Mitten im Geschehen

Prof. Michael Haimerl, Facharzt für Radiologie, über sein Fach im Wandel

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©Andreas Fuchs

Er ist der „Neue“. Die Rede ist von Professor Michael Haimerl, seit Anfang des Jahres Chefarzt der Abteilung für diagnostische und interventionelle Radiologie für die Standorte Juliusspital und Missioklinik des KWM (Klinikum Würzburg Mitte). Und er hat reichlich Expertise im Gepäck: Neben der Schwerpunktbezeichnung Neuroradiologie hat er sich im diagnostischen Bereich unter anderem als muskuloskelettaler und kardiovaskolärer Radiologe zertifiziert. Und im interventionellen Bereich für interventionelle Radiologie sowie minimal-invasive Therapien. Durch ein berufsbegleitendes Studium „Master of Health Business Administration” (MHBA) hat er sich zudem betriebswirtschaftliche Kenntnisse angeeignet und hier eine Masterarbeit zu künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen in der medizinischen Bildgebung verfasst. 

Changemanagement

Sein Fachgebiet unterliegt einem rasanten Wandel durch Apparate, die immer mehr „können“ und Softwarelösungen, die sich gegenseitig überholen. Diesen Changemanagement-Prozess möchte er am KWM begleiten: „Diese für Patient:innen schonende Hochleistungsmedizin sowie die Einführung von technischen und Software-basierten Neuerungen, basierend auf künstlicher Intelligenz im diagnostischen Bereich, möchte ich am KWM etablieren und ­weiterentwickeln“, sagt Michael Haimerl. Das Portfolio der Radiologie habe sich vom reinen „Bildermachen“ hin zum aktiven Behandeln in Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen gewandelt. 

Aktiv behandeln

„Ein Lebertumor beispielsweise, der früher offen chirurgisch entfernt wurde, kann heute minimal-invasiv unter Röntgenkontrolle perkutan (durch die Haut) abladiert werden“, so der frühere leitende Oberarzt am Universitätsklinikum Regensburg. Darüber hinaus könne mittels Radiofrequenz- und Mikrowellenablation (Pathologisches wird durch Hitze zerstört oder Mikrowellen „verkokelt“), irreversible Elektroporation (Zellmembran der Tumorzellen wird durch elektrische Impulse zerstört) oder auch Elektrochemotherapie  (Kombination aus Chemotherapie und Elektroimpulsen) der:die Radiolog:in aktiv als Behandler:in im klinischen Geschehen unterstützen. Die Radiologie sei ein Schnittstellenfach und eine Organisationsdrehscheibe in der Klinik, das mache sein Fach für ihn auch so spannend. Durch KI-gesteuerte Systeme gewinne die Radiologie in Zukunft noch mehr an Bedeutung, so Professor Haimerl. Die Befürchtung des „Urvaters der KI“, des britischen Informatikers Geoffrey Hinton, dass KI die Radiolog:innen zeitnah ersetzen wird, teile er nicht. „KI kann mögliche Lungenrundherde ­beispielsweise detektieren, aber bislang noch nicht charakterisieren. Zu diagnostizieren, ob etwas ohne Befund oder pathologisch ist, unter Verlaufskontrolle gestellt werden oder biopsiert werden sollte, das obliegt in letzter Instanz immer den Ärzt:innen.“ 

Versorgungssicherheit

Durch KI-gesteuerte Systeme würden sich auch die Berufsbilder in der Radiologie verändern, nicht nur von analog zu digital, sondern weit darüber hinaus. „Bei diesem Prozess müssen wir alle mitnehmen“, so der Chefarzt im KWM. Wichtig sei, dass durch die stete Weiterentwicklung technischer Möglichkeiten in der Radiologie am Ende des Tages die Versorgungssicherheit der Patient:innen gewährleistet ist und die Behandlung durch die neuen Möglichkeiten optimiert wird.  

 

 

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