Und sie hilft doch?!

Homöopathie kann erste Hilfe und längere Begleitung sein

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Gut 30 Jahre beriet Apothekerin Sylvia Pöhlmann zum Thema Homöopathie in der St. Margareten-Apotheke in Margetshöchheim. Mit großem und nachhaltigem Erfolg. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hielt das für Humbug. Er wollte die Homöopathie aus den Leistungen der Gesetzlichen Kassen streichen (wir berichteten in der April- und Oktoberausgabe 2024). Nach dem Ampel-Aus im Herbst 2024 dann die Wende: „Das Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) ist nicht mehrheitsfähig und damit Geschichte“, so Ulrike Elsner, Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen Mitte November 2024. Übersetzt bedeutet das, dass Homöopathie weiterhin als Satzungsleistungen der GKV verfügbar bleibt. Doch was verbirgt sich hinter der Homöopathie? Menschen, die noch nicht mit ihr in Berührung gekommen sind, stehen zunächst vor einem großen „Bezeichnungsrätsel“. „Greifen Sie zum Beispiel zu Arnika, finden Sie entweder ein ‚D‘ oder ein ‚C‘ hinter dem Namen des Mittels sowie eine Zahl“, erklärt Sylvia Pöhlmann. Damit werde die Potenz angezeigt. Diese bezeichnet die Verdünnung des Ausgangsstoffes. „Die D-Potenzen werden in Schritten von eins zu zehn hergestellt“, so die Apothekerin weiter. „Das heißt: Man nimmt ein Gramm Arnikablüten und setzt das mit zehn Milliliter Alkohol an. Das Ergebnis ist ein Extrakt, die sogenannte Urtinktur. Von dieser Basis wird ein Gramm genommen und wieder auf zehn aufgefüllt. So entsteht D1.“ Dieses Prozedere wiederhole sich. Bei den D-Potenzen werde also pro Potenzierungsschritt im Verhältnis eins zu zehn verdünnt und jeweils mindestens zehnmal kräftig von Hand geschüttelt, damit die Dynamisierung stattfinde. „Die Potenzen D6 und D12 sind für akute Fälle“, erklärt die Fachfrau. Diese werden bis zu sechsmal am Tag gegeben. So könne gut erkannt werden, ob das Mittel anschlägt. „Diese niedrigen Potenzen sind für die Hand des Laien am geeignetsten.“ C-Potenzen wiederum würden im Verhältnis eins zu hundert verdünnt. Sie beginnen bei C30. Der Merksatz der Deutschen Homöopathie-Union (DHU) für beide Bezeichnungen: „Je häufiger eine Substanz verschüttelt wurde, umso stärker ist die homöopathische Wirkung, obwohl stofflich bei jedem Potenzierungsschritt immer weniger enthalten ist.“ Auch für C hat Pöhlmann Beispiele: „Arnika C30 oder Hypericum (Johanniskraut) C30 geben wir in der Apotheke gerne mit, wenn eine Person etwa ein Schleudertrauma erlitten hat“, sagt die Fachfrau. Bei einer plötzlichen schlechten Nachricht, bei einem akuten Schock- oder Schreckzustand würde sie hingegen zu Aconitum (Blauer Eisenhut) greifen. Hält der Schock als unverarbeitete seelische Erschütterung länger an, könne Ignatia als Hochpotenz gegeben werden.  Was manchmal mehrfach nötig sei, bis die Verarbeitung eingesetzt hat. Bei einem Schmerzzustand bei Gewebeverletzung, der intensiverer Natur ist, könne ebenfalls Arnika C30 eingesetzt werden. Wichtig zu wissen: In diesem Zustand verbrauche sich das homöopathische Mittel schneller, erklärt die Apothekerin weiter, und wird bei Bedarf mehrfach wiederholt. C-Potenzen ab 200 bis hoch zu 1000 gehörten in die Hände ausgebildeter Homöopathinnen nd Homöopathen. Viele Eltern beginnen bei ersten Anzeichen von Erkältung die Behandlung ihrer Kinder mit Homöopathie. Im Idealfall möchten sie so um ein Antibiotikum herumkommen. Fast schon „trivial“ sei Allium cepa (die Gemeine Zwiebel) bei Schnupfen. Belladonna (die Schwarze Tollkirsche) in niedrigen Potenzen, die mehrmals am Tag und zunächst in kürzeren Abständen gegeben werden könne, eigne sich hingegen bei Halsentzündung und/oder Fieber. „Das ist sanfte Medizin, die Kindern helfen und das Ganze zum Abklingen bringen kann“, sagt die in Homöopathie kundige Apothekerin. „Wenn man aber merkt, dass etwas ‚Größeres‘ im Anmarsch ist oder der Schnupfen so gar nicht verschwinden will, ist der Gang zur Ärztin oder zum Arzt Pflicht.“ Ältere Menschen mit chronischen Gelenk- oder Muskelbeschwerden, Abnutzungserscheinungen oder Osteoporose könnten wiederum auf „sehr bewährte Mittel“ von Rhus toxicodendron (Eichenblättriger Giftsumach) über Bryonia (Zaunrübe), Ruta (Weinraute) und Dulcamara (Bitttersüßer Nachtschatten) bis hin zu Hekla lava (Lavaasche aus dem Vulkan Hekla) greifen. Viele verbinden Homöopathie nur mit den kleinen weißen Kügelchen, den Globuli. Die Darreichungsformen seien jedoch deutlich vielfältiger, informiert die Apothekerin, die im letzten Jahr den wohlverdiente Ruhestand angetreten hat. Sie reichen von der Urtinktur über Tabletten bis hin zu Salben, Cremes und Tropfen. Der Wirk-Grundsatz, ob Groß oder Klein, ist überall gleich: „Homöopathie gibt dem Körper einen Anstoß, sodass er sich selbst helfen kann.“

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