Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach spaltet. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass er Homöopathie als Kassenleistung streichen will. Er ist der Ansicht, es gebe keine wissenschaftliche Evidenz. Seine Konsequenz: Leistungen, die nichts bringen, sollten auch nicht bezahlt werden (wir berichteten in der April-Ausgabe). Laut dem Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) ist die Homöopathie der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung ein Begriff. 94 Prozent wüssten, dass es homöopathische Arzneimittel gebe, die Mehrheit habe bereits Erfahrungen damit. Eine Forsa Umfrage aus dem Jahr 2021 zeichnet ein ähnliches Bild. Demnach seien 70 Prozent der Deutschen offen für Homöopathie. Das Meinungsforschungsinstitut Kantar TNS gibt außerdem an, dass 75 Prozent eine integrative Medizin befürworten, also das Miteinander von Schulmedizin und ergänzenden Therapien wie der Homöopathie. Warum die Bevölkerung Homöopathie nutzt, darüber gibt die Studie Bertelsmann Gesundheitsmonitor Aufschluss. Häufigster Anlass für Besuche bei Homöopathinnen und Homöopathen seien demnach allgemeine Beschwerden (48 Prozent) oder chronische und akute Erkrankungen (43 respektive 32 Prozent). Die Patientinnen und Patienten gingen überdies zu homöopathisch tätigen Ärztinnen und Ärzten, weil anderswo keine Besserung erreicht wurde oder sie sich mehr Sprechende Medizin wünschen (rund 49 Prozent). Und wie sieht es in Mainfranken aus? Apothekerin Sylvia Pöhlmann, langjährige Inhaberin der seit fast 50 Jahren bestehenden St. Margareten-Apotheke in Margetshöchheim, kann hierzu einiges berichten. Jene Menschen, die zu ihr kommen und nach homöopathischen Rezepturen verlangen, wissen um deren Nutzen. „Die Kundinnen und Kunden, die das schätzen, haben Erfahrungen damit gemacht – ob mit ihren Kindern, Großeltern oder Haustieren“, sagt sie. Zudem gebe es schlicht fast nichts Verschreibungspflichtiges in der Homöopathie. „Man kann Globuli, mit oder ohne Beratung, in deutschen Apotheken überall kaufen.“ Einen „großen Aufschrei“ hinsichtlich Lauterbachs Plänen habe es in Margetshöchheim nicht gegeben. „Die homöopathisch interessierten und sich homöopathisch begleitenden Menschen sind besonnene, ruhigere Typen. Und sie bevorzugen oft Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker oder Ärztinnen und Ärzte, die eine entsprechende Zusatzausbildung haben“, sagt Pöhlmann. Der „Trend“ Homöopathie sei ungebrochen. Und dass sie „fruchtet“, dafür kann Sylvia Pöhlmann mannigfach Beispiele nennen – etwa bei der Begleitung von Trauernden. „Es ist mir oft aufgefallen, dass die homöopathische Begleitung in diesen Fällen sehr viel geben kann“, gibt sie einen Einblick in Erfahrungen, die sie während ihrer Laufbahn immer wieder machen durfte. „Die gegenseitige Ergänzung von Homöopathie und Schulmedizin mit dem Menschen im Mittelpunkt – das ist ideal“, sagt sie. Das geschehe mancherorts auch schon. Und das ergibt Sinn: Schließlich könne Homöopathie, davon ist die Fachfrau überzeugt, dazu beitragen, auch schwere Krankheitsverläufe abzumildern. In der kommenden Ausgabe der Lebenslinie gehen wir weiter in medias res und erfahren unter anderem, was es eigentlich mit den Potenzen auf sich hat und wann welche Globuli eingesetzt werden können.
Ein ungebrochener Trend
Die Politik erteilt der Homöopathie eine Absage. Apothekerin Sylvia Pöhlmann sieht das anders
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