Die Siebolds

Wie eine Ärztefamilie die Würzburger Medizin revolutionierte

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Foto: Dr. Andreas Mettenleiter

Foto: Dr. Andreas Mettenleiter

Siebold-Gymnasium, Sieboldshöhe, Siebold-Museum – am Namen Siebold kommt man in Würzburg nicht vorbei. Doch wer steckt hinter dieser Familie Siebold und worin bestehen deren Verdienste für Würzburg?

„Alles begann mit dem Militärchirurgen Carl Caspar von Siebold, der 1760 mit französischen Truppen nach Würzburg kam und vom Fürstbischof gefördert wurde“, erzählt Dr. Mettenleiter, Vorstandsmitglied der Siebold-Gesellschaft.

Die damals noch unbedeutende medizinische Fakultät der Würzburger Universität erlebte dank der erfolgreichen Ärzte aus der Siebold-Familie eine Blütezeit.

Carl Caspar von Siebolds Aufzeichnungen geben heute auch Aufschlüsse über die Operationsmethoden des 18. Jahrhunderts: „Das oberste Gebot lautete „Schnell sein!“, erklärt Mettenleiter, „denn es gab weder Narkose noch Antibiotika. Die Ärzte mussten äußerst versiert und einfallsreich hantieren, denn länger als zehn bis 20 Minuten durfte eine Operation nicht dauern…“ Mettenleiter betont die Bedeutung der Siebolds und macht deutlich: „Es gibt nicht den Siebold!“.

Der Namenspatron des Siebold-Museums und Enkel Carl Caspars, Philipp Franz von Siebold (1796-1866), wurde beispielsweise Japan-Forscher. Als Arzt gewann er das Vertrauen der Bevölkerung und konnte eine große Pflanzen- und Tiersammlung anlegen.

Siebold beobachtete auch die japanische Medizin: Hier wurden Walfischbarten statt der in Europa üblichen Geburtszangen verwendet! Einige Typen, darunter die von seinem Onkel Adam Elias entwickelte Geburtszange, sind im Museum ausgestellt.

Apropos Geburtshilfe, hier nahmen die Frauen der Siebold-Familie eine Vorreiterposition ein. Josepha von Siebold (1771-1849) und ihre Tochter Charlotte machten sich in der Geburtshilfe verdient und auch die Tochter von Philipp Franz, Ine Kusomoto (1827-1903), wurde bedeutende Gynäkologin am japanischen Kaiserhof in Tokio.

„Bemerkenswerte Pionierinnen, wenn man bedenkt, dass die ersten Frauen erst Anfang des 20. Jahrhunderts studieren durften“, so Mettenleiter.

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