Kohldampf auf Kohl?

Kein Problem! Claudia Süssenguth und Birte Willems über Kohlgemüse, das schmeckt und gut tut: Brokkoli, Kohlrabi und Weißkohl

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Der Kohlrabi fand erst im 19. Jahrhundert besondere Verbreitung in Europa. Im Gemüsefach halte er sich acht bis zehn Tage. Und das ohne Vitaminverlust, informiert die „Lollo Rosso“-Inhaberin. Foto: Nicole Oppelt

Für die einen ist es ein „Arme-Leute-Essen“, für die anderen ein Hochgenuss. Herbst und Winter ist Kohlzeit – und das nicht erst seit gestern. „Kohl zählt zu den ältesten Gemüsesorten schlechthin. Bereits vor 2.500 Jahren haben Griechen und Römer Kohl angebaut“, informiert das Portal Gemüsekorb¹. Schon damals seien 14 verschiedene Kohlsorten bekannt gewesen. Mittlerweile seien es über 400.

Auch Claudia Süssenguth, Inhaberin des Naturkostmarktes Lollo Rosso in Würzburg, schätzt Kohl sehr. Zu ihren Favoriten zählt Brokkoli – und das ganzjährig. Denn was viele nicht wissen: „Es gibt Winter- und Sommer-Brokkoli“, klärt die Fachfrau auf. Sie verarbeitet die dem Blumenkohl verwandte Gemüsepflanze inklusive der Stiele.

„Diese einfach ein bisschen abschälen und ein kleines Kreuz hineinritzen. Warum? Damit der Stil genauso schnell gart wie die Röschen.“ Der kalorienarme Brokkoli, der vor allem aus Italien kommt, schmeckt warm ebenso wie kalt.

„Im grünen Gemüse steckt eine gute Portion Kalzium und Vitamin K, die beide essenziell für gesunde Knochen und starke Zähne sind“, sagt Ökotrophologin Birte Willems. „Das Kalzium im Brokkoli kann vom Körper gut absorbiert werden, wegen dem zudem enthaltenen Vitamins C, das außerdem das das Bindegewebe kräftigt, da es Eiweiße im Körper zu Kollagenfasern umwandelt.“

Die Diät- und Ernährungsberaterin konstatiert: „Brokkoli enthält zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe wie die Glucosinolate (auch Senfölglycoside genannt). Sie sind für den etwas scharfen und bitteren Geschmack verantwortlich. Nach neueren Erkenntnissen beugen diese Geschmackstoffe Harnwegsinfektionen vor.“ Auch Carotinoide seien in Brokkoli reichlich enthalten, so Willems weiter.

„Carotinoide gehören ebenfalls zu den sekundären Pflanzenstoffen. Zur ihrer wichtigsten Aufgabe gehöre, dass sie freie Radikale binden können. Besonders interessant für die Krebsprävention und Therapie sei Willems zufolge das Sulforaphan, welches reichhaltig in Brokkoli und in Brokkolisprossen vorkomme. Claudia Süssenguth empfiehlt Brokkoli auch als Schonkost, da er keine blähenden Eigenschaften besitze. Auf dem Speiseplan nicht fehlen dürfe außerdem Kohlrabi mit seinem nussähnlichen und leicht süßen Geschmack.

„Meistens ist er so zart, dass man ihn roh essen kann – und das unabhängig von seiner Größe“, so Süssenguths Tipp. Auch beim Kohlrabi setzt die Fachfrau aus dem Naturkostladen auf vollständige Verwertung.

„Die Blätter enthalten viel Vitamin C und sind reich an Carotinoiden, die im Körper zu Vitamin A umgewandelt werden. Gerade die kleineren passen sehr gut in den Salat oder ins Gemüse. Mit etwas Zitronensaft lassen sie sich wie Spinat zubereiten. Größere eignen sich für Rouladen.“

Doch auch in der Knolle, die zur Familie der Kreuzblütler gehört, steckt einiges: Laut Birte Willems sei der Kohlrabi vor allem reich an Kalzium, Magnesium und Glucosinolat. Dritter im Bunde ist der kalorien- und fettarme Weißkohl. „Auch er ist ganzjährig zu bekommen und sein Herz so zart, dass er nicht nur als Gemüse, Wickel oder Suppe, sondern auch als Salat schmeckt.“

Claudia Süssenguth kennt auch seine förderliche Wirkung, etwa bei Gelenkschmerzen oder Verrenkungen. Und das kommt nicht von Ungefähr: „Bereits im antiken Griechenland wussten die Menschen um die Heilwirkung des Kohls. Sie bereiteten zum Beispiel eine Salbe aus Fett, Asche und verbranntem Kohl zu, um damit Wunden zu desinfizieren“, schreibt das Portal Heilpraxis².

Innerlich angewandt, als Saft, half und helfe er auch heute noch bei Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Äußerlich würden Kohlauflagen vor allem entzündungshemmend wirken und die Wundheilung fördern.

„Kohl spielt vor allem in den Wintermonaten eine wichtige Rolle. Er gehört zu den wenigen heimischen saisonalen vitaminreichen Gemüsen“, fasst Birte Willems zusammen.

„Die meisten Kohlsorten zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Ballaststoffen aus. Sie sind zudem kalorienarm. Um die wertvollen Inhaltsstoffe optimal nutzen zu können, sollten alle Kohlarten schonend verarbeitet werden.“

Quellen: ¹https://www.gemuesekorb.info/kohl, ²http://www.heilpraxisnet.de/hausmittel/kohlwickel-anwendung-und-wirkung

www.lollo-rosso.de

Nährwerte

Brokkoli
Vitamin C/ 100 g: 95 mg
Kalzium/ 100 g: 60 mg
Magnesium/ 100 g: 20 mg
Carotinoide/ 100 g: 850 µg
Folsäure/ 100 g: 40 µg
Ballaststoffe/ 100 g: 3 g
Glucosinolat/ 100 g: 80 mg

Kohlrabi
Vitamin C/ 100 g: 65 mg
Kalzium/ 100 g: 60 mg
Magnesium/ 100 g: 45 mg
Carotinoide/ 100 g: 200 µg
Folsäure/ 100 g: 70 µg
Ballaststoffe/ 100 g: 1,4 g
Glucosinolat/ 100 g: 109 mg

Weißkohl
Vitamin C/ 100 g: 50 mg
Kalzium/ 100 g: 45 mg
Magnesium/ 100 g: 15 mg
Carotinoide/ 100 g: 72 µg
Folsäure/ 100 g: 30 µg
Ballaststoffe/ 100 g: 2,9 g

Quelle: Prof. Dr. Helmut Hesker/Beate Hesker: Die Nährwerttabelle, Umschau Verlag Neustadt/Weinstraße, 5. Auflage 2018/2019, ISBN: 978-3-86528-161-6, Preis: 9,99 Euro, www.umschau-verlag.de

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