Weil sie zu wenige sind, haben sie zu wenig Zeit: Pflegekräfte stehen unter immensem Druck. Zuneigung wird unter den gegebenen Rahmenbedingungen zum Luxus.
„In allen Würzburger Heimen herrscht Personalmangel“, bestätigt Gabriele Fröhlich vom Malteser Besuchsdienst Würzburg.
So warteten Bewohner, die zur Toilette müssten, nach dem Läuten teilweise lange auf eine Schwester: „Und Senioren werden angehalten, Medikamente schneller zu schlucken.“
Einsamkeit, Abstumpfung und das Gefühl, wertlos zu sein, sind laut ihrer Kollegin Hanne Margraf vom Besuchsdienst in Schweinfurt die Folge.
Die Malteser versuchten ehrenamtlich gegenzusteuern: „Zum Beispiel durch kleine Ausflüge, Ausfahrten im Rollstuhl sowie durch Begleitung zu Veranstaltungen, Besuchen oder Gottesdiensten.“ Vor allem aber schenkten die Ehrenamtlichen Liebe.
Die durch den Personalmangel bedingten Missstände könnten dadurch allerdings nicht beseitigt werden.
Für Menschen, denen es nicht gut geht, da zu sein, mit diesem Ziel begann Thomas Möller seine Ausbildung zum Krankenpfleger.
Inzwischen hat auch er erfahren, dass es die Bedingungen in der Klinik oft unmöglich machen, schwerkranken Menschen jene Zuwendung zu geben, die sie benötigen, um mit ihrem Leiden fertig zu werden.
„Wir bräuchten in allen Pflegebereichen mindestens 15 Prozent mehr Personal“, so der 26-Jährige. Um diese Forderung durchzusetzen, engagiert sich Möller in der Protestbewegung „Pflege am Boden“. Die wurde im Herbst 2013 bundesweit gegründet und hat seit zwei Jahren einen Ableger in Würzburg.
Ein paar Verbesserungen in der Pflege, so Möller, wurden inzwischen politisch durchgesetzt. Etwa durch die Reform des Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Gab es bisher drei Pflegestufen, gibt es ab 2017 fünf Pflegegrade: „Was in der häuslichen Pflege und im Pflegeheim gewisse Entlastungen bringt.“
Der pflegerische Klinikalltag werde dadurch allerdings nicht besser. Hier wäre es dringend notwendig, die Pflege in die Fallpauschalen aufzunehmen. Im Moment sei der Pflegeaufwand in den Pauschalen nicht abgebildet: „Weshalb Pflege aus Sicht der Klinik ein reiner Kostenfaktor ist.“
Einiges an Zeit und damit Geld könnte durch eine einfachere Dokumentation gespart werden, so Möller: „Teilweise dokumentieren wir Dinge, die nicht sinnvoll sind.“ Mitunter werde auch doppelt dokumentiert.
Möller wünscht sich vor diesem Hintergrund, dass neu über Prioritäten im Pflegealltag nachgedacht wird. Wichtiger als eine akribische Dokumentation wäre es zum Beispiel, einem krebskranken Menschen, der
über seine Erkrankung reden möchte, zuzuhören.
Das baut Ängste und Stress ab, kann dadurch für einen besseren Verlauf sorgen und würde auf diese Weise unterm Strich Kosten sparen.