„Der Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr ist“, sagte Arthur Schopen- hauer. Schlaf, so der Philosoph, sei kein rein „negativer Zustand, bloßes Pausieren der Ge- hirntätigkeit“, sondern er zeige zugleich einen „positiven Charakter“¹. Wie ernst seine Gedanken heutzutage genommen werden sollten, das geht aus der Antwort des Bundesministeriums für Gesundheit² auf eine Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion von Anfang 2020 hervor. Demnach würden Patienten mit Schlafstörungen in Deutschland jährlich hunderttausendfach in Krankenhäusern behandelt.
Gerhard Ankenbrand, Schlafberater aus Bad Brückenau, sind die Folgen ungesunden Schlafes hinreichend bekannt. Daher arbeitet er seit gut 20 Jahren aktiv daran, Menschen zu gesundem Schlaf zu verhelfen. Wie essen und trinken sei er notwendig, „um zu leben“, erklärt er. „Zu wenig Schlaf oder gar Schlafentzug führt zu gesundheitlichen Störungen.“ Es gebe kein Organ, das nicht unter den negativen Wirkungen eines gestörten Schlafes leide. Doch was ist gesunder Schlaf? Natürlich müssten der Schlafplatz und die Umgebung stimmen, sagt der Schlafexperte (hierzu berichten wir in einer späteren Ausgabe der Lebenslinie).
Doch auch die Schlafdauer und der Schlafrhythmus gemäß der inneren Uhr seien zu beachten. Dann würden Heilungsprozesse aktiviert, Gewebeschäden repariert, Organe und Zellen mit neuer Energie versorgt. Außerdem würden wichtige Hormone nur bei ungestörtem Schlaf zur richtigen Zeit und in ausreichender Menge ausgeschüttet. Zudem werde das am Tag Erlebte und Gelernte im Kurz- und Langzeitgedächtnis verarbeitet und gespeichert oder auch gelöscht. Schlaf werde grundsätzlich in zwei Grundformen unterteilt, erläutert der Fachmann. Zum einen der REM-Schlaf, zum anderen der Non-REM-Schlaf.
Ein Erwachsener, der sieben bis acht Stunden schlafe, so Ankenbrand in seinem Buch „Wer besser schläft hat mehr vom Leben“, sollte vier bis sechs solcher Schlafzyklen je circa 60 bis 90 Minuten durchlaufen – aufgegliedert in vier Non-REM- Schlafphasen und eine REM-Schlafphase. Wichtig zu wissen: Erst im Tiefschlaf läuft die körperliche Reparatur und Erneuerung unseres Körpers richtig an. In dieser Phase erfolgt auch die verstärkte Ausschüttung von Melatonin (Schlafhormon) und Somatropin (Wachstumshormon). „Stoffwechsel und das Immunsystem sind jetzt besonders aktiv“, sagt der 68-Jährige. Es laufe ein Entgiftungsprogramm (Leber und Nieren) „das alle schädlichen Stoffe aus dem Körper herausfiltert“.
Melatonin sei eine Art „Masterhormon“ und das „beste Antioxidans“, ist er überzeugt. Melatonin verhindere etwa die Oxidation des LDL-Cholesterins, das zur Verstopfung der Arterien führen könne, im Gehirn schütze es unersetzliche Neuronen vor dem Angriff freier Radikale, auch in der Flüssigkeit, die den Augapfel benetze, finde sich Melatonin, das freie Radikale davon abhalte, grauen Star zu verursachen. In der Magenschleimhaut wiederum verringere Melatonin das Risiko von Magengeschwüren.
Doch im Melatonin liegt die Krux: Seine Produktion, so Ankenbrand, beginne bei nachlassendem Tageslicht und sei stark vom Hormon Serotonin abhängig. Dieses wird tagsüber produziert. Aus Serotonin produziere die Zirbeldrüse bei beginnender Dunkelheit dann Melatonin. Nur, wenn Serotonin ausreichend vorhanden ist, sei auch genügend Melatonin vorhanden. „Nur dann ist unser Schlaf erholsam und regenerativ.“
Quellen:
¹Gerhard Ankenbrand:Wer besser schläft hat mehr vom Leben, Wohngesund, Gerhard Ankenbrand GmbH & Co. KG, Bad Brückenau 2017, www.wohngesund.com, I aus: Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, 2. Buch, Kap. 19
²http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/1916584.pdf
³http://med.stanford.edu/news/all-news/2020/06/william-dement-giant-in-field-of-sleep-medicine-dies-at-91.html