Runter von der Autobahn …

Achtsamkeitsübungen sind sowohl privat als auch im Berufsleben von Nutzen

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Gisela Schreiber (im Foto zusammen mit Lisa Kuttner) bietet im Herbst„Stress bewältigen durch Achtsamkeit“ an. Foto: © Pat Christ

Sich immer mal wieder Zeit für eine Pause zu nehmen, das ist für die Würzburger Tanzpädagogin Lisa Kuttner das Wichtigste und zugleich das Einfachste, was jeder für sich tun kann, der achtsamer leben möchte. „Viele Menschen sitzen viel und verlieren dabei die Wahrnehmung für ihren Körper“, sagt sie. In einer achtsam gestalteten Pause kann der Frage nachgegangen werden: Wie sitze ich? Auf meinen Sitzbeinhöckern? Oder hängt mein Rücken durch?

Daneben, so Kuttner, erleichtert der Atem den Weg zur achtsamen Wahrnehmung, wie ich sitze, stehe oder den Arm hebe. „Ich kann meinen Atem zu Körperregionen ‚schicken’, die sich verspannt anfühlen“, erklärt die Tänzerin. Durch die Konzentration auf den Atem könne sich ein Gefühl einstellen, als weite sich der Raum, der durch die Verspannung zu eng war: „Atmen und achtsames Bewegen gehen für mich zusammen.“ Besonders interessant sei die Erfahrung, achtsam rückwärtszugehen, dabei den Rü- cken wahrzunehmen und die Füße in den Raum hinter sich greifen zu lassen. Das unterbricht den starren Blick nach vorne.

Auch Dr. Cornelius von Collande hilft Menschen, die im Stress zu versinken drohen. Der Würzburger Psychotherapeut ist Acht- samkeits- und Zen-Experte. Achtsamkeit bedeutet für ihn, die „Autobahn“ zu verlassen und zu lernen, „Nebenstraßen“ zu be- fahren. „Autobahnen sind effektiv und oft sinnvoll, aber wir bekommen wenig von der Landschaft mit“, erklärt er.

Dr. Cornelius von Collande bietet Einzelbegleitung oder Zen in allen Variationen in Kursen im Benediktushof in Holzkirchen an. Foto: Cornelius von Collande ©Blandina v. Collande

Achtsam zu werden, könne allerdings als ein gewagtes Unternehmen empfunden werden, so der Zen-Meister. Oft hindere die Angst daran, sich für „das, was ist“ zu öffnen: „Wir brauchen einen sicheren Kontext, um auch in schwierigen Situationen genug Raum für ein ganzheitliches Lernen zu haben.“ Beim Achtsamkeitstraining handele es sich um an sich schon komplexe Lernvorgänge, die noch zusätzlich durch die eigenen, alten Lebensmuster erschwert werden. Sie bedürfen daher langer, konsequenter Übung: „Das gelingt am besten im Rahmen einer professionellen Begleitung.“

Eine typische Begleiterscheinung von Stress ist der berühmte „Tunnelblick“: Man sieht von einer komplexen Situation nur noch ein einziges Detail, ist darauf völlig fokussiert und nimmt nicht wahr, was die Situation möglicherweise noch alles bietet. In diese Falle geraten oft Führungskräfte. Gerade für sie wäre es laut Gisela Schreiber, Würz- burger Achtsamkeitslehrerin, wichtig, Achtsamkeit zu üben: „Achtsame Führungskräfte begegnen Situationen mit Gelassenheit, sie erkennen darin viele Aspekte.“

Ein Chef, der nicht bei jedem kleinsten Vorkommnis die Stirn runzelt, der achtsam mit sich und seinen Mitarbeitern umgeht, tut seinem Unternehmen viel Gutes. Schreiber: „Achtsamkeit schafft in Teams eine Kultur des Zuhörens und der Offenheit.“ Beschäftigte, die sich gesehen fühlen, sowohl in ihrer Leistung als auch dort, wo sie Unterstützung benötigen, seien zufriedener. Außerdem sei davon auszugehen, dass in einem Unternehmen, das von Menschen geführt wird, die Übungen der Achtsamkeit praktizieren, auch Mitarbeiter Gelegenheit bekommen, ihre Stressverstärker zu erkennen.

Achtsamkeit lernen
Lisa Kuttner bietet jeden Mittwoch von 9.30 bis 10.30 Uhr„Körperwahrnehmung durch achtsames Bewegen“ an. Zur Sommertanzwoche vom 5. bis 9. August kommt Odile Seitz-Walser mit Body-Mind-Centering, einer Verbindung von Achtsamkeit, Köperwahrnehmung und Tanz, in den Würzburger „Tanzraum“ (www.tanzraum-wuerzburg.de). Gisela Schreiber (www.bewegungs-raum.de) bietet im Herbst„Stress bewältigen durch Achtsamkeit“ an. Dies hat auch Dr. Cornelius von Collande im Programm, in Form einer Einzelbegleitung oder Zen in allen Variationen in Kursen im Benediktushof in Holzkirchen (www.benediktushof-holzkirchen.de).

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