Schlaf gut…!

Medizinhistoriker Dr. Johannes Gottfried Mayer über die Grundlagen gesunden Schlafes

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Dr. Johannes Gottfried Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin der Uni Würzburg. Foto: Peter Raider

Dr. Johannes Gottfried Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin der Uni Würzburg. Foto: Peter Raider

„Schlaf gut!“, wünscht man sich am Abend. Doch guter Schlaf ist keine Selbstverständlichkeit, wie Dr. Johannes Gottfried Mayer von der Forschergruppe Klostermedizin der Uni Würzburg erklärt.

Rund 32 Millionen Menschen in Deutschland leiden zeitlich begrenzt oder chronisch unter Schlafstörungen, so Dr. Mayer in seinem Vortrag „Gesunder Schlaf – was kann ich dafür tun?“ im Matthias-Ehrenfried-Haus in Würzburg.

Die Folgen können gravierend sein: 60 Prozent der Herzinfarkte gingen Mayer zufolge auf schlechtes Schlafen zurück.

Um Schlafstörungen vorzubeugen, hilft es, zu verstehen, was beim Schlafen in unserem Körper vor sich geht.

Denn Schlaf bedeute keineswegs „kleiner Tod“, erläutert Mayer: „Das Gehirn speichert, trainiert und lernt im Schlaf, das Immunsystem regeneriert Zellen, es findet Zellwachstum und Endverdauung beim Schlafen statt“.

Die Steuerung des Schlafes laufe über Hormone, fährt der gebürtige Nürnberger fort.

So etwa über die müde machenden Hormone Melatonin, das bei Dunkelheit ausgeschüttet wird, und Adenosin (der sogenannte Drehzahlbegrenzer), das über den Tag hinweg und vor allem bei körperlicher Aktivität zum Abend hin ansteige.

Das Stresshormon Cortisol sorge dann ab circa 3 Uhr nachts dafür, dass man sich beim Aufwachen wieder fit fühlt.

Die weit verbreitete Annahme, dass wir bei gefühlt gutem Schlaf durchschlafen ohne aufzuwachen, sei falsch: „Wir wachen nachts 20 bis 25 Mal auf, erinnern uns aber nicht daran, wenn wir weniger als drei Minuten wach sind“, so Mayer.

Was kann man nun konkret für guten Schlaf tun? Wichtig sei, Mayer zufolge, ein klarer hell-dunkel-Kontrast, sprich viel Licht am Tag und ein dunkler, ruhiger Schlafraum bei Nacht.

Feste Strukturen im Tagesablauf, kein schweres Essen am Abend und frische Luft würden sich positiv auf den Schlaf auswirken.

Ruhige Beschäftigungen am Abend, wie ein entspanntes Gespräch, ein Spaziergang, ein Bad, Sex oder leichte Lektüre, helfen dabei, sich auf den Schlaf einzustellen.

Spannende Filme oder Bücher seien dagegen schlecht, um runterzufahren, kritisiert der Medizinhistoriker Mayer die gängige Praxis, beim Fernsehen einzuschlafen.

Zudem warnt er vor der Einnahme schnell süchtig machender Schlafmittel, da diese nicht für gesunden Schlaf sorgten, sondern den Körper in eine Art Narkose versetzten und heilende Vorgänge beim Schlafen verhinderten.

Der Autor zahlreicher Publikationen zu Klostermedizin und Phytotherapie empfiehlt stattdessen den Einsatz von Heilpflanzen.

Baldrian beispielsweise wirke ähnlich wie das müde machende Hormon Adenosin und helfe bei Unruhe und
Einschlafstörungen. Auch Hopfen, Melisse, Lavendel und die Passionsblume haben eine beruhigende und schlaffördernde Wirkung.

Mayer weist jedoch darauf hin, dass es kein Allheilmittel gäbe und die Pflanzen unterschiedlich gut bei verschiedenen Menschen wirkten.

„Manche Menschen schlafen auch nach dem Genuss von Kaffee…!“, meint Dr. Mayer zum Abschluss schmunzelnd.

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