„Our Future is at Hand – Let’s Move Forward Together“ – so lautet das Motto des diesjährigen Welttags des Händewaschens. Auf gut Deutsch: Die Zukunft liegt in unseren Händen. Gerade auch im Kampf gegen armutsbedingte, vernachlässigte Krankheiten ist das Händewaschen eine wichtige Präventionsmaßnahme zur Vermeidung von Ansteckung. Deshalb setzt auch die DAHW in ihren Projekten vielfach Maßnahmen zur Verbesserung der Wasser-, Sanitär- und Hygieneversorgung (WASH) um.
Der jährlich am 15. Oktober stattfindende Aktionstag, der von der Global Handwashing Partnership (GHP) 2008 ins Leben gerufen wurde, soll weltweit das Bewusstsein für die Bedeutung der Händehygiene sensibilisieren und einen dauerhaften Wandel auf politischer Ebene hervorrufen. Im Fokus steht das Händewaschen mit Seife als einfache, wirksame und erschwingliche Methode zur Prävention von Krankheiten bis hin zur Rettung von Leben.
Trotz der im Zuge der COVID-19-Pandemie vordergründig gewordenen Bedeutung des Händewaschens wird dieses Thema immer noch viel zu sehr unterschätzt und schnell vernachlässigt. Und das, obwohl viele Menschen inzwischen wissen, welche entscheidende Rolle die Händehygiene bei der Übertragung von Krankheiten spielt. Die Erfahrungen, die wir nach Ausbruch des Coronavirus gemacht haben, sind Anlass genug, dem diesjährigen Aufruf der GHP zu folgen, Versäumtes aus der Vergangenheit nun endlich anzugehen und zu ändern. Schließlich kann Händewaschen Atemwegsinfektionen um 20 % reduzieren, Durchfallerkrankungen sogar um 30 %. So trägt das Händewaschen entscheidend dazu bei, die Übertragung von Krankheitserregern zu reduzieren, vor Infektionen zu schützen, Resistenzen vorzubeugen und insbesondere auch vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) einzudämmen.
Händewaschen bedarf dem Zugang zu sauberem Wasser.
Drei von zehn Menschen weltweit hatten während der Pandemie keinen Zugang zu Handhygiene Zuhause. 2,3 Milliarden Menschen waren somit einem erhöhten Risiko ausgesetzt, sich mit dem SARS-CoV-2-Virus zu infizieren, weil sie sich die Hände nicht waschen konnten, schreibt die GHP. „Dabei ist der Zugang zu Trinkwasser und sanitären Einrichtungen ein Menschenrecht“, stellt Susan Höfner, Fachkraft für Humanitäre Hilfe und Inklusion bei der DAHW klar. So fordert das Ziel Nr. 6 der Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) die Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle. „Fakt ist jedoch, dass bis 2030 lediglich 78 Prozent aller Menschen diesen Zugang haben werden und weiterhin 1,9 Milliarden nicht in der Lage sind, sich die Hände zu waschen“, so Höfner. Um das SDG Nr. 6 erreichen zu können, müssten die globalen Anstrengungen vervierfacht werden.
WASH-Maßnahmen als wichtige Corona-Intervention
Auch die DAHW Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe hat in ihren Projekten in den Ländern des Globalen Südens mit dem Problem des mangelnden Zugangs zu sauberem Wasser zu kämpfen. „Das wurde vor allem während der Pandemie deutlich, als wir zum Beispiel in Uganda mit humanitären Hilfsmaßnahmen wie der Versorgung mit Schutzausrüstung, sauberem Wasser und Hygienematerialien versuchten, die Übertragung von COVID-19 zu verhindern“, berichtet Susan Höfner. „Ebenso in Bangladesch, wo wir mit unserem Partner, dem Centre for Disability in Development (CDD), Menschen mit Behinderungen und von Lepra Betroffenen einen Zugang zu Hygiene, Ernährung und Einkommen schaffenden Maßnahmen ermöglichen.“ Gemeinsam verteilte man Schutzausrüstung und Sicherheitsmaterialien und schulte die Projektteilnehmer:innen zu Hygienepraktiken im Alltag, um Krankheiten vorzubeugen.
Auch in Afghanistan führte die DAHW mit ihrem Partner Union Aid Aufklärungsveranstaltungen zu Gesundheit und Hygiene für Menschen mit Behinderungen und die lokale Bevölkerung durch, um dem Ausbruch von Krankheiten wie COVID-19, Tuberkulose oder anderen Infektionskrankheiten vorzubeugen. „150 Haushalte haben zudem Gesundheits- und Hygienekits mit Seife, Mundschutz, Desinfektionsmitteln, Zahnbürste und Zahnpasta sowie Damenbinden und Handtücher erhalten“, so die Expertin für Humanitäre Hilfe und Inklusion. „Weitere geplante sozioökonomische Maßnahmen können wir aufgrund der politischen Lage aktuell leider nicht umsetzen.“
Sich selbst und andere schützen
„Der Welttag des Händewaschens schärft unser aller Bewusstsein“, ist Höfner überzeugt. „Hierzulande können die meisten von uns einfach den Wasserhahn aufdrehen, mit einem schnellen Griff zur Seife die Hände von Bakterien und Viren befreien und so sich und andere vor Ansteckung schützen. Menschen des Globalen Südens stehen hier häufig vor einer enormen Herausforderung. Es fehlt schlicht der Zugang zu sauberem Wasser und Seife.“ Gerade Menschen mit Behinderungen unterlägen ohnehin besonderen Herausforderungen in ihrem Alltag. In einer humanitären Krise wie einer Pandemie blieben sie oft auf der Strecke. „Die Barrierefreiheit bzw. die grundsätzliche Zugänglichkeit zu sanitären Einrichtungen muss für alle Menschen gewährleistet werden“, ist Höfner überzeugt.
Zudem stehe Handhygiene nicht nur für den persönlichen, sondern auch für den kollektiven Schutz: „Wer sich regelmäßig die Hände wäscht, trägt dazu bei, diejenigen zu schützen, die sich selbst schlechter schützen können oder aufgrund eines geschwächten Immunsystems und gesundheitlichen Beeinträchtigungen einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Dafür bedarf es der passenden Infrastruktur und Ausstattung, viel Aufklärungsarbeit, einem neuen Bewusstsein, politischem Willen und globaler Verhaltensänderung. Daran arbeiten wir, um ein gesundes Leben für alle zu ermöglichen!“