Notfallmediziner Falk Stirkat wirft in seinem Buch „Ich kam, sah und reanimierte“ die Frage auf, ob es an der Anspruchshaltung der Gesellschaft, die für jeden Kratzer einen Notarzt braucht, oder an fehlender Bildung in Bezug auf den eigenen Körper, liegt, dass die Notfallnummer 112 Tag für Tag überstrapaziert wird.
Der 34-Jährige, der in Erlangen lebt und als Notarzt in Mittelhessen unterwegs ist, räumt ein, das man für die Unterscheidung von banal oder gefährlich, pfefferminztee- oder behandlungsbedürftig einen Arzt brauche, aber in der Regel keinen Notarzt. Ein Arzt wird immer helfen, vor allem ein Notarzt, das ist der moralische Imperativ, der sein Berufsethos prägt. Doch sollte man diese Hilfe nur in Anspruch nehmen, wenn wirklich „Not am Mann“ ist.
Alles andere sei grob fahrlässig, unsolidarisch und setze unter Umständen Leben aufs Spiel. Um Leben und Tod geht es in den Geschichten von Stirkat oft, aber nicht immer.
Manchmal sind die Einsätze auch unspektakulär, wie er sagt, und das sei auch gut so. Denn alles andere könnten auch die Retter auf Dauer nicht aushalten. Überhaupt spricht er viel Grundsätzliches rund ums Thema „Leben retten“ an: von Gaffern, die sich am Leid anderer ergötzen, bis hin zum medizinisch Machbaren, das nicht immer mit dem moralisch Verantwortbaren übereinstimmen muss.
„Was tun?“ heißt es für Ersthelfer oft. Die Entscheidung muss in Minuten, oft Sekunden getroffen werden und in der Regel hat dieses akute Handeln weitreichende Folgen. Aber lesen Sie selbst …!
Falk Stirkat: Ich kam, sah und reanimierte. Geschichten vom Leben und Sterben,
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2017,
ISBN 978-3-86265-666-0,
Preis 9,99 Euro,
www.schwarzkopf-verlag.net