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Internationaler Glaukom-Experte Professor Nils Loewen über den Grünen Star

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Im Volksmund ist der „Grüne Star” ein weit verbreiteter Begriff, der sich als diagnostiziertes Krankheitsbild des Glaukoms zu einer der weltweit zweithäufigsten Erblindungsursachen entwickelt hat – nach dem Grauen Star. Laut Professor Nils Loewen, seit vorletztem Jahr Sektionsleiter Glaukom an der Würzburger Augenklinik und internationaler Glaukom-Experte für Diagnose, Therapie und Forschung, sei der schleichende Verlauf das heimtückische dieser Erkrankung. So bleibe die Sehstärke lange Zeit erhalten, während sich das Gesichtsfeld durch den absterbenden Sehnerv sukzessive und vom Betroffenen unbemerkt verkleinere. Mit dem Glaukom gehe immer ein zu hoher Augendruck einher, der den Sehnerv zunehmend schädige, was zu einem schleichenden und irreversiblen Verlust des Sehvermögens führen könne.

Die Diagnostik hat sich in den letzten Jahren so weit entwickelt, dass man heute das Glaukom bei Menschen schon frühzeitig erkenne. Es ist möglich, Grünen Star mit mehreren Methoden zu diagnostizieren, erklärt Loewen, der fast 20 Jahre in den USA forschte und praktizierte. „Dazu benutzt man unter anderem die Optische Kohärenz-Tomography (OCT), eine Methode, mit denen die Schichtdicke und räumliche Verteilung der Nervenfasern im Sehnervenkopf bestimmt werden können”. Ebenfalls mache man ein Gesichtsfeldtest. Wissenschaftler sind sich heute einig: Die nachgewiesene Ursache des Glaukoms ist ein zu hoher Augendruck. „Wir verstehen zwar noch immer nicht, warum der Druck steigt, aber wir wissen, dass man durch effektive Augendrucksenkung das Glaukom behandeln kann. Für das Patienten-Arzt-Team ist das eine lebenslange Aufgabe. „Am Ball bleiben und entschlossen weitermachen”, sagt Professor Loewen und betont: „Das allerwichtigste sind mindestens halbjährliche OCT- und Gesichtsfelduntersuchungen.“

Foto: Nils Loewen ©Arnika Hansen/UKW

Als weitere Risikofaktoren nannte der gebürtige Kempener die Altersgrenze von 60 Jahren, eine Weitervererbung in der Familie, eine dünnschichtige Hornhaut, hohe Kurz- oder Weitsichtigkeit, eine Augenverletzung, die Einnahme von Kortikosteroiden, aber auch die Herkunft wie eine afrikanische, asiatische oder hispanische Ethnizität sei relevant. Der erste Schritt nach einer Diagnose sei eine etwa zweiminütige Behandlung an der Spaltlampe, so Professor Nils Loewen. Intensive Lichtpulse sollen helfen, den natürlichen Flüssigkeitsabfluss zu unterstützen und somit den Augeninnendruck vermindern. Diese „selektive Lasertrabekuloplastik” sei effektiver und habe weniger Nebenwirkungen als Augentropfen, erklärt der Leiter der Sektion Glaukom der Würzburger Uniklinik. Patienten biete man deshalb schon früh risikoarme, minimal-invasive Glaukom-Eingriffe an.

Damit könne der Augendruck frühzeitig gesenkt und der lange Leidensweg eines „konservativ gemanagten Glaukoms” vermieden werden. Wenn Laser und Medikamente eine Verschlechterung des Augeninnendrucks nicht aufhalten, empfiehlt der international anerkannte Experte mit rund 100 veröffentlichten Fachartikeln eine operative Behandlung. „Wir fangen hierfür mit der sogenannten Trabektom-Chirurgie an, einem minimal-invasiven und risikoarmen Eingriff, der nur drei Minuten dauert.” Bei einem fortgeschrittenen Schaden sei es jedoch wichtig, den Druck „aggressiv” zu senken. Dafür werde der sogenannte Preserflo, ein neuer „Mikroshunt”, benutzt, der das Kammerwasser in ein Reservoir unter der Bindehaut umleitet. Damit könne man sehr niedrige Druckverhältnisse erreichen. Der Eingriff sei, verglichen mit der traditionellen „Trabekulektomie”, sehr viel sicherer und würde für weitaus weniger Komplikationen sorgen.

Das Interview mit Professor Nils Loewen führte Lebenslinie-Chefredakteurin Susanna Khoury.

www.ukw.de/augenklinik

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