Deutsche Krebshilfe fördert Würzburger Forschungsprojekt mit 1,5 Mio Euro

Viel Geld für eine neue Idee

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Sechs besonders innovative, aber auch „gewagte“ Projekte im Kampf gegen den Krebs fördert die Deutsche Krebshilfe ab diesem Jahr. Eines davon leitet Martin Eilers, Krebsforscher an der Universität Würzburg.

„Wir wollen die Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses und des metastasierten Dickdarmkrebses verbessern, indem wir mit einer von uns entwickelten neuartigen Methode Tumorzellen ganz gezielt schädigen.“ So beschreibt Professor Martin Eilers das Ziel eines neuen Forschungsprojekts, das jetzt die Arbeit aufgenommen hat.

Eilers ist Inhaber des Lehrstuhls für Biochemie und Molekularbiologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) und renommierter Krebsforscher. Schon seit vielen Jahren untersucht er gemeinsam mit seinem Team die Faktoren, die im Organismus das Zellwachstum und die Zellteilung steuern, sowie die Prozesse, die dafür verantwortlich sind, dass diese Faktoren in Tumorzellen nicht mehr so arbeiten, wie sie sollen. „Unsere Forschung zielt darauf ab zu verstehen, wie diese Faktoren funktionieren und wie sie reguliert werden, um dieses Wissen für neue Strategien zur Tumortherapie zu nutzen“, sagt Eilers.

1,5 Millionen Euro von der Deutschen Krebshilfe
Dieses Ziel kann Eilers nun in einem neuen Projekt verfolgen, das die Deutsche Krebshilfe in den kommenden fünf Jahren mit 1,5 Millionen Euro finanziert.

„High Risk – High Gain“: Unter diesem Motto steht das neue „Exzellenzförderprogramm für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ der Deutschen Krebshilfe. Gefördert werden damit besonders innovative, aber auch „gewagte“ Projekte, oder – anders formuliert: „Wissenschaftliche Projekte, die die Chance auf einen wesentlichen Erkenntnisgewinn bringen und damit das Potenzial haben, die Krebsmedizin entscheidend voranzubringen“, wie Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe sagt.

Die Methode, mit der Eilers und sein Team Krebs bekämpfen wollen, greift direkt an der Erbinformation der beteiligten Zellen an.

„Wir wissen, dass das genetische Material – die DNA – in den Zellen auf zwei verschiedene Arten genutzt wird: Erstens wird es abgelesen, um RNA und anschließend Proteinmoleküle zu produzieren, die die Bausteine der Zellen sind. Zweitens wird es vervielfältigt, damit es an Tochterzellen weitergegeben werden kann“, erklärt Eilers. Beide Prozesse, das Ablesen und die Vervielfältigung der DNA, finden gleichzeitig statt und können seinen Worten nach „als zwei Züge betrachtet werden, die zur gleichen Zeit auf demselben Gleis fahren“.

Chromosomen zerbrechen in zwei Teile
Da beide „Züge“ in unterschiedliche Richtungen fahren können und auch sehr unterschiedliche Geschwindigkeiten haben, besteht dabei immer die Gefahr einer Kollision – die Wissenschaft spricht in solchen Fällen von Transkriptions-Replikations-Konflikten. Schwere Schäden am Erbgut der Zellen sind häufige Folge dieser Zusammenstöße, weil die beteiligten Chromosomen dann in zwei Teile brechen.

„Schnell wachsende Zellen sind daher für ihr Überleben auf Mechanismen angewiesen, die solche Kollisionen verhindern“, so Eilers. Dies gelte insbesondere für Tumorzellen, in denen viele Kontrollmechanismen ausgeschaltet sind, die normalerweise das Zellwachstum begrenzen.

In den vergangenen Jahren hat Eilers‘ Gruppe die biochemischen Mechanismen identifiziert, die Tumorzellen vor solchen Kollisionen schützen. Dabei hat sie zwei zentrale Entdeckungen gemacht: „Erstens sind in verschiedenen Tumoren jeweils sehr tumorspezifische Mechanismen dafür verantwortlich, solche Kollisionen zu verhindern“, erklärt der Krebsforscher. Mit diesem Wissen können die Forscherinnen und Forscher nun gezielt solche Kollisionen in Tumorzellen auslösen und deren Erbgut beschädigen, während normale Zellen unbeschädigt bleiben.

Erhebliche therapeutische Erfolge
Zum Zweiten hat das Team Medikamente gefunden, die es ermöglichen, nicht nur mit Labormethoden in diese Prozesse einzugreifen. Vielmehr können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Erkenntnisse auch am lebenden Organismus erproben.

„In Tiermodellen eines kindlichen Tumors, dem Neuroblastom, konnten wir zeigen, dass diese Strategien erhebliche therapeutische Erfolge haben können“, sagt Eilers. Mit dem von der Krebshilfe geförderten Projekt will er nun nachweisen, dass diese Strategie auch bei der Behandlung des Pankreaskarzinoms und des metastasierten Kolonkarzinoms erfolgreich sein kann. Die „ungewöhnlich großzügige Förderung“ ermögliche es ihm, dieses Konzept sorgfältig für den Einsatz in der klinischen Praxis vorzubereiten.

Genau das ist auch Ziel des Förderprogramms der Deutschen Krebshilfe: Forscherinnen und Forscher, die sich durch einen herausragenden wissenschaftlichen Lebenslauf auszeichnen, den nötigen finanziellen und zeitlichen Freiraum zu geben, um richtungsweisende Ideen zur Prävention, Diagnose und Behandlung von Krebserkrankungen umzusetzen und konzeptionell neue Wege zu gehen.

„Im Rahmen der üblichen Projektförderung bei der Deutschen Krebshilfe könnten diese Projekte nicht bewilligt werden, weil sie zu risikobehaftet sind oder zu viel Zeit in Anspruch nehmen“, so Gerd Nettekoven. Für das Programm hat die Deutsche Krebshilfe insgesamt rund 8,7 Millionen Euro für fünf Jahre bereitgestellt.

Erfolg gegen fast 100 Konkurrenten
Die Resonanz auf die Ausschreibung des Programms war übrigens enorm: Insgesamt 99 Projektvorschläge waren bei der Deutschen Krebshilfe eingegangen. Aus 18 Vollanträgen haben Expertengremien der Krebshilfe sowie mehrere externe Gutachter schließlich sechs Projekte als förderwürdig empfohlen.

Kontakt
Prof. Dr. Martin Eilers, Lehrstuhl für Biochemie und Molekularbiologie,
T: +49 931 31-84111, martin.eilers@biozentrum.uni-wuerzburg.de

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