Hunger nach Kontakt

Neurowissenschaftlerin Grit Hein erforscht Einsamkeit

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Einsamkeit kann so schlimm wie Hunger sein, was auf einer Sache beruht, die durch Magnetresonanztomografie erkennbar wird. „Beide negativen Gefühle werden in ähnlichen Hirnregionen aktiviert“, erläutert Neurowissenschaftlerin Grit Hein von der Universität Würzburg. Eindeutig belegt wurde dies auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern um die Forscherin Rebecca Saxe vom Department of Brain and Cognitive Sciences am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Prof. Hein forscht seit Langem zur Bedeutung sozialer Interaktion. Kontakte mit netten Menschen, sagt die Leiterin des Forschungsschwerpunkts „Translationale Soziale Neurowissenschaften“ an der Universitätsklinik für Psychiatrie, können sogar Schmerzen und Angst bekämpfen. Ein 

Mangel

an sozialen Kontakten wiederum könne tatsächlich so schmerzhaft erlebt werden wie Hunger. Das, was die Kolleginnen und Kollegen um Forscherin Rebecca Saxe am MIT herausgefunden haben, passe von daher gut zu ihren eigenen Ergebnissen: „Das menschliche Bedürfnis, dazuzugehören, ist wirklich sehr essenziell.“ In ihren Veröffentlichungen weist Hein immer wieder darauf hin, dass man die Erkenntnisse von Forscherinnen und Forschern, die sich mit der Bedeutung sozialer Kontakte befassen, im Sinne der Gesundheit der Menschen noch besser einsetzen und nutzen sollte. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie abträglich es für Menschen ist, wenn sie Kontakte massiv einschränken müssen. Vor allem an Kindern sei dies bis heute deutlich zu sehen. Doch es gebe laut Hein auch einen positiven Effekt der Corona-Krise: Forschungen über die psychosoziale Bedeutung von zwischenmenschlichen Interaktionen hätten nach ihren Beobachtungen seither an Relevanz gewonnen. In Würzburg untersucht die Professorin aktuell unter anderem, welche Bedeutung das soziale Umfeld auf klinisch relevante Schmerzsyndrome hat, etwa bei einer Neuropathie nach Einnahme des Arzneimittels Bortezomib. Dabei interessiert sie sich auch für die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen.

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