Immer der Nase nach?

Olfaktorische Detektorsysteme sollen in Zukunft Krankheiten schon am Körpergeruch erkennen können

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©Mario Schmitt

Bluttests taugen dazu, Krankheiten zu diagnostizieren, ebenso bildgebende Verfahren, das ist bekannt. Dass auch die Nase als Diagnose-Instrument infrage kommt, wissen nur wenige. Tatsächlich jedoch sagen Chemikalien, die über Haut, Atem und Schweißdrüsen vom Körper ausgeschüttet werden, viel über den Gesundheitszustand aus. Antike Ärzte wussten das. Sie waren zum Beispiel in der Lage, anhand des „fetor hepaticus“ in der Atemluft Leberschäden zu entdecken. Wissenschaftliche Studien konnten inzwischen belegen, dass man Krankheiten „riechen“ könne, sagt Jens Volkmann, der die Neurologie am Universitätsklinikum Würzburg leitet. Prof. Volkmann ist ausgewiesener Experte für die Krankheit Morbus Parkinson und Mitgründer der Parkinson Stiftung. „Wir wissen mittlerweile, dass Hunde trainiert werden können, Parkinson zu erkennen”, berichtet er. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland zufolge bilde die Organisation „Parkinson Alert-Dogs“ Hunde aus, die nach eigenen Angaben in bis zu 90 Prozent der Fälle Parkinson-Patientinnen und- Patienten identifizieren können. Für eine wissenschaftliche Studie aus China wurden drei Hunde darauf trainiert, Parkinson am Geruch zu erkennen. Von fast 1.000 Riechproben erkannten die Vierbeiner 91 Prozent der Proben richtig als von Menschen mit Parkinson stammend. Das liegt an ihrer außergewöhnlich feinen, mit bis zu 220 Millionen Riechzellen bestückten Nase. „Bei Parkinson sind auch die Schweißdrüsen betroffen, sodass es nachvollziehbar ist, dass Geruchsveränderungen entstehen können”, erläutert der Parkinson-Experte. Starkes Schwitzen vor allem nachts sei wiederum ein häufiges Symptom bei Parkinson. Den Grund vermuten Mediziner im geringen Dopaminspiegel, aber auch in einer gestörten Regulation der Schweißdrüsen. Um welche zu erschnüffelnden chemischen Stoffe es sich bei Parkinson genau handelt, ist laut der Deutschen Parkinson Gesellschaft unbekannt: „Daher gibt es keinen objektiven Test für den Nachweis.“ Allerdings werde gerade der Versuch unternommen, eine „elektronische Nase“ zu entwickeln. Das Magazin „Spektrum“ berichtete im Herbst 2020 von einer Arbeit chinesischer Forscherinnen und Forscher. Diese versuchen, herauszufinden, ob auf künstliche Intelligenz basierende Sensoren, die dem Geruchssystem nachempfunden sind, jene Moleküle identifiziert werden können, die im Talg von Parkinson-Patientinnen und -Patienten vorhanden sind. Nach Kenntnissen von Prof. Volkmann sind die Arbeiten zur „elektronischen Nase“ jedoch noch nicht abgeschlossen. Parkinson ist nicht die einzige Erkrankung, die mit einem bestimmten Geruch einhergeht. Auch der Urin von Diabetikerinnen und Diabetikern kann speziell riechen. Zu vermuten steht für einige Forscherinnen und Forscher, dass sich sogar Krebs im Frühstadium „erschnüffeln“ ließe. Vor zwei Jahren untersuchten niederländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ob die sogenannte eNose-Technologie die Früherkennung von Lungenkrebs bei COPD-Patientinnen und -Patienten verbessern könne. Dies gelang mit einer Sensitivität von 86 Prozent. Auch am Center for Bits and Atoms am Massachusetts Institute of Technology (MIT) wird seit Jahren an der Entwicklung einer „Nanonose 2.0“ als olfaktorisches Detektorsystem gearbeitet. Der MIT-Prototyp ist beim Aufspüren von Molekülen bis zu 200 Mal empfindlicher als die Nase eines Hundes. Das berichtete das Technische Museum Wien im Juni 2021.

Quelle: https://theconversation.com/your-unique-smell-can-provide-clues-about-how-healthy-you-are-215311, 

 

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