„Ihre Schilddrüse sieht wunderbar aus. Den kleinen Knoten links sollte man aber abklären lassen“, wird mir am Ende des Schilddrüsen-Infotages am Uniklinikum Würzburg (UKW) mit auf den Weg gegeben. Mitte Oktober konnten sich Interessierte hier, in der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, über Diagnostik und Therapie von gut- und bösartigen Schilddrüsenerkrankungen schlau machen und eine kostenlose Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse wahrnehmen. Bis zu diesem Tag wusste ich nicht viel über die Hormondrüse. Dabei beeinflusst sie unser Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, den Stoffwechsel, die Nerven und das Gehirn entscheidend. Wenn diese Steuerungszentrale des Körpers nicht richtig funktioniert, hat das gesundheitliche Folgen. „In Deutschland werden jedes Jahr rund 70.000 Menschen an der Schilddrüse operiert, etwa 25.000 Patientinnen und Patienten erhalten eine Radiojodtherapie“, informierte das UKW. In vielen Fällen sei es jedoch auch möglich, von der Schilddrüse verursachte Beschwerden mit Medikamenten effektiv zu behandeln. So weit, so gut. „Jodmangel, die Ernährungsweise, eine genetische Disposition sowie Medikamente sind Ursachen für eine vergrößerte Schilddrüse und Knotenbildung“, erklärt der Facharzt für Nuklearmedizin, Dr. Eckhard Peppert. Etwa 25 Prozent aller Deutschen hätten Knoten. Bei den über 45-Jährigen seien es annähernd 50 Prozent. Ich bin also bei Weitem nicht allein. Häufig, so der Experte, seien diese Knoten harmlos und würden oft nur durch Zufall entdeckt. Die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten seien gut. Ausgeschlossen werden müssten aber Bösartigkeit, Überfunktion sowie mechanische Komplikationen. Das geschehe durch eine Befragung, eine körperliche Untersuchung sowie mittels einschlägiger Laborwerte. So ermöglicht zum Beispiel die Anfertigung eines Szintigramms das Aufdecken versteckter heißer oder kalter Knoten. Hier müsste ich also ran. Überhaupt sollte ich auf meinen Körper hören. Das wird mir durch den Vortrag von Prof. Martin Fassnacht, Leiter der Würzburger Endokrinologie, klar. Sei mir etwa immer kalt, würde ich unter Müdigkeit, Abgeschlagenheit, einem verstärkten Schlafbedürfnis, unter Gewichtszunahme, einem verlangsamten Herzschlag und brüchigen Haaren und Nägeln leiden, könnte das auf eine Unterfunktion hinweisen, von der übrigens häufiger Frauen betroffen sind. Das Spiegelbild dieser Symptome deute auf eine Überfunktion hin. Der Arzt beleuchtet die verschiedenen Ursachen und hinterfragt den „Verkaufsschlager“ Schilddrüsenmedikament, der in manchen Fällen aber auch nichts ausrichten kann, da das eigentliche Problem gar nicht in der Schilddrüse liege. Anders ist dies bei der Überfunktion, hier kann teilweise eine Operation sehr schnell Abhilfe schaffen. Sie ist, laut Prof. Nicolas Schlegel, Leiter der Endokrinen Chirurgie, „ein Eingriff mit niedriger Komplikationsrate und vernachlässigbarer Sterblichkeit.“ Er sagt aber auch: „Die Lebensqualität kann nach der chirurgischen Entfernung der Schilddrüse reduziert sein.“ Zwingend nötig sei daher eine Abwägung von Nutzen und Risiko. Eine Indikation sei zum Beispiel die Überfunktion, die nicht mit Medikamenten zu beherrschen ist. Auch mechanische Probleme wie Schluckstörungen oder Atemnot könnten den Ausschlag für eine OP geben, ebenso eine bösartige Veränderung. „Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann durch eine Operation wiederum nicht verbessert werden“, klärt der Mediziner auf. Geht es auch anders? Ja, unter Umständen. Und zwar mit „sanften Strahlen“. Darüber sprach der leitende Oberarzt, Dr. Sebastian Serfling, der Nuklearmedizinische Leiter des PET/CT-Zentrums. Die sogenannte Radiojodtherapie mit einer winzigen Menge radioaktivem Jod-131 werde ihm zufolge zur Behandlung der Schilddrüsenautonomie, der Basedow-Krankheit, der Schilddrüsenvergrößerung und bei bestimmten Formen des Schilddrüsenkrebses ergänzend nach einer Operation eingesetzt. Bei der Behandlung der Überfunktion könnten gezielt überaktive Schilddrüsenanteile behandelt, normal funktionierende Anteile hingegen geschont werden. Bis die Wirkung einsetzt, sei etwas Geduld gefragt. Aber sollten wir diese nicht ohnehin bei jeder Erkrankung mitbringen?
Strg + A
Expertinnen und Experten des Uniklinikums Würzburg über die lebenswichtige Steuerungszentrale im Körper, die Schilddrüse
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