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Magnesium gehört zu den fünf am häufigsten verkauften Nahrungsergänzungsmitteln in Deutschland. Es ist auch in hohen Dosierungen frei verkäuflich – und wird gern zur Selbstmedikation verwendet. Apotheker Michael Dickmeis, Inhaber der Sonnen-Apotheken in Würzburg und Kürnach, kann das nachvollziehen. „Erste Hinweise für einen Magnesiummangel sind zum Beispiel nächtliche Wadenmuskelkrämpfe“, erklärt er. Eine Einnahme von 300 bis 400 Milligramm Magnesium pro Tag seien sinnvoll und auch nicht schädlich. Die Einnahme von Magnesium könne aber auch problematisch werden. „Magnesium kann die Absorption von Antibiotika beeinflussen.“ Auch im Zusammenhang mit der Einnahme von Schilddrüsenhormonen, Bisphosphonaten, Kalziumkanalblockern oder Muskelrelaxantien sei Vorsicht geboten. Seine Faustregel lautet: „Alle mehrwertigen Kationen, sprich Eisen, Magnesium, aber auch Kalzium, sollten immer mit zwei Stunden Abstand zu anderen Arzneimitteln eingenommen werden.“ Im Zweifelsfall gilt natürlich, Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt halten. Eine zeitliche Entzerrung bringt also in der Regel die Lösung. Auf der anderen Seite könne die Einnahme von Magnesium plus Medikament – den zeitlichen Aspekt außer Acht lassend – sinnvoll sein. Michael Dickmeis denkt hier zum Beispiel an „Mikronährstoffräuber“ wie harntreibende und blutdrucksenkende Mittel (Diuretika), die den Salzhaushalt im Körper verändern würden, oder auch Mangelernährung. „Hier geht es darum, dass man unter der Therapie die Mikronährstoffe zuführen sollte.“ Ebenfalls präsent in deutschen Regalen sind Eisen-Mono- und -Kombi-Präparate. Frei verkäuflich bedeutet für Laien oft „ungefährlich“. Ein Trugschluss, wie der Apotheker betont. „Beim Eisen ist das Interaktionspotenzial mit Arzneimitteln noch einmal ein Stückchen höher als bei Magnesium. Es bildet deutlich stabilere Komplexe, die noch mehr abfangen.“ Doch auch hier gelte: Timing ist alles. Was die meisten schon wissen: Produkte wie schwarzer oder grüner Tee, Kaffee, Milch, Cola-Getränke und andere phosphathaltige Lebensmittel wie Schmelzkäse sollten nicht zusammen mit Eisen eingenommen werden. Gleiches gilt für Rhabarber, Spinat, Rote Bete und andere oxalsäurereiche Nahrungsmittel. Nicht zu vergessen Getreide, Reis und Soja. „Sie können Eisen abfangen.“ Auf der anderen Seite sollen säurehaltige Produkte wie etwa Orangensaft die Aufnahme verbessern – so heißt es im Volksmund. „Diese Erkenntnis beruht jedoch auf einem Laborbefund“, gibt Michael Dickmeis zu bedenken. Ein Glas frischgepresster Orangesaft reiche für einen tatsächlichen Effekt sicher nicht aus. „Was wir aber sagen können, ist, dass Eisen die Absorption anderer Medikamente und damit auch ihre Wirksamkeit reduzieren kann.“ Er denkt hier an bestimmte Antibiotika wie die Tetrazykline und Chinolone. Auf der anderen Seite gelte das auch für die Bisphosphonate sowie für Schilddrüsenhormone. Eisen könne zudem die Aufnahme wichtiger Spurenelemente wie Zink für die Immunabwehr blockieren. Hier helfen saure Lebensmittel. Es gibt jedoch Medikamente wie Antazida und Mineralstoffpräparate, die die Absorption des Eisens verringern können. „Auch deshalb wird empfohlen, Eisen so nüchtern wie möglich einzunehmen.“ Zu guter Letzt: Vitamin B12 ist ebenfalls in aller Munde. „Die Einnahme mit anderen Medikamenten ist hier meistens unproblematisch“, informiert der Fachmann. Er gibt jedoch zu bedenken, dass einige Medikamente wie zum Beispiel Säureblocker die Aufnahme oder den Stoffwechsel von Vitamin B12 durchaus beeinflussen und so erst einen Mangel erzeugen könnten.