Der Kampf um Kranke

Vor 100 Jahren eröffnete das neu errichtete Luitpoldkrankenhaus

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Er gilt als Meilenstein in der Geschichte des Universitätsklinikums Würzburg (UKW): Der Umzug der „Universitätskliniken im Juliusspital“ im Jahr 1921 hinaus aus der Innenstadt ins hochmoderne, am Stadtrand angelegte staatliche Luitpoldkrankenhaus. Das ist jetzt 100 Jahre her, im November wird das UKW bei einem Festakt an die einstige Eröffnung erinnern. Der Würzburger Medizinhistoriker Dr. Andreas Mettenleiter erarbeitete dazu eine Festschrift, in der die Geschichte des UKW ab 1921 bis in die Gegenwart abgebildet wird.

Als sich Anfang des Jahrtausends die Grundsteinlegung des Juliusspitals jährte, hatte er bereits das Werk „Das Juliusspital in Würzburg“ verfasst. Die aktuelle Festschrift setze die Geschichte nun fort, sagt der Lehrbeauftragter am Institut für Geschichte der Medizin der Universität Würzburg. Bis zur Grundsteinlegung 1921 in Grombühl war der Weg weit. Schon 1907 hatte der Magistrat der Errichtung eines städtischen, konfessionell ungebundenen Krankenhauses zugestimmt.

©Archiv Andreas Mettenleiter

1910 erwarb die Stadt das Gelände „Am Sündlein“ für 550.000 Mark, im März 1912 folgte der erste Spatenstich mit einem strammen Zeitplan: 1917 sollte das nach dem in der Würzburger Residenz geborenen Prinzregent Luitpold I. von Bayern benannte „Luitpoldspital“ eröffnen. Eine Ausstellung in Bad Kissingen bis Februar 2022 erinnert an ihn. Krieg und Inflation allerdings machten die Pläne zunichte, die Eröffnung verzögerte sich um mehrere Jahre. Und auch von einer anderen Idee musste man absehen: Zwar hatte sich Würzburg an der Finanzierung des Neubaus von 1910 bis 1921 beteiligt. Dann aber fehlte es am Geld und die Stadt schied aus dem Vertrag mit dem bayerischen Staat aus, das UKW liegt seither in alleiniger Trägerschaft des Freistaats. Grombühl bestand in den 1920er-Jahren aus wenigen Häusern, erzählt Mettenleiter. Und viele Würzburger:innen schauten mit einer gewissen Skepsis auf das neue Lehrkrankenhaus am Stadtrand. „Die Leute waren immer ins Juliusspital gegangen und kannten es. Hinzu kam: Das neue Krankenhaus war nicht katholisch, sondern konfessionell ungebunden“, sagt der 52-Jährige.

©Archiv Andreas Mettenleiter

Nun konkurrierten die beiden Kliniken – das Traditionshaus und der hochmoderne Neubau mit zentraler Dampfversorgung und Zentralküche. Vergleichbar Modernes gab es laut Mettenleiter andernorts nicht. Der Konkurrenzkampf der beiden Krankenhäuser ging anfangs so weit, dass Posten und Gegenposten aufgestellt wurden, um gegenseitig Patient:innen abzuwerben. Es sei ein regelrechter Kampf um Kranke gewesen. Von der breiten Bevölkerung tatsächlich angenommen wurde das „Lukra“ erst, als es durch die Erweiterung der Straßenbahnlinie ab 1926 an die Kernstadt direkt angebunden war. Schon wenige Jahre später, 1932 bis 1934, vergrößerte sich der Luitpold-Campus durch den Neubau einer Frauenklinik. ­Heute gehören zum Universitätsklinikum der Maximalversorgung 19 Kliniken und drei Polikliniken und verschiedene Forschungseinrichtungen. Mit 7.100 Mitarbeiter:innen handelt es sich 2021 um den größten Arbeitgeber der Region, 3.000 Medizinstudierende kommen hinzu. Einige Gebäude des Luitpoldkrankenhauses, Gartenanlagen, die Umfassungsmauern, die Frauenklinik und das Kopfklinikum stehen heute unter Denkmalschutz.

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