wie das KU bereits zwei in Rottendorf mit zwei Mal zehn Mieterinnen und Mietern in zwei Wohnungen angestoßen hat und mitbetreut. „Das Konzept ist nach dem Vorbild einer Studenten-WG: Es wird zusammen besprochen, was gekocht wird, wer welche Aufgaben übernimmt und ähnliches. Für haushaltnahe und pflegerische Dienstleistungen ist Personal da, auch über Nacht“, so Vietinghoff-Scheel. Vielleicht nicht immer eine Fachkraft, doch die habe man, wenn man alleine zu Hause wohne, ja auch nicht rund um die Uhr zur Verfügung. Sowohl für die Bewohnerinnen und Bewohner als auch für die Pflegekräfte scheint diese neue Wohnform im Alter eine wirkliche Alternative zu sein. Daher entstehen gerade in Randersacker auch zwei weitere ambulante Wohngemeinschaften. Eva von Vietinghoff-Scheel habe zudem die Vision, dass in Zukunft noch viel mehr Robotik für wiederkehrende Arbeiten in der Pflege eingesetzt wird. „Wenn ich jetzt 50 oder gar 100 Jahre in die Zukunft denke, könnte ich mir vorstellen, dass alle Pflegebedürftigen ihren eigenen Roboter haben, der sie die Treppe runterträgt oder Honigbrötchen schmiert, warum nicht?“, fragt Eva von Vietinghoff-Scheel. Und dann hätten die Menschen wieder Zeit für die Menschen, für Gespräche, für Ausflüge, für das Miteinander und für Spaß … für all das, was das Leben auch im Alter lebenswert macht.