„Die Menopause ist eine Chance und Aufbruch in eine neue Lebensphase“, postuliert die in Oberdürrbach ansässige Frauenärztin Katharina Hueber. Die meisten Frauen seien ihr Leben lang gut beschäftigt. Sie sorgten sich um Schule und Ausbildung, Beruf, Familie und Freundinnen und Freunde. Sie selbst stünden meist hinten an. „Frauen sind nach außen fokussiert. Sie erfüllen Erwartungen“, so die 70-Jährige. „Mit dem Ende der Fruchtbarkeit haben sie nun die Chance, sich um sich zu kümmern.“ Das sei eine Zäsur – mit positiven Vorzeichen. Und einem „Aber“, denn die Menopause bringe mit dem Schwinden der Hormone auch Beschwerden mit sich. „Ein Drittel der Frauen bemerkt davon wenig bis gar nichts und benötigt keine Unterstützung.“ Den übrigen Zweidritteln ergehe es anders: Schlafstörungen, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit, Blasenbeschwerden, Gelenkschmerzen, Gewichtszunahme oder auch psychische Beschwerden würden sich bemerkbar machen. Dazu käme das Umfeld. Die Beziehungen zum Ehemann oder den Kindern können sich verändern. Und plötzlich gebe es auch noch pflegebedürftige Eltern. „Viele Frauen sind am Ende“, schildert die erfahrene Frauenärztin. Oftmals hätten sie eine jahrelange „Odyssee“ bei verschiedenen Ärztinnen und Ärzten hinter sich – ohne eine „ganzheitliche Lösung“ zu finden. Dabei läge diese ihres Erachtens auf der Hand: In der individuellen Beratung – auch in punkto Ernährung – und Betrachtung der hormonellen Veränderungen via Blutbild. Hier bestehe, der Gynäkologin zufolge, in Deutschland noch Nachholbedarf. Dabei sei eine Hormonersatztherapie (HRT) unter anderem mit bioidentischen Hormonen, meist gewonnen aus der Yamswurzel, unkompliziert. Und obendrein gut verträglich: Sie seien in ihrer Strukturformel identisch mit den Östrogenen und dem Progesteron, die der Eierstock produziert, also „körperähnlich“. Daneben gebe es weitere Vorteile: Mittlerweile ist ein Schutz vor Osteoporose nachgewiesen1. Auch bei Darmkrebs und Arterienverkalkung2 geht man heute von einer Schutzwirkung aus. Vor dem Hintergrund, dass Frauen, statistisch betrachtet, am häufigsten an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung versterben und die Todesursache Osteoporose auf dem Vormarsch ist, ein gutes Argument. Zumindest besser als jenes, das etwa in Großbritannien angeführt werde, so Katharina Hueber. Hier wolle man die Arbeitskraft der Frau durch eine entsprechende „Menopausen-Strategie“ länger erhalten, um so wirtschaftliche „Schäden“ zu minimieren. Illusionen sollten sich Frauen aber auch hierzulande nicht machen. „Ich kann durch Hormonzugaben den Alterungsprozess nicht aufhalten oder umkehren, doch ich kann dafür sorgen, dass sich Frauen besser fühlen und gesünder alt werden“, betont Hueber. Nach Ansicht der Gynäkologin befinde sich das Thema Menopause gerade im Wandel. Eine entsprechende Beratung werde von den Frauen zunehmend eingefordert. „So wie die Gendermedizin mehr Mitspracherecht bekommt, so wird das Anliegen der Frauen ab 50 mehr in den Fokus der Medizin rücken und nicht mehr als Befindlichkeitsstörung abgetan werden.“
Quelle: 1https://www.sggg.ch/fileadmin/user_upload/Dokumente/3_Fachinformationen/1_Expertenbriefe/De/42_Menopausale_Hormon-Therapie_2015.pdf, 2 https://wechselleben.de/gesundheit/wechseljahre/hormone/was-kann-eine-hormontherapie-und-was-nicht