Tückische Verwandtschaften

Tückische Verwandtschaften

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Foto: Dr. Berger @HNO Gemeinschaftspraxis
Bamberg

Ein lauer Sommerabend. Eine junge Frau will nach getaner Arbeit noch eine Runde joggen. Bevor sie startet, meldet sich der kleine Hunger. Eine knackige Karotte kommt da gerade recht. Wieder zuhause angekommen, der Schreck: Ihr Gesicht ist stark angeschwollen. Um einen allergischen Schock zu verhindern, muss sie in der Notfallklinik eine Behandlung mit Kortison bekommen. Die junge Sportlerin ist selbst Allergologin, Dr. Katrin Berger, Fachärztin für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde.

Die 38-Jährige ist allergisch auf Baumpollen. Das, was ihr widerfuhr, nennt sich Kreuzallergie. „Sie beruht meist auf einer pollenassoziierten Allergie“, erklärt die Ärztin von der HNO-Gemeinschaftspraxis Bamberg. Von einer Allergie spreche man bei einer „übermäßigen Reaktion des Immunsystems auf primär harmlose Stoffe“. Die Immunzellen produzieren Antikörper gegen darin enthaltene Proteine (Allergene). Gerät der Patient mit diesen in Kontakt, reagieren diese und es kommt zu einer allergischen Reaktion.

„Es werden bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet, sodass zum Beispiel Jucken, Niesreiz oder tränende Augen auftreten“, so die Medizinerin. Die Krux bei diesen Antikörpern: „Sie können auch auf verwandte Proteine reagieren.“ Berger zufolge sei der „Klassiker“ der Birkenpollen-Allergiker. „Isst dieser einen Apfel, ist manchmal zu erwarten, dass er darauf allergisch reagiert.“ Doch genau das sei eine Herausforderung. „Eine Kreuzallergie ist für Ärzte schwierig zu diagnostizieren“, erklärt Berger. Sie hänge vielfach von der Tagesform des Betroffenen, seiner körperlichen Belastung, von der Jahreszeit und davon ab, wie zum Beispiel ein bestimmtes Obst oder Gemüse verzehrt werde – auch die jeweilige Sorte sei entscheidend. Dazu komme: „Proteine sind labil. Im Falle des Apfels, werden diese in gekochter oder gebackener Form denaturiert. Sie können nicht mehr mit den Antikörpern reagieren.“ Was also tun?

„In der Praxis weisen wir die Patienten darauf hin, dass es Kreuzreaktionen gibt.“ An die Hand bekommen sie außerdem eine Übersicht. In dieser finden sich in der Kategorie „Baumpollen“ zum Beispiel Kernobst, Steinobst, rohe Nüsse, Soja, Karotte oder auch Kartoffeln. In der Rubrik „Beifuß“ sind unter anderem Sellerie, Paprika, Weintraube, Kamille, aber auch Gewürze wie Pfeffer oder Muskat aufgeführt. Unter „Gräser & Roggen“ finden sich Tomate, Melone, Kiwi, nicht verbackenes Mehl, Kleie und Hülsenfrüchte. Wer allergisch auf Latex ist, sollte etwa bei Ananas, Banane, Feige, Kartoffel oder Tomate vorsichtig sein. Im Falle der Hausstaubmilben-Allergie ist Vorsicht bei Muscheln, Shrimps, Garnelen, Hummer, Krabben oder Flusskrebsen geboten.

Für Betroffene bedeuten diese Informationen aber vor allem eines: Sensibel zu sein und über das eigene Ausschlussverfahren Unverträglichkeiten, die etwa Schwellungen im Mundbereich oder Bauchschmerzen mit sich bringen, zu erkennen.

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