Robotik und KI als verlängerter Arm?

Der Facharzt für Urologie Dr. Frank Schiefelbein über chirurgische Eingriffe mit dem Da Vinci Roboter

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Er sieht futuristisch und sperrig aus, doch sein Einsatz ist real und filigran: Die Rede ist vom Da Vinci Roboter. Dabei handelt es sich um ein roboter-assistiertes Chirurgie-System, das mittlerweile in vielen deutschen Kliniken angekommen ist. In der Würzburger Missioklinik (KWM) wurden seit 2008 über 6.000 Da Vinci Roboter-Operationen durchgeführt. „Mittlerweile verfügen wir über die dritte und neueste Gerätegeneration“, sagt Dr. Frank Schiefelbein, Chefarzt der Klinik für Urologie am Klinikum Würzburg Mitte (KWM). Er und sein Team operieren gut 600 Patient:innen pro Jahr mit dem Roboter. Und der Facharzt für Urologie schätzt dessen Einsatz. „Mit dem Da Vinci Roboter kann eine Operation minimalinvasiv, präzise und schonend in der Bauchspiegelungstechnik durchgeführt werden“, so Dr. Schiefelbein. Es würden lediglich sehr kleine Hautschnitte benötigt, um die chirurgischen Instrumente zu platzieren. Diese würden über Doppelgelenke verfügen und so eine Rotation um 540 Grad ermöglichen. Unterstützung erfährt der Mediziner durch spezielle Kameras, die den Operateur:innen eine dreidimensionale Sicht und eine 15-fache Vergrößerung ermöglichen. „Der Operateur führt die Operation von einer Bedienkonsole durch. Seine Finger- und Handgelenkbewegungen werden auf die Instrumente übertragen. Der Roboter macht keine eigenen Bewegungen und führt keine OP-Schritte selbstständig durch – dies macht ausschließlich der Operateur“, veranschaulicht der Arzt seine Vorgehensweise. Der Vorteil des Roboters: „Komplexe Operationsschritte ­können exakt kontrolliert werden. Kleine Ultraschallsonden können in den Bauchraum eingeführt werden. Das Ultraschallbild, zum Beispiel von einem Nierentumor, kann direkt in das Sicht- und Bedienfeld für die Operateur:innen eingespielt werden.“ Dies erhöhe die Präzision der Operation. Fluoreszenz-Farbstoffe könnten zudem Gefäße und Durchblutung darstellen und würden bei der Schonung von gesundem Gewebe helfen. Das Hauptaufgabenfeld in der Missioklinik ist die Entfernung der Prostata bei Prostatakrebs, die mit Schnellschnitt-Überwachung Potenz erhaltend bei vielen Patienten durchgeführt werden kann. Ein großer Vorteil ergebe sich Dr. Schiefelbein zufolge auch bei Nierenkrebs. Dank des Systems könnten komplexe Tumore entfernt und gleichzeitig Organe erhaltend operiert werden. „Mit über 1.000 durchgeführten Nierenteilresektionen liegen wir bundesweit an der Spitze“, so der Mitbegründer der Prostata Hilfe Deutschland mit Sitz in Würzburg. „Für Patient:innen sind die Vorteile des Systems enorm: deutlich kürzerer Krankenhausaufenthalt, schnellere Rekonvaleszenz.“ Der erfahrene Medizinier betont aber: „Voraussetzung für die gute Qualität sind, neben der technischen Ausstattung, die Erfahrung der Operateur:innen und des OP-Teams.“ Dr. Schiefelbein: „Der Da Vinci Roboter ist ein Telemanipulator, der die Finger- und Handbewegungen der Operateur:innen exakt auf die im Körper der Patient:innen agierenden Instrumente überträgt. Die Zukunft wird in der Automatisierung chirurgischer Eingriffe mithilfe von KI liegen, bei der ein Roboter über fortschrittliche Kameras und Sensoren auf der Grundlage von Daten und Algorithmen autonom bestimmte Aufgaben ausführen könnte.“ Hierbei könnte die KI dann auf die individuellen Patient:innendaten zugreifen und personalisierte Therapiepläne auf der Basis von „Deep Learning“ und maschinellem Lernen umsetzen. Das sei noch Zukunftsmusik. In einigen Fällen gebe es schon Überschneidungen. „Wir setzen, neben den Möglichkeiten der Robotik, die KI für ­Therapievorschläge in den medikamentösen Tumortherapien ein, um an die aktuellen Leitlinien angepasste Therapiepläne an den individuellen Krankheitsstadien der Patient:innen orientierend einzusetzen. Dadurch optimieren wir den Therapieplan und schonen die Ressourcen“, so Schiefelbein. Er ist überzeugt, dass sich die Robotik weiter verfeinern werde. Durch Miniaturisierung würden kleinere und präziser arbeitende Instrumente auch in anderen OP-Feldern offene Operationen ablösen. CT- oder MRT-Bilder würden zukünftig den Operateur:innen mit Datenbrillen zur Verfügung stehen. „Die KI hat in den kommenden Jahren ein großes Potenzial in der Medizin durch verbesserte Datenanalysen von Patient:innendaten, personalisierte Diagnosen und Therapieempfehlungen. Dies wird eine wichtige Rolle in der Früherkennung, in der Betreuung von chronischen Erkrankungen bei der Überwachung und Anpassung von Behandlungsplänen spielen.“

Fotos: Dr. Schiefelbein © Inline Internet & Werbeagentur, ©Lebenslinie, ©depositphotos.com/@MarkoAliaksandr

 

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