Nur selten wuchsen bisher exotische Obstsorten wie Feigen in fränkischen Gärten, doch das wird sich demnächst wahrscheinlich ändern. Denn die Durchschnittstemperaturen steigen. „Dadurch kann der Feigenanbau erfolgreich sein, zumindest, wenn der Winter mild war und die Pflanzen nicht heruntergefroren sind“, sagt Christine Scherer von der Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim. Die längere Vegetationszeit ermöglicht außerdem den Anbau von Süßkartoffeln. Zu den Gemüsesorten, die im Gegensatz zu früher inzwischen gute Wachstumsbedingungen in fränkischen Gärten vorfinden, gehört laut Scherer auch die grüne Gemüsesojabohne Edamame. „Allgemein gedeihen die besonders wärmeliebenden Kulturen wie Paprika und Auberginen jetzt im Hausgarten besser“, so die Gartenexpertin. Die mit Topinambur verwandte, süße Knolle Yacon profitiert ebenso wie Herbstsalate und Kohlgemüse davon, dass es wärmer wird. Allerdings, so die Fachfrau, sollte es tatsächlich lange warm sein. 2024 sei es im Hausgarten zu nass gewesen. Generell bleibt das Gärtnern weiterhin eine Herausforderung. Die Hauptfrage beim Anbau von Bohnen zum Beispiel lautet: Wie heiß wird es im Sommer? Bohnen, so Christine Scherer, fänden klimabedingt nur zum Teil bessere Wachstumsbedingungen vor. „Im Frühjahr, wenn der Boden sich gut erwärmt hat, keimen sie bei Direktsaat zügiger“, erläutert sie. Gerade die Bohne möge es aber nicht, wenn es infam heiß wird. Große Sommerhitze wirke sich laut der Mitarbeiterin am Institut für Erwerbs- und Freizeitgartenbau der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau negativ auf den Fruchtansatz aus. „Besonders bei Stangenbohnen vertrocknen die Blüten bei großer Hitze“, erläutert sie. Durch eine längere Vegetationsperiode könne andererseits noch Anfang Juli ein später Satz Buschbohnen gesät werden. Artischocken überwintern durch die höheren Durchschnittstemperaturen nun zum Teil gut, „wenn der Wurzelbereich ausreichend geschützt wird.“ Die Erderwärmung ist allerdings auch für jene Tierchen gut, die vom Gärtner überhaupt nicht gern gesehen werden. „Gemüsefliegen, Weiße Fliegen und Wanzen sind auf dem Vormarsch“, sagt hierzu Christine Scherer. Ein gärtnerisches Dauerproblem bleiben Läuse. Nachdem der Anbau aufgrund der längeren Vegetationszeit früher beginnt und später endet, sei ab dem zeitigen Frühjahr bis Ende November mit Läusen zu rechnen. Zudem gelte es, verstärkt auf die Grüne Reiswanze und die Marmorierte Baumwanze zu achten: „Sie verursachen Saugschäden, Verkrüppelungen und Wachstumsstörungen.“ Gemüsefliegen treten inzwischen meist in mehreren Generationen auf. Nicht nur die Blüte- und Reifezeit verändern sich also durch die Wärme. Sondern nicht zuletzt auch die Schädlinge als gärtnerische Gegenspieler. Deshalb, so Scherer, sollten vermehrt Kulturschutznetze zum Einsatz kommen: „Vor allem, um Gemüsekulturen vor Läuse- und Gemüsefliegenbefall zu schützen.“ Die Gartenexpertin rät zu zügigeren Ernten und zu einem vermehrt satzweisen Anbau. Wer Salate ziehen möchte, sollte zu läuseresistenten Sorten greifen: „Radicchio und Feldsalat haben erfahrungsgemäß keine Läuse.“ Im Herbst rät Christine Scherer zu Zuckerhut.
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