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Thomas Appel
Ein wirklich offenes, echtes Lächeln kann eine Herausforderung sein. Wieviel Aufmerksamkeit braucht es, bei einem Blickkontakt bewusst und offen zu lächeln, und wie selten kommt ein offenes, strahlendes Lächeln zurück, wie häufig eher eine Irritation, bis hin zur Abwehr. Die allgemeingültige Antwort „Ein Lächeln kostet nichts“ trifft offensichtlich nicht zu. Wenn es denn so wäre, weshalb dann immer wieder dieses Misstrauen, diese Skepsis als Antwort auf ein Lächeln? Was genau macht es so schwierig, einfach zurück zu lächeln? Fragen, die in einer münden: „Was kostet ein Lächeln?“ Offensichtlich sehr viel. Was genau ist denn dieses „viel“? Ein echtes Lächeln, eines, das auch die Augen erreicht, ist die Möglichkeit, direkt und offen miteinander in Verbindung zu treten – ohne jedwede Barrieren wie Sprache, Alter oder Kultur. Es ist international und das einfachste Zeichen von Gemeinschaft und Nähe, von Sehen und Gesehenwerden, von Verständigung und Verstehen. Der Preis scheint hoch zu sein, für manche Menschen zu hoch? Besteht doch die Möglichkeit, Ablehnung zu erfahren, anstatt einen Moment von Verbundenheit zu erleben. Der Preis ist Verletzbarkeit. Zudem erfordert ein spontanes Lächeln die zumindest kurzzeitige Aufgabe einer Bewertung der Situation und der Person. Es geschieht ohne Kalkül, ohne Warum und Weshalb. Einfach so. Kontrollverlust ist hier der Preis! Ein Lächeln zu schenken … kostet nichts. Es braucht Mut, die Kontrolle aufzugeben und sich verletzlich zu zeigen, verletzlich zu sein. Es braucht die Offenheit für Begegnung und Gemeinschaft. Es braucht die Möglichkeit, ohne Erwartung zu sein. Es braucht Gegenwärtigkeit. Ein echtes Lächeln ist wortlose Sprache, Menschsein im tiefsten Sinn – ohne ein Warum in diesem gelebten Augenblick von Nähe und Verbundenheit. Heute schon gelächelt?
Fotos: ©depositphotos.com/@kapitonenko, Petra Wagner ©Benediktushof/
Thomas Appel
Gastbeitrag Petra Wagner, Kontemplations-Lehrerin, Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof und Leitungsmitglied der Kontemplationslinie „Wolke des Nichtwissens“ (Willigis Jäger).
