Lose Schräubchen

Apotheker Michael Dickmeis über Vitamin D im Alter

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„Ein Vitamin ist etwas, das zum Leben wichtig ist, was wir aber selbst nicht herstellen können“, erklärt Apotheker Michael Dickmeis, Inhaber der Sonnenapotheke in Würzburg. Vitamin D habe eine Sonderstellung, da der Körper es ein Stück weit selbst bilden könne. Dies geschehe aus Vorstufen, die im Körper synthetisiert oder mit der Nahrung aufgenommen würden. Vitamin D werde in der Haut unter UV-Bestrahlung gebildet. Und zwar satte 80 bis 90 Prozent, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) informiert. Die Ernährung trage mit einem geschätzten Anteil von zehn bis 20 Prozent zur Versorgung bei. Und: „Wir in Deutschland gehören nicht zu den sonnenreichsten Regionen der Erde“, so Dickmeis. Für Seniorinnen und Senioren komme erschwerend hinzu, dass mit zunehmendem Lebensalter die Fähigkeit der Haut, diesen Synthetisierungs-Prozess ablaufen zu lassen, deutlich abnehme. Natürlich gebe es Lebensmittel, die dazu beitragen könnten, weiß der Experte. Dazu gehören fetter Seefisch, Eier oder sonnengetrocknete Pilze. Er sagt aber auch: „Die Mengen, die man zu sich nehmen müsste, um eine gute Vitamin-D-Versorgung zu erreichen, wären exorbitant.“ Ein zweiter Faktor im höheren Lebensalter sei die Einnahme von Medikamenten. Diese könnten den Vitamin-D-Spiegel senken. Dazu gehören unter anderem Kortison-Präparate, Antiepileptika oder bestimmte Blutdruck- und Cholesterinsenker, aber auch Virostatika und Krebsmedikamente. Ein Mangel könne sich unspezifisch äußern, etwa durch Müdigkeit, depressive Verstimmung, Infektanfälligkeit oder Haarausfall. Oftmals manifestiere er sich über Jahre. Und das kann Folgen haben. ­„Vitamin D ist immer mit Knochenneubildung vergesellschaftet: beim Kind mit Wachstum, beim älteren Menschen mit Osteoporose“, so der Fachmann. Heute wisse man, dass ein Vitamin-D-Mangel auch mit erhöhtem Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko einhergehe. Eine Überdosierung könne allerdings auch Schaden anrichten wie Herzrhythmusstörungen oder Nierensteine. Was also tun? Er rät zum Labor. Über ein Blutbild lasse sich ein Mangel exakt feststellen. Welcher Wert gerade bei älteren Personen angeraten ist, darüber gehen die Meinungen stark auseinander. Er sollte auf jeden Fall im oberen Referenzbereich von 50 Mikrogramm liegen. Dickmeis zufolge gehe es bei einem Vitamin-D-Mangel insgesamt darum, „an vielen losen Stellschräubchen zu drehen, um die Gesamtsituation zu verbessern“. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt bei fehlender körpereigener Bildung derzeit für alle Altersgruppen ab einem Lebensjahr eine Zufuhr von 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag (800 IE)1 und sagt: „Die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats in Höhe des Referenzwertes trägt dann zur gezielten Vitamin-D-Versorgung bei.“ Ist die Einnahme eines Vitamin-D-Präparates abgeklärt, spielt der Einnahmezeitpunkt eine entscheidende Rolle. „Vitamin D sollte immer mit der fettreichsten Mahlzeit des Tages eingenommen werden“, so Michael Dickmeis. Durch das Nahrungsfett werde die Aufnahme im Körper gesteigert.  

Quellen: 1 www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/vitamin-d

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