Vorsorge ist keine Panikmache

Simeon Wohlleber, zuständig für den Bevölkerungsschutz bei den Würzburger Johannitern, über Katastrophenvorbeugung

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Der Bevölkerungsschutz in Deutschland funktioniert als Zusammenspiel aus Hilfsorganisationen, Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Polizei sowie teilweise spezialisierten Firmen. Hilfsorganisationen leisten dabei einen entscheidenden Beitrag. Allein die Johanniter in Würzburg können im Einsatzfall auf etwa 120 ehrenamtliche Helfer:innen bauen. Die Organisation feiert heuer 70-jähriges Jubiläum und zählt rund 29.000 hauptamtliche sowie rund 46.000 ehrenamtliche Helfer:innen. Simeon Wohlleber (31) ist seit 2018 Bereitschaftsleiter für den Bevölkerungsschutz und bereits 2010 als ehrenamtlicher Helfer zu den Johannitern gestoßen. Lebenslinie hat sich zum Tag der Katastrophenvorbeugung, dem 13. Oktober, mit ihm unterhalten … Bürger:innen empfiehlt er, zu reflektieren: „Welche Szenarien können mich betreffen und welche Probleme resultieren daraus für mich? Nicht für alle Wohnorte ist Hochwasser ein relevantes Szenario und auch die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit von Extremwetterlagen variiert von Ort zu Ort.“ Es sei sinnvoll, sich im nächsten Schritt entsprechend zu wappnen.

Simeon Wohlleber ©Johanniter-Unfall-Hilfe

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) sei hierbei Ansprechpartner und Ratgeber, das auf seiner Website etwa Checklisten für die Bevölkerung anbiete. Wichtig sei: „Vorsorge ist keine Panikmache. Wir sorgen ständig vor, etwa mit Versicherungen und Sparverträgen. Warum den Gedanken nicht ein Stück weiter ausführen und auch für echte Krisen vorsorgen?“ Das BBK empfiehlt das Anlegen eines Vorrates für zehn Tage. Dieser solle, um nicht zu verderben, immer auch aufgebraucht, aber dann wieder auf die genannte Menge aufgefüllt werden. Und was ist mit „Survival skills“ (Überlebenstechniken) für den Hausgebrauch? „Ich denke nicht, dass sich nun jeder damit beschäftigen muss, wie man Feuer macht oder Beeren sammelt“, meint Wohlleber. Wichtiger sei da, dass man Erste Hilfe leisten könne: „Man sollte seine Erste-Hilfe-Kenntnisse alle ein bis zwei Jahre auffrischen. Bei einer Katastrophe ist ja oft auch die Infrastruktur zerstört, sodass professionelle Hilfe mehr Zeit braucht oder schwerer erreichbar ist. Die Johanniter bieten hierzu kontinuierlich öffentliche Erste-Hilfe-Kurse an.“

Zur viel diskutierten Gasmangellage und daraus resultierenden Strommangellage, die neben Privathaushalten auch öffentliche Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheim beträfe, äußerte sich Wohlleber wie folgt: „Grundsätzlich besteht natürlich die Möglichkeit, dass es auch hier zu Engpässen und auch Ausfällen kommen kann. Dass es jedoch zu einer tatsächlichen Katastrophe kommt, wird mit allen Mitteln zu verhindern versucht. So regelt der Bund über die sogenannten Sicherstellungsgesetze die Maßnahmen und Verteilung in Mangellagen. Wichtig zu wissen ist, dass selbst bei Ausrufung der sogenannten Notfallstufe Privathaushalte zu den geschützten Verbrauchern gehören und somit möglichst bis zuletzt versorgt werden. Ebenfalls bis zuletzt versorgt werden die kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime oder ähnliche Einrichtungen. Oftmals sind diese zusätzlich mit Notstromgeneratoren abgesichert. Und in allen unvorhergesehenen Fällen steht der Bevölkerungsschutz bereit.“

Das Interview mit Simeon Wohlleber, Bereitschaftsleiter für den Bevölkerungsschutz, führte Lebenslinie-Chefredakteurin Susanna Khoury.

Wer den Bevölkerungsschutz in Stadt und Landkreis Würzburg durch seine Person verstärken möchte, kann sich an bereitschafts­leitung.wuerzburg@johanniter.de wenden, www.johanniter.de

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