„Für mich ist es meine Berufung“, sagt Cordula Stahl aus Weibersbrunn über ihren Beruf als freie Trauerrednerin. Dieser begann für sie mit einem persönlichen Erlebnis. „Ich habe mich getraut, für meine Mutter den Abschied zu gestalten“, erinnert sie sich. Viele positive Rückmeldungen habe sie damals erhalten. Und diese hätten den Wunsch entfacht, „den Abschied von geliebten Menschen zu einem schönen Erlebnis“ werden zu lassen. Cordula Stahl, die auch eine Theater- und Sprachausbildung hat, ist bescheiden. Ihr Ziel, wenigstens einen Menschen zu erreichen und das Gefühl zu vermitteln, dass der Abschied schön war. „Dann kann sich etwas verändern in dieser Welt. Und dafür bin ich angetreten.“ Dass sie den Menschen mittlerweile eine große Stütze ist, hätte sie sich nie träumen lassen. Viel zu emotional – dafür hielt sie sich. Genau das scheint heute ihr größter Vorteil: „Die Angehörigen spüren, dass ich voller Mitgefühl für ihre Situation bin“, sagt sie. „Ich erspüre die besonderen Umstände, versuche mich in die Menschen einzufühlen und vor allem in ihre Verbindung zu dem Verstorbenen.“ Ihrer Erfahrung nach beginne die Auseinandersetzung mit der Trauer schon beim ersten Gespräch im Bestattungsinstitut und mit der Rednerin oder dem Redner. „Wir alle wissen, dass der Schmerz und der Kummer kleiner werden, wenn wir ihn teilen“, betont sie. Natürlich gebe sie den Angehörigen auch einiges von sich mit. Das sei aber abhängig von der jeweiligen Situation. Cordula Stahl muss flexibel sein. Allgemeingültige Aussagen gebe es in ihrem Beruf nicht. Jeder Mensch sei anders – und auch die Umstände des Todes. Die Trauerrednerin muss sich darauf einstellen. Sie beginnt meist mit einem kurzen Telefonat, um die Umstände etwas eingrenzen und das persönliche Gespräch vorbereiten zu können. „Ich versuche vorher einen Moment in der Natur einzuplanen, so dass ich gut geerdet und gestärkt in das Gespräch gehen kann.“ Danach plane sie keine weiteren Termine, um Raum für sich zu haben und das Gehörte zu verarbeiten. Zunächst lässt sie die Angehörigen frei erzählen. Manchmal fragt sie auch nach – insbesondere, um den Hinterbliebenen vielleicht doch die ein oder andere Anekdote zu entlocken. Denn eine gute Rede sollte ihres Erachtens immer einen guten Überblick über das Leben der oder des Verstorbenen bieten sowie Trost und Hoffnung spenden. Darüber hinaus sollte sie nicht länger als 15 bis 20 Minuten sein. Es brauche also eine gute Zusammenfassung ohne Wiederholungen und Verallgemeinerungen. Sie selbst hält nichts davon, Verstorbene in den Himmel zu loben. Sie bleibt bei der Wahrheit. „Wenn es Negatives zu berichten gab, versuche ich dies stets so einzubauen, dass es jeder gut annehmen kann. Denn auch so etwas darf und sollte gesagt werden dürfen.“ Ungeschönte und unaufgeregte Worte für die Seele eben!
Trauerrednerinnen und -redner sind gefragt. Bevor sich ein Mensch dafür entscheidet, sollten nach Ansicht von Cordula Stahl aber einige Dinge erfüllt sein. Dazu gehören Mitgefühl, echtes Interesse an den Menschen, aufmerksames Zuhören. „Man sollte den Raum halten können und darf keine Angst vor dem Tod haben.“ Der Rest, wie Informationen zu einem fließenden Text verfassen, sich trauen, auch vor großen Menschenmengen zu sprechen, gute Aussprache und Fragen stellen können, sei erlernbar.