Von seltenen Sorten

Die Vielfalt schwindet: Apfelkundler Wolfgang Subal kennt mehr als 400 Apfelsorten und kann diese bestimmen

0

Wie viele Apfelsorten es in deutschen Landen gibt, weiß wohl niemand ganz genau. Es sollen auf jeden Fall über tausend sein. „Allein in Oberfranken sind es sicher mehr als 300“, sagt Wolfgang Subal aus Heidenheim. Der Apfelkundler beteiligte sich an einem 2013 gestarteten Kartierungsprojekt, bei dem fast vergessene Sorten in Oberfranken aufgestöbert wurden. „Darunter waren zum Beispiel der ‚Kaiser Alexander̒ sowie der ‚Virginische Rosenapfel̒“, berichtet Subal. Es ist für einen Obst-Fan ohne Spezialkenntnisse keine Kleinigkeit, Äpfel zu bestimmen. Vor allem bei raren Sorten braucht es „Pomolog:innen“ (Pomologie: Lehre von den Obstarten und -sorten).

„Die besten Pomologen in Deutschland kennen mindestens 600 Apfelsorten“, sagt Subal. Er selbst, der von Haus aus Botaniker ist, kann mehr als 400 Sorten bestimmen. Alte Apfelsorten zu entdecken, reizt ihn. „In Franken spielte einst zum Beispiel der ‚Kleine Herrenapfel‘ eine große Rolle“, erzählt der Pomologe. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er einen Baum dieser Sorte in Walsdorf bei Bamberg entdeckt: „Der war wohl über 100 Jahre alt.“ Jede:r Mitstreiter:in sei in der „Pomologen-Szene“ willkommen, so Subal: „Denn leider gibt es immer weniger Menschen, die sich fundiert auskennen.“ Dabei wäre es für den Erhalt der Vielfalt an Obstsorten wichtig, dass sich mehr Menschen für Pomologie interessierten. „Dass es so viele Obstsorten gibt, hatte übrigens einst wirtschaftliche Gründe“, erläutert der Apfelkundler.

Früher habe man mit neuen Obstsorten gutes Geld verdienen können. Darum entstanden im 19. Jahrhundert zahlreiche neue Sorten. Um die 2.000 habe es einmal gegeben. Allerdings begann bereits vor hundert Jahren die Erosion an Wissen: „Manche Sorten waren damals schon nicht mehr bekannt.“ Seit etwa 1900 verschwinde die Vielfalt nahezu von Jahr zu Jahr. Das sei schade und traurig, denn jeder Apfel hat andere Eigenschaften. Zum Kuchenbacken empfiehlt Wolfgang Subal zum Beispiel den „Golden Noble“ oder den „Jakob Lebel“. Letzterer, ein ursprünglich französischer Apfel, der nach seinem Finder benannt ist, eigne sich besonders gut. Für Saft empfiehlt Subal den Bohnapfel: „Den sollte man aber erst im November ernten.“ Auch der Edelborstdorfer sei sehr gut zur Saftherstellung geeignet.

Wer alte Apfelsorten kennenlernen und erwerben möchte, hat dazu am 9. Oktober beim Apfelmarkt in Memmelsdorf bei Bamberg Gelegenheit.

Share.