Wie sich die Zwiebel für unsere Gesundheit in Schale wirft, ist wahrlich kein Grund zum Weinen. Dennoch laufen vielen Menschen die Tränen über die Wange, wenn sie das Amaryllisgewächs in der Küche verarbeiten. Warum wir die paar Tränchen gerne in Kauf nehmen sollten, darüber haben wir uns mit Bernhard Späth, Heilpraktiker aus Lohr am Main, unterhalten. „Seit Jahrtausenden wird die Zwiebel (Allium cepa) als Gewürz-, Haus- und Heilmittel geschätzt“, weiß der Experte. Die uralte Kulturpflanze aus Mittelasien sei seines Erachtens nicht ohne Grund zur Heilpflanze des Jahres 2015 auserkoren worden. Denn: „Zusammen mit anderen Alliumgewächsen wie Schnittlauch, Knoblauch und Bärlauch kann man die Zwiebelknolle als ein starkes, natürliches Antibiotikum bezeichnen. Denn sie wirkt nachweislich antibakteriell.“ Laut Späth könne das Lauchgewächs aber noch deutlich mehr. Es sei in der Lage, Viren abzutöten, Schleimhäute abschwellen zu lassen, Entzündungen zu hemmen und das Immunsystem zu stärken. Darüber hinaus sage man der Zwiebel eine verdauungsfördernde, harntreibende, blutverdünnende, blutfett- und blutdrucksenkende Wirkung nach. „Diese heilende Wirkung hat die Zwiebel dem Allicin zu verdanken, einer schwefelhaltigen organischen Verbindung, die die tränenden Augen verursacht, sobald der Zwiebelkörper zerschnitten wird“, erklärt der Zwiebelfan. Daneben würden aber auch andere Inhaltsstoffe wie ätherische Öle, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente dazu beitragen, dass die Zwiebel bei vielen Beschwerden eine Linderung und manchmal sogar eine Heilung einleiten könne. „Äußerlich findet die Heilpflanze Anwendung bei frischen Narben, Warzen, Verbrennungen und Insektenstichen“, so Späth. Dabei werde der austretende Saft der frisch aufgeschnittenen Zwiebel leicht verrieben. Nach ein paar Minuten entfalte sich die abschwellende, kühlende und leicht desinfizierende Wirkung. Bei offenen Hautverletzungen sei diese Methode aber nicht geeignet. Bei einer Ohrentzündung lege man einen Zwiebelwickel aufs Ohr. Doch Vorsicht: Sei das Fieber zu hoch, würden die Ohrenschmerzen anhalten und wäre gar ein Ausfluss zu beobachten, sollte dringend ärztlicher Rat eingeholt werden. Als Hausmittel zum Einnehmen empfehle die Volksmedizin die Heilknolle bei Atemwegsinfekten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und bei Verdauungsbeschwerden. „Die stärkste Heilwirkung hat die Zwiebel, wenn man sie pur isst“, so der Fachmann. Er rät zu mehreren frischen Zwiebelstücken pro Tag – entweder als vorbeugende Maßnahme oder zu Heilzwecken. Die Kehrseite der Medaille: Rohe Zwiebeln können in größeren Mengen auf den Magen schlagen und Schmerzen sowie Blähungen verursachen. Späth empfiehlt daher, zunächst kleinere Mengen zu essen. „Gemäß der naturheilkundlichen Sichtweise ist es nicht ausgeschlossen, dass die Beschwerden nicht primär von der Zwiebel verursacht werden, sondern durch deren entgiftende und keimabtötende Wirkung im Magen-Darm-Kanal.“ Demzufolge könnte die eingenommene Menge langsam erhöht werden, ohne dass weiteres Unbehagen ausgelöst wird. Aber: „Wer überempfindlich oder allergisch auf Zwiebel reagiert, sollte diese weder innerlich noch äußerlich anwenden“, mahnt Bernhard Späth.
Wie sich die Zwiebel in Schale wirft
Heilpraktiker Bernhard Späth über ein Potenzial, das weit über die Küche hinausgeht
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