Im Spiel bleiben

Dr. Stephan Reppenhagen über seine Arbeit als Mannschaftsarzt

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Als Sportmediziner und Mannschaftsarzt begleitet Dr. Stephan Reppenhagen unter anderem die Rimparer Wölfe. Und auch bei ihrem Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga stand er bereits am Spielfeldrand in Bereitschaft. Daneben betreut er Individual-Sportler:innen und die Profisportler:innen am Würzburger „Bundesstützpunkt Basketball Damen“. Im Grunde habe sich die Arbeit eines Mannschaftsarztes die letzten Jahre nicht wesentlich verändert. Nach wie vor sei das oberste Ziel: bei einer Verletzung schnell und professionell zu reagieren. Trete der Ernstfall ein, laufe automatisch eine Art Blitzanalyse ab, so Dr. Reppenhagen. Prinzipiell gehe es darum, dass sich Sportler:innen keinen weiteren Schaden zufügten, würden sie weiterspielen. Häufige Verletzungen bei einem Spiel sind: Prellungen, Muskelverletzungen und Distorsionen des oberen Sprunggelenkes.

Reppenhagen: „Es ist die Aufgabe des Mannschaftsarztes die Entscheidung zu treffen, ob der/die verletzte Spieler:in im Spiel bleiben kann. Was allerdings im Einzelfall schwierig sein kann, da es neben den medizinischen Entscheidungen noch weitere Gründe gibt“, betont der Sportmediziner. „Beispielsweise die Wichtigkeit des Spielers innerhalb der Mannschaft, die Bedeutung des Spiels im Allgemeinen, die Interessen der Spieler:innen, der Saisonzeitpunkt, der Spielzeitpunkt, der Verlauf des Spiels und auch ob es Einwechsel-Alternativen gibt.” Für jede Entscheidung benötige der Mannschaftsarzt das Vertrauen der Spieler:innen und sowie des Umfelds. Nur so könne man auch in kritischen Situationen richtig entscheiden. Und ein Gedanke spiele immer mit: „Die Frage, wie der Mannschaft am besten geholfen ist.” Spieler:innen, die lange verletzt sind, könnten dem Team nicht helfen. Typische Verletzungsmuster erkenne man häufig schon vom Spielfeldrand aus, berichtet der Oberarzt aus dem König-Ludwig-Haus in Würzburg. Da helfe Erfahrung – und man habe ja gesehen, was oder wie es passiert ist. Könne ein:e Spieler:in nicht weitermachen, schließe sich eine schnelle Diagnostik an – etwa mittels Kernspintomographie oder Röntgen.

Hierbei sei auch das Netzwerk im Hintergrund mit Spieler-, Trainer-, Ärzt:in und Physiotherapeut:in entscheidend. Das gehe nur mit gegenseitigem Vertrauen – ansonsten funktioniere die Zusammenarbeit nicht, betont Dr. Reppenhagen. Das Hauptgeschäft eines Mannschaftsarztes und Sportmediziners seien in der Regel kleinere Verletzungen. Aber auch da müsse zusammen mit den Physiotherapeut:innen ein Plan für die Rückführung ins Training und ins Team erstellt werden. „Übrigens Kopfverletzungen aus Zusammenstößen oder Kopftreffern sind über viele Jahre unterschätzt worden”, sagt der Sportorthopädie. Heute werde dieser Thematik erheblich mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Im Fall einer Kopfverletzung gebe es Algorithmen, an denen man entscheiden könne, ob ein:e Spieler:in weiter spielfähig sei. „Darüber hinaus arbeiten wir mit Spezialist:innen (Neurophysiolog:innen) zusammen, die uns sehr genau mitteilen können, ob ein:e Sportler:in weiterspielen kann oder noch eine längere Pause benötigt.“ Ganz entscheidend sei es allerdings, mehrfache Kopfverletzungen zu vermeiden.

Das Interview mit dem Sportorthopäden Dr. Stephan Reppenhagen aus dem König-Ludwig-Haus in Würzburg führte Lebenslinie-Chefredakteurin Susanna Khoury.

www.koenig-ludwig-haus.de

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