Leistungssport ist kein Zuckerschlecken

Bernhard Reiser berät als Foodcoach die Tiroler Elite-Skischule Stams, die Kaderschmiede für Olympiasieger und Weltmeiste

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Bernhard Reiser ist auch Dozent für den Studiengang „Food Management“ an der DHBW Mosbach, Campus Bad Mergentheim für die Fächerkombination „Sportund Ernährungswissenschaften“. Foto: Daniel Biscan

Bernhard Reiser ist auch Dozent für den Studiengang „Food Management“ an der DHBW Mosbach, Campus Bad Mergentheim für die Fächerkombination „Sportund
Ernährungswissenschaften“. Foto: Daniel Biscan

„Die Ski-Springerinnen hier sind hart an der Grenze zur Magersucht“, stellt Bernhard Reiser als Ernährungsberater der Elite-Sportschule Stams, der Kaderschmiede des österreichischen Profi-Skisports, fest. Wer hoch hinaus wolle, müsse oft einen hohen Preis zahlen!

„Vor allem die Skiflieger tun mir leid, weil sie so sehr auf ihr Gewicht achten müssen… ein Kilo mehr auf den Rippen sind gleich zehn Meter weniger auf der Schanze.“ Das bedeute ernährungstechnisch: wenig Fett, viele Kohlehydrate und insgesamt maximal 2500 Kilokalorien am Tag. „Leistungssport ist kein Zuckerschlecken!“

Ein anderes Problem haben die Biathleten. Die müssten auf 5000 bis 7000 Kilokalorien am Tag kommen: Hier stünden gesundes Fett (Pflanzenöl, Fisch, Nüsse, Kürbiskerne etc.) und langkettige Kohlehydrate (Kartoffeln, Reis, Nudeln, Haferflocken, Vollkornbrot etc.) als Betriebsstoff für die Ausdauersportler auf dem Speiseplan.

Süßes sei verboten: „Zucker ist „Gift“ für Leistungssportler“, betont Reiser. Auch die Abfahrtsläufer haben einen täglichen vorgegebenen Grundumsatz von rund 4500 Kilokalorien. Der ist notwendig, weil sie ein gewisses Gewicht auf die Skier bringen müssen, um Geschwindigkeit erzeugen und abfangen zu können.

Apropos abfangen… dafür wiederum brauchen die jungen Athleten Muskeln, die sich nicht nur durch Training aufbauen lassen – im Gegenteil, sagt der 50-Jährige Ernährungsberater und Sternekoch: „Wer beispielsweise zu viel trainiert und in der Regeneration nicht richtig isst, baut keine Muskeln auf.“

Bevor der letzte Schweißtropfen nach dem Training oder Wettkampf vergossen sei, sollte der Athlet schon Eiweiß und Kohlehydrate zugeführt haben, so der Foodcoach. Nur so geschehe direkt nach der Anstrengung Muskelaufbau.

Vor dem Wettkampf dagegen brauche der Leistungssportler schnelle Energie, sprich Kohlehydrate plus ein wenig Fett (zum Beispiel ein Butterbrot), um Leistung über eine gewisse Strecke erbringen zu können und zu verhindern, dass man in die Unterzuckerung kommt. Ebenso sei Trinken wichtig!

Durch den generell reduzierten Stoffwechsel im Winter, gepaart mit Anstrengung in luftiger Höhe (über 2000 Meter), dehydriere man leicht. Dem gilt es vorzubeugen durch Mineralwasser (Calcium-Magnesium-Verhältnis von 2:1), Kräutertees Saft- oder Gemüsesaftschorlen – so viel und so oft wie möglich.

Alkohol ist auf der Piste generell ein schlechter Begleiter (nicht nur für Profisportler), weil er dem Körper Wärme und Wasser entzieht, und zudem den Sportler unkonzentriert und leichtsinnig werden lässt.

Hobby-Skifahrern rät Bernhard Reiser sich weniger ernährungstechnisch als körperlich auf den Wintersport vorzubereiten, falls er denn ansteht. Am besten mit Übungen für den Oberkörper (Schulter, Oberarme) für Langläufer und mit der guten alten Skigymnastik für geplantes Ski Alpin.

„Im Skiurlaub werden dann plötzlich Muskeln beansprucht, die das nicht gewohnt sind und Bewegungsabläufe abgerufen, die nicht einübt sind“, so der Dozent für Sport- und Ernährungswissenschaften an der DHBW Mosbach.

Vorbereitung ist alles, sowohl im Profisport als auch im Leben eines Hobby-Skifahrers!

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