Die erste Frauenärztin

Charlotte Heidenreich von Siebold in Würzburg

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Es muss für sie ein großer Triumph gewesen sein: Am 26. März 1817 wurde Charlotte Heidenreich von Siebold zum Rigorosum zugelassen. Das war zu jener Zeit alles andere als selbstverständlich. Zunächst wollte man Charlotte gar nicht prüfen. „Manche Mitglieder des Prüfungsausschusses hielten eine öffentliche Prüfung angesichts des Themas ‚Geburtshilfe‘ als nicht schicklich für eine Frau“, berichtet Uwe Beireis, Vorsitzender der Würzburger Siebold-Gesellschaft.

Charlotte Heidenreich von Siebold war der Situation gewachsen: Vor einem großen Auditorium verteidigte sie ihre Thesen. Durch ihre Promotion wurde sie zur ersten Frauenärztin Deutschlands. Am Anfang ihrer Ausbildung hatte die praktische Unterweisung in Geburtshilfe durch ihre Mutter Josepha gestanden. In Darmstadt nahm sie an Privatvorlesungen teil. Einer ihrer Lehrer, der Arzt Friedrich Benjamin Osiander, distanzierte sich später von ihr, weil Charlotte von seiner Lehrmeinung abwich. Er habe ohnehin nie geglaubt, schrieb Osiander, dass beim Unterricht „charakterloser Weiber“ viel herauskomme.

An jene Frau, die tat, was damals unvorstellbar gewesen ist, erinnert das Würzburger Siebold- Museum. Die Einrichtung der Siebold-Gesellschaft feiert heuer 25-jähriges Bestehen. Sie beleuchtet das Leben des Japanforschers Philipp Franz von Siebold und seiner großen Familie.

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