Die gute Nachricht zuerst: Es gibt keine falsche Erste Hilfe. Nur gar nicht helfen ist falsch und in Deutschland sogar strafbar. Ansonsten gilt: Wer nach bestem Wissen und Gewissen handelt, ist rechtlich auf der sicheren Seite. Die schlechte Nachricht: Laut einer Umfrage des Deutschen Roten Kreuzes im Jahr 2013 wissen 67,5 Prozent der Menschen hierzulande nicht, was im Notfall zu tun ist.
Dabei können schon einfachste Maßnahmen Leben retten!
Diese werden in kompakten Kursen vermittelt, wie zum Beispiel in denen der Johanniter-Unfall-Hilfe e. V.. In neun Stunden und für 35 Euro kann man Grundwissen erwerben, für den Fall, dass man Erste Hilfe leisten muss und Wiederbelebungsmaßnahmen notwendig sind. Laut Umfragestatistik bedarf die Wiederbelebung dringend der Reanimation.
„Regelmäßige Erste-Hilfe-Kurse sollten für alle verpflichtend sein“, meint Lisa (30), die zusammen mit 19 weiteren Personen zwischen 17 und 63 an einem Grundkurs der Johanniter-Unfall-Hilfe teilnimmt. Ihrer Meinung sind eigentlich alle Anwesenden – und dennoch ist keiner freiwillig hier.
Der eine Teil arbeitet im medizinischen Bereich respektive Pflegeberuf oder ist betrieblicher Ersthelfer und muss seine Kenntnisse alle zwei Jahre auffrischen. Der andere Teil möchte den Führerschein erwerben, wofür ein Erste-Hilfe-Kurs Voraussetzung ist.
Doch ob stabile Seitenlage, Wiederbelebung oder die „fünf Ws“ beim Notruf: Im Laufe des Kurstages wird deutlich, dass die meisten Teilnehmer Details aus früheren Erste-Hilfe-Kursen längst vergessen haben. Kursleiterin Ricarda Kneitz wird trotzdem nicht müde, ein ums andere Mal zu betonen: „Bitte geht einfach hin und helft, das ist das einzige was zählt!“ Die 20-Jährige absolviert einen Bundesfreiwilligendienst bei den Johannitern und gestaltet ihre Kurse mit viel Witz und Elan.
Teilnehmer Dietmar spricht gegen Ende des Kurses aus, was auch viele andere in den Pausengesprächen gestehen: „Bei so einem Notfall sieht man doch oft ganz furchtbare Dinge, da ist man bestimmt total überfordert. Also ich weiß nicht, ob ich dann helfen würde.“ Auch ihm macht Ricarda Kneitz Mut: „Die Erfahrung zeigt, dass man im Ernstfall plötzlich gut funktioniert und intuitiv das Richtige macht.“
Das bestätigt auch Hans Joachim Hawesch, Ausbildungsleiter bei der Johanniter-Unfall-Hilfe für die Region Unterfranken: „Ich bin jahrelang als Rettungsassistent Einsätze gefahren und wurde mit extremen Unfallsituationen konfrontiert. Aber selbst da haben Menschen oft intensiv geholfen und viele Leben damit gerettet.“
Das schlimmste sei es, nichts zu tun. „Das belastet das eigene Seelenheil massiv. Besser ist es, einfach zu handeln – perfekt muss das nicht sein.“ Weil die Verunsicherung allgegenwärtig ist, ist man bei den Johannitern seit Jahren dabei, die Erste-Hilfe-Maßnahmen ständig zu vereinfachen.
„Wir haben verschiedene Programme entwickelt, die leicht zu merken und handlungsorientiert sind“, erklärt Hawesch. Da ist zum einen das „Paket“, in dem vier Gegenstände die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen symbolisieren.
Ein Kuscheltier steht für das Betreuen und Trösten der Verletzten, ein Telefon für das Absetzen des Notrufs, ein Herz für das Überprüfen der Vitalfunktionen und eine Wärmedecke für den Schutz vor Auskühlung. „Dann gibt es noch unsere Insel“, ergänzt Ricarda Kneitz.
„Hier laden wir zu einer ‚Kreuzfahrt‘ über sieben Stationen in Form von ‚Lerninseln‘ ein. Früher wurden Kursteilnehmern 28 einzelne, verwirrende Notfallbilder präsentiert. Jetzt gibt es nur noch sechs Leitsymptome und Maßnahmenpakete, die es sich zu merken gilt.“
Erste Hilfe kann Leben retten! Neben den üblichen Standardkursen für Fahrschüler, betriebliche Ersthelfer oder Jugendgruppenleiter gibt es auch Kurse für Eltern und Kinder. Sie sind in der Regel kompakt und praxisorientiert. Weitere Informationen unter www.johanniter-kurse.de.