Gespräche am Kamin

Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg will mehr Bewusstsein für traditionelle Hausmittel, naturheilkundliche Lebensführung und das Verständnis für den eigenen Körper schaffen

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©Caroline Förster

Bei leichtem Schnupfen oder Fieber in die Notaufnahme? Dass das keine Seltenheit ist, darüber hat die Lebenslinie bereits berichtet (Ausgabe I/2024). Grund dafür ist unter anderem das fehlende Wissen über den eigenen Körper. Das will Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg stärken. In Gerchsheim lodert nicht nur in den Wohnzimmern ein wärmendes Feuer – auch im übertragenen Sinne entfacht die Heilpraktikerin mit ihren „Gesprächen am Kamin“ ein Feuer für traditionelle Hausmittel, naturheilkundliche Lebensführung und Verständnis für den eigenen Körper. Gemeinsam mit der Gemeinde ins Leben gerufen und unterstützt von den hiesigen Dorffrauen, bietet sie regelmäßig kostenfreie Vortragsabende an. Die Impulse, die Gräfin Wolffs­keel vermittelt, stammen aus gelebter Erfahrung: von ihrer Mutter, Großmutter – und jahrzehntelanger eigener Heilpraxis. Ob Fließschnupfen, trockener Reizhusten oder produktiver Husten – wer die feinen Nuancen verstehe, könne gezielter Therapien angehen, ist sie überzeugt. So werde etwa schwarzer Rettich mit Honig zum natürlichen Hustensirup, Salbeitee bei trockenem Husten sollte hingegen lieber vermieden werden. Und Wickel – ob mit Zwiebel, Essig oder Retterspitz – würden erst dann ihre Wirkung entfalten, wenn man weiß, wie man sie korrekt anlegt. Dieses Wissen sei kein Luxus, sondern elementar – gerade in einer Zeit, in der Selbstfürsorge oft an Apps und Algorithmen delegiert werde, betont die Heilpraktikerin. Herzstück des nächsten Kaminabends wird der „Rhythmus des Menschen in den verschiedenen Jahreszeiten“, also die Chronobiologie, sein. Einen Fokus legt sie hier auf die sogenannte Organuhr. Gräfin Wolffskeel zeigt, wie dieses Konzept aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), das den Energiefluss der zwölf Meridiane und Organe beschreibt, auch uns helfen kann. Sie erklärt, wie jedes Organ des Körpers innerhalb eines 24-Stunden-Rhythmus eine bestimmte Hochphase durchläuft – und wie sich dieser innere Takt auf Wohlbefinden, Krankheit und Leistung auswirken kann. Zwischen sieben und neun Uhr habe zum Beispiel der Magen seine stärkste Aktivität: der ideale Zeitpunkt für das Frühstück. Zwischen 13 und 15 Uhr dominiere der Dünndarm – die beste Phase für die Hauptmahlzeit. Ab 19 Uhr beginne der Körper sich hormonell auf Ruhe einzustellen – wer jetzt noch schwer verdaulich esse, störe die Produktion des Schlafhormons Melatonin. Die Nacht wiederum gehöre Gallenblase (23 bis 1 Uhr), Leber (1 bis 3 Uhr) und Lunge (3 bis 5 Uhr). Wer zum Beispiel regelmäßig um dieselbe Uhrzeit erwacht, könne aus der Organuhr nützliche Rückschlüsse ziehen, sagt die Gräfin. Wie Chronobiologie zur Verhaltensänderung einer ganzen Gesellschaft genutzt werden kann, beweist Bad Kissingen, die weltweit erste ChronoCity, bereits seit Jahren. Auch darüber hat die Lebenslinie berichtet (Ausgabe II/2015). Der Vortrag von Gräfin Wolffskeel findet am 5. November in der Turnhalle Gerchsheim statt – wie immer ohne Eintritt, mit thematisch passendem, phytotherapeutischem Tee, bereitgestellt von Gräfin Wolffskeel, und als Rezept im Würzburger Kräuterladen „Kraut Allerliebst“ hinterlegt. Weitere Termine folgen bis ins Frühjahr, darunter Themen wie Bachblüten oder Farbensprache. Der Geist der Gespräche am Kamin: lebendige Hilfe zur Selbsthilfe, kostenlos und für jeden zugänglich, ehrenamtlich, herzlich und ohne digitale Überfrachtung. Ein echter Mehrwert in unserer Zeit.

Weiterführendes und weitere geplante „Gespräche am Kamin“ unter www.graefin-wolffskeel.de

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