Zurück auf die eigenen Beine

Zügige Reha nach einer Hüft-Operation

0

Lebenslinie im Gespräch mit Dr Sonja Herzberg, Chefärztin der orthopädischen Klinik des Rehabilitations- und Präventionszentrums Bad Bocklet über eine zügige Reha nach einer Hüft-Operation.

Dr. Sonja Herzberg ist Fachärztin für Orthopädie, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Foto: NovArte fotodesign/privat

Dr. Sonja Herzberg ist Fachärztin für Orthopädie, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin. Foto: NovArte fotodesign/privat

Der Weg zurück auf die eigenen Beine nach einer Hüft-OP geht nicht von alleine.

Richtige rehabilitative Behandlung ist von zentraler Bedeutung für eine schnelle Heilung und rasche Rückkehr in den Alltag und Beruf.

„Die Mobilisierung der Patienten erfolgt heutzutage viel früher, als noch vor einigen Jahren“, so Dr. Sonja Herzberg, die seit Oktober 2012 die medizinische Leitung der orthopädischen Klinik des Rehabilitations- und Präventionszentrums Bad Bocklet inne hat.

Man wisse heute, dass eine frühe Mobilisierung nach einer Operation an einem großen Gelenk den Kreislauf wieder in Schwung brächte. Es würde zudem Druckstellen im Po-Bereich vorgebeugt.

„Die Patienten müssen nämlich anfangs stetig auf dem Rücken liegen.

Das sei sehr anstrengend, gerade für ältere Patienten mit bereits bestehenden Rückenleiden“, so die orthopädische Chefärztin.

Die oft unbequeme Lage ist jedoch unumgänglich, weil die Gefahr einer Hüftluxation – einer Auskugelung des Gelenkes – gerade in den ersten vier Wochen deutlich erhöht ist. Die frühe Mobilisierung beugt Schmerzen, der Thrombosegefahr vor und tut auch der Psyche des Patienten gut.

Oftmals werde damit schon am Abend nach dem Eingriff begonnen.

Der Patient dürfe sich an den Bettrand setzen und sogar kurz stehen.

Bereits am nächsten Tag kommt schon der Physiotherapeut und hilft bei den ersten Schritten. Der Anfang ist gemacht.

In der Reha erfolgt der Therapieplan, der in enger Abstimmung zwischen dem Operateur und dem Team der Reha-Klinik erstellt wurde.

Die Anschlussheilbehandlung (AHB) wird maximal zehn Tage nach der Entlassung aus dem Akuthaus angetreten.

Die Weichen dafür stellt der Sozialdienst bereits vor der OP, am Tag des Eintreffens im Akuthaus.
„Die Patienten kommen dann meist schon mit zwei Unterarm-Gehstützen zu uns“, so Dr. S. Herzberg.

„Die oberste Prämisse besteht zunächst darin, den Patienten mit allen hier zur Verfügung stehenden Therapien, ein flüssiges, sicheres Gangbild anzueignen.

Und dies soll von dem vom Operateur vorgegebenen Belastungsschema erfolgen.

Die Patienten erhalten so schon früh nach der Operation einen Standard-Hüft-TEP-Reha-Plan, der die Sturz- und Luxations-Gefahr eindämmt.

Foto: NovArte fotodesign

Foto: NovArte fotodesign

Dieser beinhaltet Krankengymnastik, Gangschule, Lymphdrainage, Eisauflagen. Sobald das Nahtmaterial entfernt und die Wunde reizlos ist, sind weitere Behandlungsformen möglich (z.B. Wassertherapie), je nach zusätzlichen Krankheitsbildern.

Wir können den Körper nicht zur Heilung zwingen“, mahnt die Medizinerin. Einwirken kann man aber auf die Motivation und Mobilisierung.

So existiere etwa die ADL-Gruppe („Activity of daily living“), in der vom Ergotherapeuten erklärt werde, wie der Alltag mit temporärem Handicap bewältigt wird.

Dazu gibt es Tipps, was anfangs unterlassen werden sollte, wie etwa das Übereinanderschlagen der Beine, oder das Liegen auf der Seite. Das mache die Patienten sicherer.

Über absolute „Tabus“ würden sich die Fachleute vor allem was die sportlichen Aktivitäten angehe streiten, sagt Frau Dr. Herzberg.

Es käme doch immer ein bisschen auf das Alter und den Trainingszustand des Jeweiligen an. Gerade sehr junge Menschen, die ein neues Hüftgelenk brauchen, profitieren von neuen ,minimal invasiven OP-Methoden und der schnellen Rehabilitation.

Auch Joggen, Mountainbiken, Skifahren, das alles sei heute nach einer Hüft-OP nicht mehr ausgeschlossen. Natürlich bestehe die Gefahr einer zu starken Hüftprothesenbelastung, eines starken Abriebes der Prothesenstrukturen und damit auch einer vorzeitigen Lockerung.

„Allgemein sagt man, keine Sportarten, wo ein Gegner dabei ist, sondern nur solche, deren Bewegungen und Belastung man schon kenne“, fasst die Fachfrau zusammen.

Zu empfehlen sei unter anderem nach der AHB ein Nachsorgeprogramm der Deutschen Rentenversicherung für Erwerbstätige.

Das eigens entwickelte Programm zur intensivierten Rehabilitationsnachsorge (IRENA) biete unter anderem zwei Mal in der Woche Gruppengymnastik, Muskelaufbautraining, oder Wassertherapie in einem Physiotherapiezentrum in Wohnortnähe an.

Share.