Menschen, die anderen helfen!

Pflege-Expertin Christina Sterk über einen Beruf mit Herausforderungen und Potenzial

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Zum 200. Geburtstag der Begründerin der westlichen Krankenpflege, der englischen Krankenschwester Florence Nightingale, rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Jahr 2020 zum Internationalen Jahr der Pflegekräfte und Hebammen aus, ohne zu wissen, was bald darauf passieren würde. „Corona“ warf alle ins sprichwörtliche kalte Wasser. Auch die neue Geschäftsbereichsleitung Pflege am Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt, Christina Sterk.

“Am Ende brauchen wir ein valides Messsystem, das die Leistung der Pflege abbildet. Und das auch in der Praxis umsetzbar ist“, sagt Christina Sterk, die neue Leiterin des Geschäftsbereichs Pflege am Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt.
Foto: Christina Sterk ©Leopoldina-Krankenhaus Schweinfurt

Am 1. Januar trat die erfahrene Krankenschwester hier ihr Amt an und stand nur wenige Wochen später vor einer riesigen Herausforderung. „Ich kannte das Haus noch nicht gut. Doch wir haben uns schnell in einer Task Force zusammengefunden, um die Situation zu organisieren“, so die Diplom-Pflegewirtin (FH). „Meine Mitarbeiter in den Pflegebereichen haben mich hervorragend unterstützt und so haben wir ‚Corona‘ gut gemeistert“, sagt Sterk rückblickend. „Zudem gab es viel Zuspruch und Unterstützung von außerhalb des Krankenhauses. Der Applaus und die vielen kleinen Gesten haben uns sehr gefreut. Doch die Herausforderungen, vor denen Pflegeberufe stehen, werden mit kleinen Gesten allein nicht zu meistern sein. Wir müssen die Pflegeberufe substanziell und nachhaltig stärken“, ist sie überzeugt.

Was aber muss geschehen, damit professionelles Pflegen möglich ist? „Das Thema Bezahlung wird häufig benannt, wenngleich wir das Leopoldina betreffend im Vergleich zu anderen Pflegebereichen schon von Tarifgehältern sprechen“, so Christina Sterk. Doch der „Schlüssel“ werde am Ende sein, genügend Pflegende zu haben, sodass Pflegetätigkeit professionell ausgeführt werden könne. Dazu gehöre Zeit, um eine Beziehung zu den Patienten aufzubauen, und viel berufliche Professionalität. „Dafür brauchen wir Ressourcen und eine Finanzierung, die die Attraktivität des Berufes wieder steigert, was nicht ausschließlich mit der Vergütung der Aufgabe zusammenhängt. Es geht auch um ein verlässliches, angenehmes Arbeitsumfeld, in dem man vorankommen und sich entwickeln kann“, so die Geschäftsbereichsleiterin der Pflege.

Die ausgebildete Krankenschwester ist sich bewusst: hierzu sind Menschen von Nöten, die solch einen „systemrelevanten“ Beruf ausüben möchten. Menschen, die nicht immer auf die Uhr sehen, die den Schichtdienst nicht scheuen und denen das Wohl ihrer Patienten am Herzen liegt. Wie wertvoll solche Menschen sind, hat Corona gezeigt: „Wenn wir einmal alles wegstreichen, was ‚nettes Beiwerk‘ ist, dann geht es für uns Menschen um Gesundheit, soziale Beziehungen und ein Mindestmaß an Organisation des Zusammenlebens. Wir Pflegende sind da eine zentrale Berufsgruppe.“ Es geht also um Menschen, die gerne anderen Menschen helfen. Christina Sterk hat eine Idee davon, wie deren Situation in Schweinfurt besser werden könnte. „Ein Fokus liegt auf der Aus-, Fort- und Weiterbildung.“

So solle die Ausbildung praxisorientierter und die praktische Ausbildung neu gestaltet werden. „Da sind wir gerade mittendrin. Viele weitere Aspekte werden folgen. Wir gehen das gemeinsam mit unseren Mitarbeitern an.“ Sterk übt ihren Beruf mit Leidenschaft aus. Diese Begeisterung möchte sie auch bei jungen Menschen wecken. „Es muss deutlich werden, dass es darum geht, Menschen zu helfen, sie in besonderen Situationen zu begleiten und zu beraten. Das macht professionelle Pflege aus. Auch muss sichtbar werden, wie vielfältig und einzigartig dieser Beruf ist“, ist sie überzeugt. „Durch die medizinischen Fachabteilungen kann sich Pflege sehr weit und in die Tiefe entwickeln. Das Spektrum nach der Ausbildung ist gigantisch groß und spannend.“

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