Verordnet vom Badearzt: Balneologie

Dr. Jürgen Gehrke über den Nutzen medizinischer Bäder

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„Die Kunst besteht vielfach darin, die Durchblutung an die betroffenen Stellen zu bringen“, sagt. Dr. Jürgen Gehrke aus Bad Kissingen über das medizinische Bad. Foto: ©depositphotos.com/@zhudifeng

„Wie die Erde seit Kopernikus nicht mehr Mittelpunkt der Welt ist, sondern Teil eines größeren Ganzen, des Universums, so ist auch der Mensch und jedes andere natürliche System, jedes Molekül und Atom, Teil eines größeren Ganzen“, sagt Dr. Jürgen Gehrke aus Bad Kissingen. Alles hänge mit allem zusammen. Der Facharzt für Naturheilverfahren und Kurmedizin verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Nicht die Krankheit, sondern der Patient stehe im Mittelpunkt allen Bemühens.

In dieses Konzept würde er auch medizinische Bäder als eine mögliche Säule der Therapie einreihen. „Die Balneologie respektive Bäderheilkunde ist die Lehre von der therapeutischen Anwendung natürlicher Heilquellen, Heilgase und Peloide (Schlämme, Heilerden) in Form von Bädern, Trinkkuren und Inhalationen“, erklärt der Facharzt für Innere Medizin. „Das medizinische Bad“, so der Balneologe weiter, „gehört zu den physikalischen Therapien und kann etwa durch seine Temperatur oder die enthaltenen Substanzen Einfluss auf das Gewebe und die körperlichen Vorgänge nehmen.“

Der wichtigste Vorteil dieser Bäder sei seiner Ansicht nach Wärme. Durch die höhere Temperatur würden sich die Gefäße erweitern. „Das verschafft eine bessere Durchblutung und regt den Kreislauf an.“ Durch die entlastende Wirkung auf den Körper seien medizinische Bäder der Entspannung des Patienten zuträglich und somit auch der Linderung von Krankheitsbeschwerden. „Anwendung finden medizinische Bäder etwa bei Hautkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma, Nierenerkrankungen, Stoffwechselstörungen sowie Muskel und Gelenkbeschwerden“, so Dr. Gehrke.

Der Badearzt unterscheidet zwischen Teil-, Fuß- und Sitz- sowie Vollbad, „je nach Belastbarkeit des Patienten“. Dabei verordne man, ebenfalls je nach Anwendung, Nutzen und Patient, unterschiedliche Temperaturen. „Ein medizinisches Bad kann als kaltes, halbkaltes, lauwarmes, warmes oder heißes Bad angewandt werden. Die Badetemperatur sollte jedoch die 40-Grad-Marke nicht übersteigen“, mahnt der Mediziner. Dr. Gehrke zufolge gebe es zahlreiche unterschiedliche Varianten. So nutze man etwa beim Bewegungsbad den Auftrieb des Wassers, um durch die Bewegung die Gelenke zu lockern und die Durchblutung zu fördern.

„Zur Anwendung kommt dieses deshalb vor allem bei Arthritis, Haltungsschäden oder Osteoporose. Beim Bewegungsbad werden die Muskeln trainiert und durchblutet sowie der Kreislauf angeregt“, so der Experte. Eine andere Variante sei das Schwefelbad. „Bei diesem nimmt man ein Bad in Wasser, das Schwefelwasserstoff enthält. Dieses Bad fördert die Abwehr und wirkt antibakteriell.“ Behandelt würden damit Krankheiten wie Schuppenflechte, chronische Ekzeme oder Neurodermitis.

Eine beliebte Art des medizinischen Bades sei auch das Ölbad. So könne zum Beispiel ein bis zu 30 Minuten dauerndes Melisse-Bad bei Durchblutungsstörungen helfen und sei in dieser Kombination – Wärme sowie die ebenfalls Kreislauf anregende Wirkung der Melisse – bei Schlafstörungen zuträglich.

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