Schutzkonzepte für Pflegebedürftige und Kinder

Ein Infektionsepidemiologe und ein Psychotherapeut über gangbare Wege in der Pandemie

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Die Corona-Pandemie geht an niemandem spurlos vorüber. Explizit die Kontakt- und Ausgangssperren und deren Folgen hätten viele Menschen überfordert, darauf weist die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hin¹. Die BPtK fordert zum einen für Pflegebedürftige und zum anderen für Kinder für die Zukunft spezielle Schutzkonzepte.

Bei Heimbewohnern gelte es den Spagat zwischen Menschenwürde und Sicherheit zu finden, sagt der Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie Dr. Andreas Schwarzkopf aus Bad Bocklet. „Achtwöchiger Stubenarrest – wie mir berichtet wurde – ohne Haarwäsche, Friseur und Fußpflege ist nicht menschenwürdig. Mittlerweile kennen wir das Virus besser und wissen auch um die physischen und psychischen Schäden einer Isolation!“ Deshalb müssen auch in Pflegeheimen ein Gemeinschaftsleben und Besuche möglich sein, so der öffentlich bestellte Sachverständige für Krankenhaushygiene.

„Menschen brauchen Kontakt und Nähe. Beides sind wesentliche Ressourcen, auch große Belastungen zu ertragen“, erklärte BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz aus Stuttgart. Je länger Krisen, Konflikte und lebensgefährdende Ereignisse dauerten, desto eher seien die psychischen Widerstands- und Regenerationskräfte überfordert und es könne zu psychischen Erkrankungen kommen. Bei weiteren Coronawellen müsse deshalb stärker auf die elementaren Bedürfnisse nach Kontakt, insbesondere von Pfle- gebedürftigen, aber auch von Kindern und Jugendlichen Rücksicht genommen werden, so Munz.

Über das reine Home-Schooling hinaus müsse ein Betreuungs- und Kontaktangebot geschaffen werden, das Kindern und Jugendlichen in stabilen kleinen Gruppen persönliche Nähe und Austausch ermöglicht. Auch der Infektionsepidemiologe unterschreibt das: Er unterhalte daher innerhalb seiner Familie ganz „normale“ Kontakte, „gerade meine Töchter brauchen in Anbetracht der ‚neuen Normalität‘ manchmal Trost“, betont er.

In der ambulanten und stationären Altenpflege müsse laut BPtK eine totale Isolierung vermieden werden. Dafür bedürfe es eines Präventionskonzeptes, das mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst zu entwickeln ist. Auch Besuchsräume, feste Gruppen und ausreichend Zeit, um demenzkranken Pflegebedürftigen Veränderungen zu erklären und sie einzuüben, müssten zum Standard werden.

Quelle: ¹www.bptk.de/wp-content/ uploads/2020/08/2020-08-17_BPtK-Hintergrund_Corona-Pandemie-und-psychische-Erkrankungen.pdf

Mit einer Verstetigung von Krisen, Konflikten oder lebensgefährdenden Ereignissen über einen längeren Zeitraum, lässt die psychische Widerstandskraft, die Resilienz nach. Menschen fühlen sich zunehmend überfordert. Daher braucht es besonders für Kinder und Jugendliche, aber auch für alte und pflegebedürftige Menschen spezielle Schutzkonzepte.

www.bptk.de
www.institutschwarzkopf.de

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