Mehr Zeit für gute Pflege

Der Weg zurück ans Bett für qualifizierte Pflegekräfte

0

Wer diesen Weg zusammen mit Gleichgesinnten geht, der erfährt neue Motivation und vor allem Sicherheit, sind sich Cornelia Köstler (links) und Stephanie Hübscher (rechts) sicher.

„Ich pflege wieder, wenn…“, lautet der Titel einer bundesweiten Potenzialanalyse1, die aufzeigt, wie viele ehemalige Pflegekräfte sich aus diversen Gründen eine Rückkehr in ihren Beruf vorstellen könnten. Die aus dem Jahr 2022 stammende Studie spricht von rund 1,2 Millionen ausgestiegenen Pflegekräften. Diese Berufsrückkehrer:innen, wenn man sie zum Wiedereinstieg motivieren könnte, würden im Idealfall die drohende Lücke von jetzt schon rund 200.000 und 2030 geschätzt mindestens 500.000 fehlenden Pflegekräften schließen. Der Verband der Pflegenden in Bayern hat auf die Studie reagiert und eine Umsetzungsempfehlung zum Wiedereinstieg für Pflegefachpersonen erarbeitet, die die Rückkehr in die Pflege erleichtern soll. In Würzburg will man nun Anreize schaffen, dass qualifizierte Pflegekräfte den Weg zurück ans Kranken- und Pflegebett finden. Die Stiftung Juliusspital wird daher in Kürze gemeinsam mit seinem Juliusspital Seniorenstift, dem JuliusCare Fort- und Weiterbildungsinstitut sowie dem Klinikum Würzburg Mitte (KWM) ein entsprechendes Programm auf Grundlage dieser Umsetzungsempfehlung umsetzen. Für Stephanie Hübscher, Geschäftsbereichsleiterin Seniorenstift, Hospiz, Bildung und Beratung der Stiftung Juliusspital Würzburg, und Cornelia Köstler, stellvertretende Pflegedirektorin des KWM, ist klar: „Wir müssen die Hände ausstrecken und aufeinander zugehen!“ Angesprochen werden sollen Pflegekräfte, die in einen anderen Beruf gewechselt haben, die sich in Elternzeit befinden oder die nach der Kinderauszeit den Wiedereinstieg nicht mehr geschafft haben, sich aber vorstellen könnten, den Pflegeberuf wieder aufzunehmen. Was die „Taskforce Pflege“ anbietet, um dabei zu helfen: „Eine Kombination aus Theorie im Rahmen von 160 Unterrichtsstunden, um sie wieder auf den aktuellen Stand zu bringen, und einen praktischen Teil“, erläutert Hübscher den Ansatz, um den Berufsrückkehrer:innen einen begleitenden und qualifizierten Wiedereinstieg zu ermöglichen. „Wir greifen die Sorgen und Hemmnisse einer großen Personengruppe auf, die befürchtet, sie würden den Anforderungen nicht mehr genügen“, ergänzt Cornelia Köstler mit Blick vor allem auf den digitalen Wandel und den medizinisch-pflegerischen Fortschritt im Gesundheitswesen. Hübscher und Köstler sind sich bewusst, dass dieses Programm den Fachkräftemangel nicht von heute auf morgen eliminieren werde. Doch sind sie überzeugt, dass dadurch wieder mehr Zeit für gute Pflege geschaffen werde. Als Hauptanreiz für einen Wiedereinstieg nannten die Probant:innen der Studie verlässliche Arbeitszeiten („Frei ist frei“). Flexible Arbeitszeitmodelle seien in der Pflege mittlerweile Usus, so Hübscher. Und Engpässe würden mit zunehmendem Personal weniger, ergänzt Köstler. Das schaffe Grundvoraussetzungen, die man brauche, um qualifiziertes Fachpersonal zurück auf Station zu bringen. „Derzeit bietet sich eine Chance, wie sie es noch nie gab“, so die stellvertretende Pflegedirektorin. „Wir können einstellen, entwickeln und wachsen.“ Das Thema Geld rangierte in der Studie weit hinter anderen Themen wie Zeit haben für alte oder kranke Menschen, verlässliche Arbeitszeiten oder Wertschätzung. Das verwundert die beiden Pflegeexpertinnen nicht, seien doch die tariflichen Rahmenbedingungen mittlerweile sehr gut. Zudem gebe es keinen Unterschied mehr in der Entlohnung von Pflegekräften im Krankenhaus und Seniorenheim. Die fehlende Zeit für das Zwischenmenschliche wurde am häufigsten als Grund für den Ausstieg genannt. Im eigenen Haus könne man durch Prozessoptimierung gegensteuern, um so für mehr Zeit am Bett zu sorgen, so Köstler. Hübscher sieht hier vor allem die Politik in der Pflicht, die bisherigen Vorgaben hinsichtlich Dokumentationspflichten zu überdenken. „Der Mensch muss wieder im Mittelpunkt stehen!“. Bis es so weit ist, ist für beide Frauen klar: „Jede:r, die:der wiederkommt, trägt zu einer besseren Pflege sowohl im Krankenhaus als auch im Seniorenheim bei.“ 

Fotos: ©Inline Internet & Werbeagentur GmbH, Stiftung Juliusspital;
Quelle: 1www.arbeitnehmerkammer.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Politik/Rente_Gesundheit_Pflege/Bundesweite_Studie_Ich_pflege_wieder_wenn_Kurzfassung.pdf
  

Nähere Informationen zum Wiedereinstiegsprogramm unter: www.julius-care.de

Share.