Wenn Pflege wie ein Mantel schützt

Palliativpflege-Expertin Nadine Lexa wendet sich nicht nur an Pflegefachkräfte

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Lebensende bedeute nicht nur Ende, sondern immer noch Leben: Mit treffenden Worten beschreibt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Vorwort zum Handbuch „Palliativpflege. Versorgung von Menschen am Lebensende“ deren Kern. Geschrieben hat das Werk die Würzburger Palliativpflege-Expertin Nadine Lexa. Nach ihrer Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Berufsfachschule für Krankenpflege der Stiftung Juliusspital Würzburg 2000 bis 2003 hatte sie – nach kurzem Zwischenstopp auf einer gastroenterologischen Station – gute zehn Jahre auf der Palliativstation im Juliusspital Würzburg gearbeitet. Zudem schloss Lexa ein berufsbegleitendes Studium „MAS Palliative Care“ ab.

Der Begriff „Palliativ“ stammt aus dem Lateinischen und bezieht sich auf Pallium, eine Art mantelartigen Überwurf. Palliative Care umfasst die gesamtheitliche professionelle Begleitung von unheilbar erkrankten Menschen, die an einer fortschreitenden Krankheit leiden. Mit einer palliativen Symptomkontrolle, -einstellung und -linderung sollen bestmögliche Lebensqualität und möglichst viel Autonomie erreicht werden. Am häufigsten treten bei Palliativ-Patienten Schmerzen auf, aber es geht auch um Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Atemnot, Juckreiz oder Medikamenten-Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit etwa nach Chemotherapie.

In einzelnen Kapiteln beschreibt Lexa im Handbuch die Ursachen und den Umgang mit den häufigsten Symptomen. Oft verweist sie auf kleine, vor allem natürliche Mittel, die viel bewirken können: Eisbonbons aus dem Lieblingsgetränk, um den Mund zu erfrischen, zum Beispiel. In kurzen Exkursen beschäftigt sie sich etwa mit dem Umgang mit Ekel, mit Fragen um Intimität oder auch mit dem Versterben in verschiedenen Religionen. Mit dem Ratgeber, der 2019 in einer zweiten erweiterten und überarbeiteten Auflage erschienen ist, wendet sich Lexa explizit nicht nur an Pflegefachkräfte, sondern gibt auch viele in der heimischen Pflege anwendbare Empfehlungen – aus zwei Gründen: Zum einen will die Würzburgerin Angehörigen praktische Hilfen an die Hand geben, zum anderen will sie Pflegefachkräfte dafür sensibilisieren, wie wichtig es ist, An- und Zugehörige einzubeziehen und anzuleiten.

Fühlten sie sich durch eine gute Anleitung, eine entsprechende Notfallplanung und Bedarfsmedikation sicher, könnten gerade in den letzten Tagen und Stunden Krankenhauseinweisungen vermieden werden. Warum aber liegt der Würzburgerin Palliativpflege so am Herzen? Noch während eines Praktikums in der Ausbildung habe sie seinerzeit gemerkt: Was sie in der Schule lerne, werde in der Palliativpflege gelebt. „Wer nicht essen wollte, musste nichts essen. Und hatte ein Patient Appetit auf etwas ganz Bestimmtes, versuchten wir, dies zu ermöglichen. Interessant war für mich zudem, dass man in
der Palliativpflege auf allen Fachgebieten gefordert ist und auch psychosoziale Fähigkeiten eine große Rolle spielen“, sagt Nadine Lexa.

Nadine Lexa: Palliativpflege. Versorgung von Menschen am Lebensende, Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2019 (zweite erweiterte und überarbeitete Auflage),
ISBN 978-3-17-035573-5, Preis: 19 Euro,
www.kohlhammer.de

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